Elsas Nacht(b)revier : Rubrik:Literarisches Blog
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ElsaLaska
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2016-07-25T17:18:22Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Elsas Nacht(b)revier
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Sommer: Schnakenchor von Jakub Deml.
http://elsalaska.twoday.net/stories/5889031/
Wir sind die Klänge, voll der Lust in der Sonne<br />
und voller Gift.<br />
Wir sind das Pianissimo der Bächlein, Gänseblümchen,<br />
des aufgewirbelten Staubs,<br />
der auf den Grund der Erde fallenden <br />
goldenen Körnlein, <br />
wir sind der Klang an Sonnenstrahlen<br />
zersplitterter Spinnweben,<br />
wir sind die Musik kleiner und zarter Dinge.<br />
Wir sind das Echo des Lebens in den Grotten des Todes,<br />
wir sind der Schatten eines Abwesenden<br />
und wie eine heisergeredete Klage.<br />
Wir sind der Klang straffgespannter Telegrafendrähte,<br />
die letzten Nachrichen eines Dahingehenden bringend,<br />
wir sind das Rauschen der Wasser, der armen Seelen im Fegefeuer<br />
und das Atemholen von allem, was zu weit weg ist.
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2016-07-25T17:00:00Z
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Sommer: Mittag von Jakub Deml.
http://elsalaska.twoday.net/stories/5888535/
Sommer <br />
<br />
Mittag<br />
<br />
Glockenläuten der Ähren. An-die-Tische-Setzen.<br />
Stille.
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2016-07-24T17:00:00Z
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Sommer: Morgen von Jakub Deml.
http://elsalaska.twoday.net/stories/5887836/
Sommer<br />
<br />
Morgen<br />
<br />
Letztes Aufleuchten des heiligen Aspergillus der Nacht.<br />
Abgestellte Rauchfässer des Dunsts.<br />
Prozession goldener Baldachine<br />
aus mit Magnesium und Lilien beleuchteten <br />
Höhlen.<br />
Raketen von Tönen. Und von Flügeln.<br />
Kinderlachen.
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2016-07-23T11:40:00Z
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Psalm 45
http://elsalaska.twoday.net/stories/5341973/
Mein Herz fließt über von froher Kunde<br />
ich weihe mein Lied dem König.<br />
Meine Zunge ist wie der Griffel eines flinken Schreibers.<br />
<br />
Du bist der Schönste von allen Menschen,<br />
Anmut ist ausgegossen über deine Lippen;<br />
darum hat Gott dich für immer gesegnet.<br />
Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüfte,<br />
kleide dich in Hoheit und Herrlichkeit.<br />
Zieh aus mit Glück, kämpfe für Wahrheit und Recht!<br />
Furcht gebietende Taten soll dein rechter Arm dich lehren.<br />
Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker,<br />
die Feinde des Königs verlieren den Mut.<br />
Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig,<br />
das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.<br />
Du liebst das Recht und hasst das Unrecht,<br />
darum hat Gott, dein Gott,<br />
dich gesalbt mit dem Öl der Freude<br />
wie keinen deiner Gefährten.<br />
Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder,<br />
aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.<br />
Königstöchter gehen dir entgegen,<br />
die Braut steht dir zur Rechten<br />
im Schmuck von Ofirgold.<br />
<br />
[Psalm 45, 2-10]
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2016-04-24T18:00:00Z
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Auf den Punkt. - zuerst gepostet im April 2010
http://elsalaska.twoday.net/stories/6301840/
Allein den Betern kann es noch gelingen,<br />
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten<br />
Und diese Welt den richtenden Gewalten<br />
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.<br />
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:<br />
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,<br />
Was sie erneuern, über Nacht veralten,<br />
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.<br />
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,<br />
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,<br />
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,<br />
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt<br />
Und in den Tiefen, die kein Aug entschleiert,<br />
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.<br />
<br />
von Reinhold Schneider.
