Sanguis martyrum - Eine Blutbotschaft an die "Nation des Kreuzes"
Update: Der weiter unten stehende Gastbeitrag stammt vom 18. Februar 2015 - auch der obige Titel stammt noch von 2015 und bezieht sich auf die IS-Rede zum Massaker an den Kopten vor einem Jahr.
Am 29. April 2016 um 20 Uhr wird der weltberühmte Trevi-Brunnen in Rom die Farbe des Blutes annehmen - im Gedenken an alle christlichen Märtyrer.
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Ein Gastbeitrag von Olaf Tannenberg
Ein Bus fährt durch das libysch-ägyptische Grenzgebiet. Die Menschen auf den Sitzen sind ägyptische Staatsbürger. Gastarbeiter in Libyen. Nach der langen Abwesenheit ersehnten sie das Wiedersehen mit ihren Familien. Sie denken an ihre Frauen und Kinder, freuen sich darauf, ihre Angehörigen in den Arm nehmen zu können. Dann wird der Bus unvermittelt gestoppt. Bewaffnete treiben die Insassen ins Freie und lassen sich die Pässe zeigen. Die Bewaffneten frohlocken. Aus ihrer Sicht ist ihnen ein großer Coup gelungen.
Denn die Insassen des Busses sind Angehörige der koptischen Kirche Ägyptens, erkennbar an Tätowierungen in Form eines grünen Kreuzes auf dem Handgelenk. Die koptisch-orthodoxe Kirche ist die älteste christliche Kirche der Welt und zugleich die Urbevölkerung ihres Heimatlandes. Kopte bedeutet Ägypter. Sie sind die christlichen Nachkommen der Pharaonen, deren Grabmale zahllose Touristen in ihren Bann ziehen. An der Gesamtbevölkerung Ägyptens haben sie einen Anteil von offiziell zehn Prozent, andere Schätzungen gehen von um die 15 Prozent aus.
Unter dem säkularen Machthaber Mubarak konnten die Kopten ihre Religion frei ausüben und ohne erwähnenswerte Verfolgung friedlich leben. Als infolge der Geschehnisse des ›Arabischen Frühlings‹ der Muslimbruder Mursi an die Macht kam, begann die Verfolgung und Unterdrückung der Kopten. Nun, unter dem neuen säkularen Präsidenten al-Sisi, ist zwar die Religionsfreiheit offiziell wiederhergestellt, doch die Kopten müssen noch immer mit Verfolgung und Bedrohung umgehen. Nicht der Staat als solcher geht nun gegen die Kopten vor, sondern er übersieht geflissentlich die Übergriffe durch den radikalen Teil der muslimischen Mehrheitsgesellschaft.
Lassen wir Mor Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, zu Wort kommen:
»Islamisten verfolgten die Kopten in der Region bereits seit Jahren mit extremer Gewalt. Männer werden systematisch gesucht, verfolgt, ermordet! Unsere Frauen und Mädchen werden auf offener Straße attackiert, weil sie kein Kopftuch tragen.«
Zurück nach Libyen: Die Bewaffneten bringen ihre Gefangenen an einen unbekannten Ort an der Mittelmeerküste. Sie inszenieren ein scheußliches und widerwärtiges Schauspiel. Wie viel Zeit zwischen der Verschleppung der Kopten bis zum Höhepunkt des schaurigen Geschehens verging, ist nicht bekannt. Zumindest lange genug, um die Gefangenen in orangefarbene Overalls zu kleiden - ein Zynismus, eine Anspielung auf das US-Gefangenenlager Guantanamo.
Die Entführer sind keine gewöhnlichen Kriminellen, die auf Lösegeld aus sind. Sie gehören dem libyschen Ableger der syrisch-irakischen Terrororganisation ›Islamischer Staat‹ an, hervorgegangen aus dem ›Islamischen Staat im Irak und der Levante‹. Levante bezeichnet das Gebiet östlich des Mittelmeers. Es umfasst nicht nur Syrien, sondern auch Jordanien, den Libanon - und Israel. Die Terrormiliz unter ihrem selbsternannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi herrscht mit unvorstellbarer Brutalität über ein Territorium im Umfang Großbritanniens. Sie führt Krieg gegen den gesamten Rest der Welt, gegen alle, die sich ihrer unmenschlichen Lesart des Islam nicht unterwerfen wollen oder einfach nur einer Minderheit angehören. Besonders übel verfährt man mit Christen, Juden, Jesiden und Drusen.
