Freitag
Zu Hause angekommen packte ich sorgfältig das Bild aus und hängte es über den Kamin. Il Magnifico machte sich wirklich aufs Prächtigste in diesem Raum; es waren genau die Farben, die noch gefehlt hatten. Und die idealistische Landschaft im Hintergrund des Porträts wirkte wie eine Fortsetzung des Ausblicks aus meinem Fenster. Eine Weile stand ich da und bewunderte die Vollendetheit des Werkes, dessen Abglanz sich nun bis in die letzten Ecken meines Lesezimmers zu erstrecken schien. Der ganze Raum atmete nun das Wesen des quattrocento, des Goldenen Zeitalters der italienischen Kunst. In angeregter Stimmung klappte ich mein Notebook auf, um eine Recherche über die Medici zu starten. Während es hochfuhr, drehte ich unschlüssig den Streifen mit der Emailadresse hin und her. Es war eine willkürliche Zahlen- und Buchstabenfolge mit einer tiscali.it-Adresse am Ende. Was sollte ich damit anfangen? Eine Mail schicken: "Hallo, ich habe Ihre Addy in einem Amarattini gefunden, was sagen Sie dazu?",
"Hallo, ich habe da ein fantastisches Rezept für Perlhuhn entdeckt, soll ich es Ihnen mailen?",
"Hallo, Sie haben gewiss auch nicht Berlusconi gewählt, wie jeder hier, darf ich Sie zu einem caffè einladen?"
Ich überlegte. Endlich kam mir eine Idee, ich tippte einen kurzen Satz ein und ging dann auf Senden.
Die Antwort pingte mir so unverzüglich in den Posteingang, dass ich eine Weile ungläubig auf den Bildschirm starrte, bevor ich sie endlich anklickte. Sie lautete:
A.S.P., Kammermusicus und Hofkapellmeister, II, 73-75.
Ich zündete mir eine Zigarette an und nippte an meinem Rosso Conero. Draußen senkte sich pflaumenfarbenes Licht herab und verwischte die Konturen der Landschaft wie mit einem feinen Pinsel.
Zunächst gab ich "Kammermusicus" bei Google ein und erhielt einige Verweise auf Mozart. Ich klickte mich durch die gelisteten Seiten und fand als Hofkapellmeister - und größten Rivalen Mozarts den Namen Salieri. Soweit, so schlecht.
Mozart und Salieri also, doch was bedeutete A.S.P. und II, 73-75? Ich drückte meine Zigarette aus und ging ratlos auf und ab. Mozart und Salieri, das sagte mir etwas, es hatte nichts mit Musikgeschichte zu tun, da war ich mir ganz sicher. Es gab einen Film dazu, aber ich hatte vergessen, wie er hieß - und ein Drama. Ich machte Licht an und durchsuchte angespannt mein Bücherregal. Wie ich diese Reclam-Bändchen hasste, die man nirgendwo ordentlich aufstellen konnte. Ich flippte einen ganzen Stapel von den unansehnlichen Dingern durch und hielt dann mitten in der Bewegung inne: Mozart und Salieri von Alexander Sergejewitsch Puschkin - A. S. P. Mit zitternden Fingern blätterte ich durch die Seiten - es war eingeteilt in Szene I und II. Und in Szene II lauteten die Verse 73 - 75 ...
"Und Buonarotti? Oder ist das eine Mär des dummen dumpfen Volkes, dass er nicht hat gemordet einst, der Vatikan Erbauer?"
Lorenzo di Medici, der gut mit Michelangelo Buonarotti befreundet gewesen war, blickte auf mich hinunter und ich meinte, einen feinen Zug von Spott um seine gemalten Mundwinkel zucken zu sehen.
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"Hallo, ich habe da ein fantastisches Rezept für Perlhuhn entdeckt, soll ich es Ihnen mailen?",
"Hallo, Sie haben gewiss auch nicht Berlusconi gewählt, wie jeder hier, darf ich Sie zu einem caffè einladen?"
Ich überlegte. Endlich kam mir eine Idee, ich tippte einen kurzen Satz ein und ging dann auf Senden.
Die Antwort pingte mir so unverzüglich in den Posteingang, dass ich eine Weile ungläubig auf den Bildschirm starrte, bevor ich sie endlich anklickte. Sie lautete:
A.S.P., Kammermusicus und Hofkapellmeister, II, 73-75.
Ich zündete mir eine Zigarette an und nippte an meinem Rosso Conero. Draußen senkte sich pflaumenfarbenes Licht herab und verwischte die Konturen der Landschaft wie mit einem feinen Pinsel.
Zunächst gab ich "Kammermusicus" bei Google ein und erhielt einige Verweise auf Mozart. Ich klickte mich durch die gelisteten Seiten und fand als Hofkapellmeister - und größten Rivalen Mozarts den Namen Salieri. Soweit, so schlecht.
Mozart und Salieri also, doch was bedeutete A.S.P. und II, 73-75? Ich drückte meine Zigarette aus und ging ratlos auf und ab. Mozart und Salieri, das sagte mir etwas, es hatte nichts mit Musikgeschichte zu tun, da war ich mir ganz sicher. Es gab einen Film dazu, aber ich hatte vergessen, wie er hieß - und ein Drama. Ich machte Licht an und durchsuchte angespannt mein Bücherregal. Wie ich diese Reclam-Bändchen hasste, die man nirgendwo ordentlich aufstellen konnte. Ich flippte einen ganzen Stapel von den unansehnlichen Dingern durch und hielt dann mitten in der Bewegung inne: Mozart und Salieri von Alexander Sergejewitsch Puschkin - A. S. P. Mit zitternden Fingern blätterte ich durch die Seiten - es war eingeteilt in Szene I und II. Und in Szene II lauteten die Verse 73 - 75 ...
"Und Buonarotti? Oder ist das eine Mär des dummen dumpfen Volkes, dass er nicht hat gemordet einst, der Vatikan Erbauer?"
Lorenzo di Medici, der gut mit Michelangelo Buonarotti befreundet gewesen war, blickte auf mich hinunter und ich meinte, einen feinen Zug von Spott um seine gemalten Mundwinkel zucken zu sehen.
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ElsaLaska - 3. Feb, 22:32