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2016-04-18T10:44:00Z
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Charles Péguy: Das Geheimnis der unschuldigen Kinder - Seite Eins
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022394880/
Ich bin, spricht Gott, Herr der Drei Tugenden.<br />
<br />
Glaube ist ein getreues Eheweib.<br />
Liebe ist eine zärtliche Mutter.<br />
Doch Hoffnung ist ein ganz kleines Mädchen.<br />
<br />
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.<br />
<br />
Glaube hält stand von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Liebe verschenkt sich von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Doch meine kleine Hoffnung, sie ist es, <br />
Die alle Morgen früh aufsteht.<br />
<br />
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.<br />
<br />
Glaube ist ausgespannt von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Liebe entspannt sich von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Doch meine kleine Hoffnung, sie ist es,<br />
Die uns alle Morgen<br />
Einen guten Tag wünscht. <br />
<br />
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.<br />
<br />
Glaube ist ein Soldat, ein Hauptmann, der eine Festung verteidigt. <br />
Eine Stadt des Königs.<br />
In der Mark Gaskonien, in der Mark Lothringen.<br />
<br />
Liebe ist Arzt, eine kleine Schwester der Armen, <br />
Sie pflegt die Armen, pflegt die Verwundeten, <br />
Die Armen des Königs,<br />
In der Mark Gaskonien, in der Mark Lothringen. <br />
Doch meine kleine Hoffnung, die wünscht<br />
Den Armen und Waisen einen guten Tag.<br />
<br />
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.<br />
<br />
Glaube ist eine Kirche, ein Dom, in Frankreichs Boden<br />
verwurzelt.<br />
Liebe ist ein Spital, ein Krankenhaus, das alles Elend der Welt<br />
aufnimmt.<br />
Doch ohne die Hoffnung wäre all das nur ein Kirchhof.
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2016-04-11T18:05:00Z
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Georges Bernanos: Tagebuch eines Landpfarrers (2) - zuerst gepostet Januar 15
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022392606/
Die Soldaten von damals gehörten nämlich der Christenheit an, und die Christenheit gehört heute keinem mehr. Es gibt keine mehr, es wird nie mehr eine Christenheit geben.<br />
Warum?<br />
Weil es keine Soldaten mehr gibt. Ohne Soldaten keine Christenheit. Oh, Sie werden mir erwidern, die Kirche lebt noch, und das sei die Hauptsache. Sehr richtig. Nur wird es kein Reich Christi in der Zeitlichkeit mehr geben. Die Hoffnung auf dieses Reich ist mit uns gestorben.<br />
Mit Ihnen? rief ich aus. Es fehlt doch nicht an Soldaten.<br />
Soldaten? Nennen Sie das ruhig Militär. Der letzte echte Soldat ist am 30. Mai 1431 gestorben, und ihr habt ihn umgebracht. Gerade ihr! Schlimmer noch als umgebracht, ihr habt ihn verurteilt, ausgestoßen und dann verbrannt!<br />
Wir haben ihn aber auch zur Heiligen erhöht!<br />
Sagen Sie lieber: Gott hat es so gewollt. Und wenn er diesen Soldaten so hoch erhoben hat, dann eben deshalb, weil es der letzte war. Der letzte eines so edeln Geschlechts konnte nur ein Heiliger sein. Und Gott hat sogar gewollt, dass es eine Heilige war.
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2016-04-03T17:12:00Z
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Dem Prinzen von Saba. Der träumt jetzt.
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022554422/
Dem Prinzen von Saba. Der träumt jetzt.<br />
Träum, Prinz von Saba,<br />
ich will dich treffen an stillen Fjorden<br />
und über kochenden Vulkanen.<br />
Unter Korallen, die sich fächern<br />
auf meiner Brust.<br />
Aber lass mich<br />
in deinem zitternden Nacken suchen<br />
die Stelle die nach Bernstein schmeckt.<br />
Soviel Nomadensilber in deinen Augen<br />
das macht mich meine Lider senken<br />
Dabei wollte ich dir doch<br />
den Gürtel des Orion schenken.