Die Kopten werden gezwungen, in einer langen Reihe niederzuknien. Die Bewaffneten stellen sich hinter ihnen auf. Ihre Gesichter sind verhüllt, den Mienen der Gefangenen kann man hingegen ansehen, was sie zu diesem Zeitpunkt empfinden. Eine Kamera wird aufgebaut, um das weitere Geschehen zu filmen und später ins Internet zu stellen. Vermummte Anführer sprechen einige hasserfüllte Sätze in ein Mikrofon. Dann schneiden 21 Islamisten den 21 Gefangenen die Köpfe ab!
Am gestrigen Sonntag tauchte nun ein widerliches Video von dem Massaker auf, an dessen Ende ein Meer von Blut den Boden des Strandes nicht nur benetzt, sondern förmlich flutet. Nachdem zuerst Zweifel an der Echtheit der Aufnahmen aufkamen, hat die koptische Kirche die Ermordung ihrer Angehörigen mittlerweile offiziell bestätigt. Der ägyptische Staatspräsident verhängte eine siebentägige Staatstrauer und kündigte Vergeltungsschläge an. Heute flogen die Luftwaffen Ägyptens und Libyens bereits Angriffe gegen die Stellungen des IS-Ablegers. Die Rede ist von 50 getöteten Terroristen. Auch die angesehene islamische Al-Azhar-Universität in Kairo verurteilte das abscheuliche Verbrechen an den Kopten deutlich und scharf.
Dass es einen Ableger der Terrorarmee IS in Libyen gibt, dürfte nur wenigen Menschen bekannt gewesen sein. Insgesamt ist Libyen nach dem Sturz des Machthabers Al-Gaddafi 2011 in Gewalt versunken. Eine schwache gemäßigte Zentralregierung steht regionalen Terrorfürsten und deren Milizen nahezu ohnmächtig gegenüber. Ganze Gebiete sind der Kontrolle durch die Regierung vollständig entglitten. Die Angehörigen religiöser und ethnischer Minderheiten haben unter diesen Zuständen besonders zu leiden. Niemand schützt sie.
»Wir stehen heute im Süden Roms«, höhnt ein Sprecher der libyschen Terrorgruppe, »in Libyen. Wir werden das Meer mit eurem (Anm.: westlichen) Blut tränken.« Wir müssen also nicht über die Islamisierung des Abendlandes reden, wenn wir nicht erkennen können oder wollen, dass der Vormarsch des radikalen Islam beinahe den gesamten Globus in den Würgegriff des Terrors nimmt. So war bspw. der Terrorismus in Mali eine Auswirkung des Machtwechsels in Libyen. Dschihadisten und Söldner trugen den Krieg anfangs unbehelligt tiefer in den Süden. Dieses globale Phänomen kann also nur staatenübergreifend bekämpft werden. Die hauptsächlich betroffenen Länder sind in der Regel zu schwach, einer solchen Bedrohung ohne Hilfe entgegentreten zu können. Doch dazu bedarf es keiner Schnellschüsse, sondern einer Gesamtstrategie. Und dazu bedarf es vor allem auch einer unverzagten Christenheit, die sich auf ihre Stärke besinnt und nicht in verbale Scheingefechte abdriftet.
Das Christentum ist seit jeher die Religion der Märtyrer. Das Blut der Märtyrer ist der Samen für die Christen, heißt es. In jenem Moment, in dem das Blut von 21 Kopten im sandigen Grund der Mittelmeergestade versickerte, erstanden sie als Glaubenszeugen auf. Beten wir gemeinsam mit ihnen für den Frieden auf der Erde, besonders für die Angehörigen der Gemordeten und für eine segensreiche Zukunft der Christenheit in der arabischen Welt.
Die Stimme des Papstes und der Weltkirche dazu.
Die Namen, soweit sie bekannt wurden:
1. Milad Makeen Zaky
2. Abanub Ayad Atiya
3. Maged Solaiman Shehata
4. Yusuf Shukry Yunan
5. Kirollos Shokry Fawzy
6. Bishoy Astafanus Kamel
7. Somaily Astafanus Kamel
8. Malak Ibrahim Sinweet
9. Tawadros Yusuf Tawadros
10. Girgis Milad Sinweet
11. Mina Fayez Aziz
12. Hany Abdelmesih Salib
13. Bishoy Adel Khalaf
14. Samuel Alham Wilson
15. Worker from Awr village
16. Ezat Bishri Naseef
17. Loqa Nagaty
18. Gaber Munir Adly
19. Esam Badir Samir
20. Malak Farag Abram
21. Sameh Salah Faruq
Bittet für uns!
[Update: Da wir sonst nicht allzuviel tun können - es gibt hier die Möglichkeit, seiner Trauer und Soldarität Ausdruck zu verleihen, dieses Online-Formular wird dann an den Generalbischof der deutschen Kopten, Anba Damian, weitergeleitet und seinen Weg sicherlich auch nach Ägypten finden.]
