80ies-Ping! Ultravox.
Die Jungs von Ultravox waren von allen Pop-Bands der 80er für mich immer die Edelsten. Dafür gab es eigentlich keinen ausgesprochenen Grund, außer vielleicht, dass sie einfach "sphärischer" klangen als Spandau Ballet, abgehobener, esoterischer, tiefschürfender. Also was mir damals im zarten Alter von 16 halt als tiefschürfend erschien. Besonders beeindruckend fand ich - neben Vienna natürlich - Dancing with tears in my eyes. Das Video bediente sämtliche Ängste, die uns damals umtrieben. Die Achtziger waren bis zum Fall des Eisernen Vorhangs zutiefst angstbesetzt. Immer in Erwartung, dass irgendeiner auf den Knopf drückt, dazu noch das Unglück von Tschernobyl - und trotzdem waren wir nicht depressiv oder gelähmt oder so etwas. Obwohl das Damoklesschwert des Atomkrieges sehr real über unseren Köpfen schwebte - realer als heute, wahrscheinlicher als heute, zugleich aber KALKULIERBARER als heute, weil die Fronten festgesteckt waren und man nicht damit rechnen musste, dass irgendein Irrer vor/ hinterm Hindukusch mit illegalem Plutonium herumsaut, Israel ausrastet, Iran durchdreht, nein, es gab die Fronten USA-UdSSR.
Die Verständigung mit den Russen war nicht immer leicht, aber man ging irgendwie davon aus, dass beide Seiten trotz ihrer Claims, die sie absteckten, halbwegs guten Willens waren und hoffentlich nicht wegen irgendeinem Mist total durchdrehen würden. Diese Auffassung, dieses Lebensgefühl gerann dann auch in Sting's genialem Song "Russians". Schon damals dachte ich, wenn wir nur guten Willen zeigen, ist eine Verständigung möglich und wir bomben uns nicht aus diesem Universum endgültig hinaus, weshalb ich auch Slawistik studierte. Gorbatschow kam dann unverzüglich und so war es dann ja auch gut.
Das Video von Ultravox zu Dancing with Tears in my Eyes zeigt den Super-Gau in einem Kernkraftwerk und wie ein Liebespaar sich der sicheren Vernichtung stellt. Die Lieblingsmusik wird nochmal aufgelegt, es wird noch eine Flasche Champagner getrunken, sie lieben sich in ihren letzten Stunden, dann bricht die Katastrophe herein und der Tod kommt. Es ist eigentlich ein religiöses Video, auch wenn niemand angesichts der Katastrophe betet, sich in eine Kirche flüchtet oder ähnliches. Kurz aber ist ein katholischer Priester zu sehen, der sich eines Hilflosen annimmt.
Es zelebriert die Liebe, die angesichts des atomaren Armageddons, der anonymen Massenvernichtung auf ihr ureigenes Recht zur Individualität, zum Einzelschicksal besteht. Genau deshalb ist das Video auch so berührend. So stellte ich mir in den Achtzigern vor, dass das Ende kommen würde. [Heute stelle ich mir vor, es ereilte mich in meiner Lieblingskirche, in der ich Zuflucht suchen würde.] Das Video ist immer noch brandaktuell, denn es zeigt, wie menschenfeindlich und todbringend nicht nur die Atomindustrie agiert, die ja, abgesehen von Tschernobyl, weitgehend das Glück hatte, erstmal weiterzufunktionieren, sondern auch, wie perfide und menschenverachtend und tödlich angeblich heilbringende Technologien wirklich sind. Ultravox setzt diesem ganzen perversen technokratischen Zauber schlicht die Zelebration der Liebe zwischen Mann und Frau entgegen und gibt einer anonymen Katastrophe ein Gesicht. Das Gesicht so vieler Liebenden, die unschuldig Opfer werden. Geopfert auf dem Altar des Profits, des selbstzerstörerischen Machbarkeitswahns, letztlich der Gottlosigkeit einiger weniger, die das Antlitz der Liebe getötet haben und weiterhin töten. Das gelingt manchmal ganz gut auch ohne Kreuz.
Die Botschaft ist wert, gehört zu werden.
Schmissig kommt sie natürlich auch noch daher.
Die Verständigung mit den Russen war nicht immer leicht, aber man ging irgendwie davon aus, dass beide Seiten trotz ihrer Claims, die sie absteckten, halbwegs guten Willens waren und hoffentlich nicht wegen irgendeinem Mist total durchdrehen würden. Diese Auffassung, dieses Lebensgefühl gerann dann auch in Sting's genialem Song "Russians". Schon damals dachte ich, wenn wir nur guten Willen zeigen, ist eine Verständigung möglich und wir bomben uns nicht aus diesem Universum endgültig hinaus, weshalb ich auch Slawistik studierte. Gorbatschow kam dann unverzüglich und so war es dann ja auch gut.
Das Video von Ultravox zu Dancing with Tears in my Eyes zeigt den Super-Gau in einem Kernkraftwerk und wie ein Liebespaar sich der sicheren Vernichtung stellt. Die Lieblingsmusik wird nochmal aufgelegt, es wird noch eine Flasche Champagner getrunken, sie lieben sich in ihren letzten Stunden, dann bricht die Katastrophe herein und der Tod kommt. Es ist eigentlich ein religiöses Video, auch wenn niemand angesichts der Katastrophe betet, sich in eine Kirche flüchtet oder ähnliches. Kurz aber ist ein katholischer Priester zu sehen, der sich eines Hilflosen annimmt.
Es zelebriert die Liebe, die angesichts des atomaren Armageddons, der anonymen Massenvernichtung auf ihr ureigenes Recht zur Individualität, zum Einzelschicksal besteht. Genau deshalb ist das Video auch so berührend. So stellte ich mir in den Achtzigern vor, dass das Ende kommen würde. [Heute stelle ich mir vor, es ereilte mich in meiner Lieblingskirche, in der ich Zuflucht suchen würde.] Das Video ist immer noch brandaktuell, denn es zeigt, wie menschenfeindlich und todbringend nicht nur die Atomindustrie agiert, die ja, abgesehen von Tschernobyl, weitgehend das Glück hatte, erstmal weiterzufunktionieren, sondern auch, wie perfide und menschenverachtend und tödlich angeblich heilbringende Technologien wirklich sind. Ultravox setzt diesem ganzen perversen technokratischen Zauber schlicht die Zelebration der Liebe zwischen Mann und Frau entgegen und gibt einer anonymen Katastrophe ein Gesicht. Das Gesicht so vieler Liebenden, die unschuldig Opfer werden. Geopfert auf dem Altar des Profits, des selbstzerstörerischen Machbarkeitswahns, letztlich der Gottlosigkeit einiger weniger, die das Antlitz der Liebe getötet haben und weiterhin töten. Das gelingt manchmal ganz gut auch ohne Kreuz.
Die Botschaft ist wert, gehört zu werden.
Schmissig kommt sie natürlich auch noch daher.
ElsaLaska - 25. Okt, 02:11