ElsaLaska
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2016-03-26T20:08:00Z
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Franz von Sales: Philothea
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022552376/
Von der Geduld mit sich selbst<br />
<br />
Die Sanftmut findet eine gute Anwendung uns selbst gegenüber. Denn wir sollen auch gegen uns selbst nicht heftig und bitter sein. Wenn es auch ganz in Ordnung ist, dass wir uns über unsere Fehler betrüben, so sollen wir doch keine Bitterkeit, keine ärgerliche, verdrießliche Stimmung darüber in uns aufkommen lassen. <br />
Manche, die zornig wurden, entrüsten sich nachher über den Zorn; die ärgerlich waren, ärgern sich über den Ärger; die verdrießlich waren sind über ihren Verdruss verdrossen, und so kommen sie niemals zur Ruhe. <br />
Die Empfindlichkeit gegen sich selbst hat ihren Grund letztlich in Stolz und Eigenliebe, die es nicht leiden kann, dass wir noch unvollkommene Menschen sind. Unser Missfallen an unseren Schwächen soll darum ruhig und vernünftig sein. Der Ärger über uns selbst macht uns unfähig, gegen uns selbst gerecht zu sein; wir beurteilen unsere Fehler nicht nach dem wahren Verhältnis, sondern nach unserer Leidenschaft.<br />
Um Beispiele zu nennen: Wer gar so sehr auf die Keuschheit bedacht ist, ist in Gefahr, den geringsten Verstoß dagegen mit ingrimmiger Schärfe zu behandeln und über die größte Lieblosigkeit mit einem Lächeln hinwegzugehen. Umgekehrt, wer seine bösen Reden mit Stumpf und Stiel vernichten will, zerquält sich vielleicht, wenn ihm ein unfreundliches Wörtlein entschlüpft ist, und vergisst darüber eine grobe Verfehlung gegen die Keuschheit. Und so ist es auch bei anderen Dingen. Der Grund von alldem liegt einfach darin, dass nicht Vernunft das Zepter führt, sondern Leidenschaft.<br />
<br />
Wie der Vater bei seinen Kindern mehr durch herzlichen Zuspruch als durch Ausfälle des Zornes erreicht, so ist es auch mit der Behandlung unseres Herzens. Wenn wir einen Fehler begangen haben und machen uns einen sanften, gerechten Vorwurf, indem wir menschlich mit unserer Schwäche rechnen und uns zur Besserung mehr ermutigen als mit Ingrimm hetzen, so wird ein solches Bedauern und solche Reue viel tiefer ins Herz dringen, als es durch heftige Bitterkeit geschehen könnte.<br />
Gesetzt den Fall, ich habe mir vorgenommen, gegen die Regungen der Eitelkeit auf der Hut zu sein, und ich bin nun doch in einen Fehler dagegen gefallen. Nun werde ich nicht mit mir schelten: "Du elender, gemeiner Mensch, jetzt hast du nicht einmal einen so festen Vorsatz gehalten! Oh, dass du vergingest vor Scham und nicht mehr zum Himmel aufblicktest, du Schuft, du Verräter an deinem Gott!" - Ich werde vielmehr mit teilnehmender Einsicht und mit Verstehen sagen: "Nun schau, du armes Herz, nun sind wir wieder gestrauchelt und wollten uns doch so schön in acht nehmen! Aber jetzt soll es mit uns besser werden: wir wollen gleich wieder aufstehen und zum barmherzigen Gott unsere Zuflucht nehmen! Er wird uns helfen, dass wir den Mut nicht sinken lassen und trotz allem vorankommen" - und danach werde ich mich im guten Wollen bestärken und überlegen, wie der Fehler zu überwinden ist.<br />
So meine ich, sollst du es machen, Philothea. Bist du in einen Fehler gefallen, so richte dein Herz mit freundlichem Zuspruch auf, verdemütige dich vor Gott in der Erkenntnis deiner Schwäche und deines Elends und sei nicht verwundert, dass du nicht ohne Fehler bist! Es ist doch schließlich kein Wunder, dass die Schwachheit schwach und das Elend elend ist! Wohl sollst du Missfallen haben an der Beleidigung Gottes, aber mit gutem Mut und Vertrauen sollst du dich Gottes Barmherzigkeit überlassen. So geht alles viel leichter.
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2016-03-15T07:29:00Z
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Franz von Sales: Philothea
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022552274/
>>Der Christ hat einen wahren Trost im Leiden und eine starke Hilfe der Geduld: das ist der leidende Heiland. Auf ihn schaue mit den Augen deiner Seele, Philothea, wenn etwas Schweres über dich kommt! Er ward gekreuzigt, entblößt, geschmäht, verleumdet, verlassen; von aller Bitterkeit, Beschwernis, Trübsal so überladen, dass daneben deine Leiden gar nicht mehr in Betracht kommen können; und nnie wirst du so viel für ihn leiden, als er für dich gelitten. Schau auch auf das, was heilige Märtyrer einst gelitten haben, und was bis heute so viele ausstehen müssen, von denen niemand weiß. Es ist gewiss viel schwerer, als was du trägst. "Mein Gott", wirst du bekennen müssen, "wenn ich an solches denke, sind meine Mühe süß und mein Leiden Rosen!" <br />
Wie viele sind, die ein unendlich schwereres Los als du zu tragen haben und deren Leben ohne Hilfe, ohne Erleichterung oder Trost ein fortwährendes Sterben ist.<<<br />
<br />
Franz von Sales: Philothea. Anleitung zum religiösen Leben.