Am 29. April 2016 um 20 Uhr wird der weltberühmte Trevi-Brunnen in Rom die Farbe des Blutes annehmen - im Gedenken an alle christlichen Märtyrer.
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Ein Gastbeitrag von Olaf Tannenberg
Ein Bus fährt durch das libysch-ägyptische Grenzgebiet. Die Menschen auf den Sitzen sind ägyptische Staatsbürger. Gastarbeiter in Libyen. Nach der langen Abwesenheit ersehnten sie das Wiedersehen mit ihren Familien. Sie denken an ihre Frauen und Kinder, freuen sich darauf, ihre Angehörigen in den Arm nehmen zu können. Dann wird der Bus unvermittelt gestoppt. Bewaffnete treiben die Insassen ins Freie und lassen sich die Pässe zeigen. Die Bewaffneten frohlocken. Aus ihrer Sicht ist ihnen ein großer Coup gelungen.
Denn die Insassen des Busses sind Angehörige der koptischen Kirche Ägyptens, erkennbar an Tätowierungen in Form eines grünen Kreuzes auf dem Handgelenk. Die koptisch-orthodoxe Kirche ist die älteste christliche Kirche der Welt und zugleich die Urbevölkerung ihres Heimatlandes. Kopte bedeutet Ägypter. Sie sind die christlichen Nachkommen der Pharaonen, deren Grabmale zahllose Touristen in ihren Bann ziehen. An der Gesamtbevölkerung Ägyptens haben sie einen Anteil von offiziell zehn Prozent, andere Schätzungen gehen von um die 15 Prozent aus.
Unter dem säkularen Machthaber Mubarak konnten die Kopten ihre Religion frei ausüben und ohne erwähnenswerte Verfolgung friedlich leben. Als infolge der Geschehnisse des ›Arabischen Frühlings‹ der Muslimbruder Mursi an die Macht kam, begann die Verfolgung und Unterdrückung der Kopten. Nun, unter dem neuen säkularen Präsidenten al-Sisi, ist zwar die Religionsfreiheit offiziell wiederhergestellt, doch die Kopten müssen noch immer mit Verfolgung und Bedrohung umgehen. Nicht der Staat als solcher geht nun gegen die Kopten vor, sondern er übersieht geflissentlich die Übergriffe durch den radikalen Teil der muslimischen Mehrheitsgesellschaft.
Lassen wir Mor Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, zu Wort kommen:
»Islamisten verfolgten die Kopten in der Region bereits seit Jahren mit extremer Gewalt. Männer werden systematisch gesucht, verfolgt, ermordet! Unsere Frauen und Mädchen werden auf offener Straße attackiert, weil sie kein Kopftuch tragen.«
Zurück nach Libyen: Die Bewaffneten bringen ihre Gefangenen an einen unbekannten Ort an der Mittelmeerküste. Sie inszenieren ein scheußliches und widerwärtiges Schauspiel. Wie viel Zeit zwischen der Verschleppung der Kopten bis zum Höhepunkt des schaurigen Geschehens verging, ist nicht bekannt. Zumindest lange genug, um die Gefangenen in orangefarbene Overalls zu kleiden - ein Zynismus, eine Anspielung auf das US-Gefangenenlager Guantanamo.
Die Entführer sind keine gewöhnlichen Kriminellen, die auf Lösegeld aus sind. Sie gehören dem libyschen Ableger der syrisch-irakischen Terrororganisation ›Islamischer Staat‹ an, hervorgegangen aus dem ›Islamischen Staat im Irak und der Levante‹. Levante bezeichnet das Gebiet östlich des Mittelmeers. Es umfasst nicht nur Syrien, sondern auch Jordanien, den Libanon - und Israel. Die Terrormiliz unter ihrem selbsternannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi herrscht mit unvorstellbarer Brutalität über ein Territorium im Umfang Großbritanniens. Sie führt Krieg gegen den gesamten Rest der Welt, gegen alle, die sich ihrer unmenschlichen Lesart des Islam nicht unterwerfen wollen oder einfach nur einer Minderheit angehören. Besonders übel verfährt man mit Christen, Juden, Jesiden und Drusen.
Die Kopten werden gezwungen, in einer langen Reihe niederzuknien. Die Bewaffneten stellen sich hinter ihnen auf. Ihre Gesichter sind verhüllt, den Mienen der Gefangenen kann man hingegen ansehen, was sie zu diesem Zeitpunkt empfinden. Eine Kamera wird aufgebaut, um das weitere Geschehen zu filmen und später ins Internet zu stellen. Vermummte Anführer sprechen einige hasserfüllte Sätze in ein Mikrofon. Dann schneiden 21 Islamisten den 21 Gefangenen die Köpfe ab!
