was sie einmal waren. Ich entnehme diese Erkenntnis
einem Eintrag über eine Zugfahrt von Big Berta, der nicht nur mit unterirdischen Kommentaren, sondern auch gleich mit relevanten Fotos verziert worden ist. Ich meine, ich hatte damals Annie-Lennox-gleiche-wasserstoffsuperoxid- Haare mit einem roten fünfzackigen Stern eingefärbt, wenn sie nicht sowieso leuchtendblau erglänzten (der rote Stern war natürlich Ergebnis einer haltlosen Wette um galore of hochpreisigen Alkohol). Und es war auch so, dass mein Lieblingspunk, der auch gleich RAF hieß, einen zwei Meter hohen Irokesenschnitt hatte plus Sicherheitsnadel in der Backe. Das war lange vor diesem Scheiß-Piercing-Müll. Wenn irgendwelche Faschisten in unser Jugendzentrum kamen, hat RAF mittels des Billardstockes mal kurz aufgeräumt und die Frauen konnten sich wieder wohl fühlen. Ich hatte Fiorucci-Jeans an, die ein einziges Loch knapp unterhalb des Hüftknochens darstellten, und um das auszugleichen waren die Seitennähte mit breitem Leder eingesetzt. Außerdem war ich tätowiert und schwärmte für Campino. Und Rocco Schamoni. Der schon einmal gelebt hat, so wie ich.
Achso, ich habe natürlich nie geschnorrt. Ich hatte Kohle ohne Ende und auch noch keinen Hund. Fast wie jetzt also.
ElsaLaska - 5. Jan, 23:25
Das hab ich von Texteria, den Fachausdruck. Steht irgendwo in den Kommentaren herum. Gestern dachte ich mir noch, auf was für schräge Ideen kommt denn Texteria, bis der Tag lang ist? Heute weiß ich es besser. Ich möchte folgendes unter dem Begriff "kumulierte Gesprächssituation" für die Annalen festhalten. Die kumulierte Gesprächssituation sieht so aus:
Ich trotte jeden Tag mit Rasul an einer Hausecke vorbei. Das Haus ist ochsenblutfarben, der Hof ist mit gepflegten schwarz-weißen, stündlich gekärcherten Batikplatten gefliest. Immer steht eine schwarz gekleidete greise Witwe im Hof, oder sie öffnet das Küchenfenster. Immer biegen wir um die Hausecke, ohne anzuhalten um zu pinkeln. Rasul pinkelt nicht gegen Hausecken, es sei denn, ich befehle es ihm nachdrücklich. Auch ich pinkle nicht gegen Hausecken, selbst wenn man es mir befehlen würde.
DENNOCH! Jeden Tag beim traditionellen Um- die- Ecke-biegen schallt uns die Frage entgegen: "Ist das Ihr Hund, der gegen meine Hausecke pinkelt?". Jeden Tag beantworte ich diese Frage je nach Stimmungslage mal ausgiebiger erläuternd, aber verneinend, hin und wieder auch etwas knapper, aber immer in einen negativen Bescheid resultierend.
Gestern fügte ich meiner sich seit Wochen anmutig dahinflechtenden Argumentationskette noch hinzu, dass Rasul nichts anzupinkeln pflege, weil er doch kastriert sei.
Heute wurde ich darüber informiert, man habe Tag und Nacht über diese Aussage nachdenken müssen, hätte aber ihren Sinngehalt nicht erfasst. Bedeute es vielleicht, dass Rasul überhaupt nicht mehr pinkeln müsse? Das könne man sich jetzt nicht vorstellen, schließlich sei die Hausecke chronisch verpinkelt. Natürlich muss er global gesehen pinkeln, selbst wenn er kastriert ist, hole ich aus. Nicken. Genauso hatte man sich das vorgestellt. Aber wir laufen an Ihrer Hausecke immer zügig vorbei, ohne anzuhalten.
Morgen wird sie, nach dieser doch gewagten Gesprächsvariation, die alte Platte wieder auflegen, sagt mir ein diffuses Gefühl.
ElsaLaska - 5. Jan, 18:17