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2016-03-14T11:27:00Z
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Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022547693/
R.I.P., Umberto Eco.<br />
<br />
Ein ganzes Land trauert. <br />
<br />
When men stop believing in God, it isn't that they then believe in nothing: they believe in everything.<br />
<br />
>>Dass er dabei nie zerfaserte oder sich von theoretischen Moden vereinnahmen liess, hing mit seiner festen Verankerung in der abendländischen Kultur zusammen: Sein Fundament war das Mittelalter. Von der Doktorarbeit über Thomas von Aquin bis hin zu seinen Standardwerken über die Zeichentheorie «Das offene Kunstwerk» (1962), «Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen» (1975), «Lector in fabula» (1979) und «Die Grenzen der Interpretation» (1990) vertrat er eine Wissenschaftstradition, die sich wohltuend von dem bis in die sechziger Jahre sämtliche geistigen Strömungen beherrschenden Idealismus eines Croce abhob. Das mag der amerikanischen Prägung des gebürtigen Piemontesen geschuldet sein: Der Zeichenbegriff von Charles Sanders Peirce wurde für Eco zur Grundlage seiner semiotischen Forschungen.<< Aus dem <a href="http://www.nzz.ch/feuilleton/wie-man-die-welt-versteht-1.18698469"target="_blank">Nachruf der NZZ</a>
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2016-02-20T13:21:00Z
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Aus der Reihe: Halbwegs gelungene Propaganda
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022531567/
Euer Traum<br />
<br />
im Hirn ist verweichlicht bereits,<br />
wie ein fetter Lakai auf dem speckigen Sofa, bis ich<br />
ihn erst einmal mit dem blutigen Fetzen des Herzens gereizt<br />
und mich sattgelacht, arrogant und bissig.<br />
<br />
In meiner Seele fand sich von grauen Haaren kein Schimmer,<br />
keine Greisenzärtlichkeit fand sich!<br />
Da schreit' ich: Es donnert die kraftvolle Stimme.<br />
Und ich bin schön<br />
und bin zweiundzwanzig<br />
<br />
Vladimir Vladimirovich Majakovskij: Wolke in Hosen
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2016-01-03T21:48:00Z
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Es werden Tage kommen
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022531000/
in schimmerndem neuem Licht,<br />
mit Rosenblütenblättern<br />
für jedes Neugeborene und sein Lächeln<br />
mit Honigbalsam und Myrrhe<br />
für jede Wunde<br />
mit Aloe und Zimtholz<br />
die die verbrannte Erde mit duftenden Zungen<br />
reinigen und alles, was abgestorben<br />
und mutwillig zerstört wurde,<br />
wird auferstehen.<br />
Das werden gleißende Tage werden,<br />
denn ihr habt in Kohleflözen gegraben,<br />
bis eure Kanarienvögel im Schacht erstickten,<br />
kaum dass ihr euch selbst retten konntet.<br />
Und als es der Welt zu spät war,<br />
und nur noch euer Glaube empor euch zog,<br />
da tauchtet ihr auf,<br />
nach Luft schnappend und fast am Ende,<br />
doch die Hände voller Diamanten.