Am gestrigen Sonntag tauchte nun ein widerliches Video von dem Massaker auf, an dessen Ende ein Meer von Blut den Boden des Strandes nicht nur benetzt, sondern förmlich flutet. Nachdem zuerst Zweifel an der Echtheit der Aufnahmen aufkamen, hat die koptische Kirche die Ermordung ihrer Angehörigen mittlerweile offiziell bestätigt. Der ägyptische Staatspräsident verhängte eine siebentägige Staatstrauer und kündigte Vergeltungsschläge an. Heute flogen die Luftwaffen Ägyptens und Libyens bereits Angriffe gegen die Stellungen des IS-Ablegers. Die Rede ist von 50 getöteten Terroristen. Auch die angesehene islamische Al-Azhar-Universität in Kairo verurteilte das abscheuliche Verbrechen an den Kopten deutlich und scharf.
Dass es einen Ableger der Terrorarmee IS in Libyen gibt, dürfte nur wenigen Menschen bekannt gewesen sein. Insgesamt ist Libyen nach dem Sturz des Machthabers Al-Gaddafi 2011 in Gewalt versunken. Eine schwache gemäßigte Zentralregierung steht regionalen Terrorfürsten und deren Milizen nahezu ohnmächtig gegenüber. Ganze Gebiete sind der Kontrolle durch die Regierung vollständig entglitten. Die Angehörigen religiöser und ethnischer Minderheiten haben unter diesen Zuständen besonders zu leiden. Niemand schützt sie.
»Wir stehen heute im Süden Roms«, höhnt ein Sprecher der libyschen Terrorgruppe, »in Libyen. Wir werden das Meer mit eurem (Anm.: westlichen) Blut tränken.« Wir müssen also nicht über die Islamisierung des Abendlandes reden, wenn wir nicht erkennen können oder wollen, dass der Vormarsch des radikalen Islam beinahe den gesamten Globus in den Würgegriff des Terrors nimmt. So war bspw. der Terrorismus in Mali eine Auswirkung des Machtwechsels in Libyen. Dschihadisten und Söldner trugen den Krieg anfangs unbehelligt tiefer in den Süden. Dieses globale Phänomen kann also nur staatenübergreifend bekämpft werden. Die hauptsächlich betroffenen Länder sind in der Regel zu schwach, einer solchen Bedrohung ohne Hilfe entgegentreten zu können. Doch dazu bedarf es keiner Schnellschüsse, sondern einer Gesamtstrategie. Und dazu bedarf es vor allem auch einer unverzagten Christenheit, die sich auf ihre Stärke besinnt und nicht in verbale Scheingefechte abdriftet.
Das Christentum ist seit jeher die Religion der Märtyrer. Das Blut der Märtyrer ist der Samen für die Christen, heißt es. In jenem Moment, in dem das Blut von 21 Kopten im sandigen Grund der Mittelmeergestade versickerte, erstanden sie als Glaubenszeugen auf. Beten wir gemeinsam mit ihnen für den Frieden auf der Erde, besonders für die Angehörigen der Gemordeten und für eine segensreiche Zukunft der Christenheit in der arabischen Welt.
Die Stimme des Papstes und der Weltkirche dazu.
Die Namen, soweit sie bekannt wurden:
1. Milad Makeen Zaky
2. Abanub Ayad Atiya
3. Maged Solaiman Shehata
4. Yusuf Shukry Yunan
5. Kirollos Shokry Fawzy
6. Bishoy Astafanus Kamel
7. Somaily Astafanus Kamel
8. Malak Ibrahim Sinweet
9. Tawadros Yusuf Tawadros
10. Girgis Milad Sinweet
11. Mina Fayez Aziz
12. Hany Abdelmesih Salib
13. Bishoy Adel Khalaf
14. Samuel Alham Wilson
15. Worker from Awr village
16. Ezat Bishri Naseef
17. Loqa Nagaty
18. Gaber Munir Adly
19. Esam Badir Samir
20. Malak Farag Abram
21. Sameh Salah Faruq
Bittet für uns!
[Update: Da wir sonst nicht allzuviel tun können - es gibt hier die Möglichkeit, seiner Trauer und Soldarität Ausdruck zu verleihen, dieses Online-Formular wird dann an den Generalbischof der deutschen Kopten, Anba Damian, weitergeleitet und seinen Weg sicherlich auch nach Ägypten finden.]
ElsaLaska - 22. Apr, 21:48
Herzlichen Dank für dieses Engagement
Exzellent geworden.