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2016-01-02T21:09:00Z
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Zum neuen Jahr 2016
http://elsalaska.twoday.net/stories/1022530172/
Allen meinen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch und ein glückliches, gesundes und gesegnetes Neues Jahr. <br />
<br />
Gerade als ich mir überlegte, was ich in diesem Beitrag noch schreiben könnte, erreichte mich die Silvestermail von meinem Kollegen Alexander Kissler. Er zitiert darin G. K. Chesterton, und ich tue es ihm hiermit nach, da es sich vermutlich um einen eher unbekannteren Text dieses Autoren handelt.<br />
<br />
"Neujahrsnächte und ähnliche Dinge sind außerordentlich wertvoll. Sie bilden willkürliche Grenzen der Zeit. Plötzlich und unablässig schneiden sie die Zeit entzwei. Aber wenn eine endlos lange Schlange vor uns liegt, können wir dann etwas anderes tun, als sie entzwei schneiden? Die Zeit ist offenbar unbegrenzt, und sie ist ohne jede Frage eine Schlange. Der wahre Grund, weshalb es Zeiten und Jahreszeiten und Feste und Jahrestage gibt, besteht darin, dass sonst diese Zeitschlange ihren trägen Körper durch all unsere Sinneseindrücke schlängeln würde. Es wäre dann unmöglich, den Wechsel vom einen zum anderen Eindruck wahrzunehmen. (...)<br />
Der Sinn eines Neuen Jahres liegt nicht darin, dass wir ein neues Jahr bekommen sollen. Der Sinn ist, dass wir eine neue Seele bekommen, eine neue Nase, neue Füße, ein neues Rückgrat, neue Ohren und neue Augen. Der Sinn ist, dass wir unverzüglich auf eine unmögliche Welt blicken sollen. (...)<br />
Der Zweck der kalten und harten Definitionen der Zeit entspricht annähernd dem Zweck der kalten und harten Definitionen der Theologie - sie sollen Menschen aufrütteln. Der Mensch, der keine Vorsätze zum Neuen Jahr fasst, der fasst überhaupt keine mehr. Der Mensch, der nicht von neuem beginnt, der wird nichts Bedeutendes leisten. Der Mensch, der nicht merkwürdigerweise annimmt, er habe bisher nie existiert, der darf sich sicher sein, dass er auch später nie mehr existieren wird. Der Mensch, der nicht neugeboren wird, wird niemals in das himmlische Königreich gelangen.<br />
Für solche dramatische Wiedergeburten ist der Neujahrstag das Beispiel schlechthin. Man kann diese Grenzen der Zeit ohne Fragen als künstlich bezeichnen. Man kann sie aber auch ohne jede Frage und zutreffender so beschreiben, wie jede große künstlerische Errungenschaft beschrieben werden sollte: als eines der großen Meisterwerke der Menschheit."<br />
(G. K. Chesterton:Der erste Januar, 1904)
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2015-12-31T12:12:00Z
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Ein Lied, das nun zu Ende gesungen werden muss
http://elsalaska.twoday.net/stories/603120946/
<a href="http://elsalaska.twoday.net/stories/444865331/"target="_blank">Und der Name des tapferen Kangalrüden war Rhassoul</a>. Und er war prächtig und mächtig anzusehen, wenn er sich inmitten der lagernden Herde erhob. <br />
"Wahrlich", so sagten die Hirten unter sich, wenn sie seines majestätischen Hauptes ansichtig wurden, "dein Urahn muss ein Löwe gewesen sein, den ein schönes Weibchen deiner Rasse so betörte, dass er sich mit ihr paarte." Denn man erzählte sich die Legende, dass die Linie der Kangal entstanden sei, weil ein indischer Großfürst die Frucht einer solch mythischen Verbindung vor Tausenden von Jahren einem befreundeten Herrscher dieses Landstrichs zum Geschenk gemacht habe. <br />
Seinen Großvater, der heute noch an den Feuern der Hirten gerühmt wird wegen seiner tapferen Taten, hatte er nie kennen gelernt. Seine Mutter, die von allen nur ehrfürchtig "Bärentöterin" genannt wurde und die ihn alles lehrte, was er wissen musste, hatte die Felder und Feuer schon längst verlassen. Manchmal noch erschien sie ihm im Traume, doch da war er schon alt und das Wache laufen fiel ihm zusehends schwerer. Tumore fraßen in seinen Knochen und hatten seine edle Stirn schon entstellt. Hatte er früher den respektvollen Abstand zu den Lagerfeuern der Menschen gesucht, so rückte er jetzt näher heran, um seine kalt gewordenen Glieder zu wärmen. Jüngere Hunde liefen nun Patrouille, um die ihnen anvertrauten Schafe und Lämmer vor den Räubern zu schützen. Er beobachtete sie voller Stolz - und auch mit ein wenig Wehmut. Doch im Gegensatz zu ihnen bekam er öfter ein gutes Wort von den Menschen, welche die Taten seiner Jugend nicht vergessen hatten. Und ein Stück Gnadenbrot, dass sie ihm in Joghurt einweichten, damit er es besser kauen und schlucken konnte. <br />
Dankbar schaute er auf, wenn ihm einer der Hirten am Feuer eine alte Decke überließ, auf der er seine schmerzenden Knochen weicher lagern konnte. Im Schlaf stöhnte er häufiger, bis sich eine gütige Hand auf seinen entstellten Kopf legte, um ihn sanft zu beruhigen.<br />
Und so war es auch in jener letzten Nacht. Auf dem Felde lagerten Hirten und hielten Nachtwache mit ihren Hunden bei den Herden. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. <br />
Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.<br />
Und die Hirten sprangen auf, um das Kind zu suchen und anzubeten. Die Herden ließen sie in der Obhut ihrer Hunde unbesorgt zurück. Auch Rhassoul ließen sie liegen, am niederbrennenden Feuer in dieser wundermächtigen Nacht. Der überirdische Glanz hatte auch ihn umfangen gehalten und seine Schmerzen gnädig erstickt. Und noch während das Leuchten fortdauerte, stupste ihn eine vertraute Schnauze an und leckte sanft über seine Stirn. Es war die Bärentöterin. <br />
Sie hatte Sterne in den Augen. <br />
"Komm!", lockte sie ihn, wandte sich halb ab, drehte den Kopf wieder auffordernd zu ihm hin und bewegte leicht ihren Schweif hin und her. "Komm mit! Das Lamm Gottes ist geboren! Wir wollen hin und es begrüßen, wie wir es immer mit den Lämmern getan haben!"<br />
Rhassoul schüttelte den schweren Kopf. "Der Krebs hat meine Knochen fast aufgefressen, Mutter, ich kann nicht mehr weit laufen. Ich bin unnütz geworden. Alt und krank. Jüngere als ich tun meine Arbeit. Mein Los ist es, darauf zu warten, dass das Licht der Lagerfeuer für mich endgültig erlischt."<br />
Die Bärentöterin gähnte, wie sie es immer getan hatte, wenn sie sich Zeit für eine Antwort zu verschaffen suchte. <br />
"Unsere Hirten sind schon alle dort, um das Neugeborene willkommen zu heißen. Er ist der, den sie Lamm Gottes nennen. Er möchte dich gerne kennen lernen und mit dir spielen! Steh auf, mein Sohn! Es ist nicht weit! Schau nur, du kannst ihn doch schon sehen!"<br />
Rhassoul mühte sich sehr ab, um auf die Beine zu kommen. Ein schwieriger und schmerzhafter Vorgang, doch dieses Mal fühlte er sich leicht, er fühlte sich fast empor gehoben. <br />
Endlich stand er, und blickte seiner Mutter in die Augen, die von einem herrlichen Licht erfüllt waren. Kaum hatte er zwei Schritte getan, da fand er sich wundersamer Weise mit ihr vor einer Krippe wieder, in der ein Kind lag. Und überall dieses Leuchten. Rhassoul steckte seinen mächtigen Schädel in die Krippe hinein und leckte dem Neugeborenen die Füßchen zum Zeichen seiner Zärtlichkeit und Ergebung. Seine alten Augen strahlten noch einmal auf, als er sah, wie das Kind darüber juchzte und strampelte. Und fahrig das Händchen ausstreckte und ihm über den Kopf strich. Da stand er, prächtig und mächtig wie einst, die Schwellung des Tumors, der seine Stirn entstellt hatte, war spurlos verschwunden. <br />
Seine Mutter stand daneben und hechelte vor Freude. Doch als er sich niederlassen wollte, um das Kind in der Krippe zu bewachen, schüttelte sie den Kopf. <br />
"Andere, machtvollere als wir werden das übernehmen, Sohn. Für uns ist es Zeit. ER hat uns ein Lagerfeuer bereitet, das niemals niederbrennt. Mit Seelen darum, deren Gesang niemals verstummt." Und er folgte ihr voller Vertrauen in Gefilde, in denen es keinen Kampf, keine Schmerzen, keinen Hunger, keinen Durst mehr gab.<br />
<br />
Als die Hirten zu ihren Herden zurückkehrten, fanden sie Rhassoul leblos neben der Asche ihres Feuers. Sein großes Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sie sangen Lieder, ihm zu Ehren, während sie seinen Leib unter Steinen begruben, die ihn vor den Räubern schützen sollten, die er stets so mutig gejagt und bekriegt hatte.
ElsaLaska
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Copyright © 2015 ElsaLaska
2015-12-24T18:58:00Z
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