In 30 Tagen ... (VI)
Ich hängte ein Schild vor die Tür "Bin gleich wieder da", packte Il Magnificos opera in mein Reiseköfferchen und machte mich auf ins Jahr 1996, Rarotonga, die Cook-Inseln, Muri Beach, wo, wie ich wusste, einer der renommiertesten Experten für mittelalterliche Handschriften, Sir Morrissey d'Arbanville, seinen wohlverdienten Ruhestand genoss. Sir d'Arbanville machte gerade Siesta in einem Liegestuhl, neben sich ein alkoholhaltiges Kaltgetränk, im Schoß die "Kleine Geschichte der Zeit" von Stephen Hawking.
"Grüß Gott!", rief ich, "Ich bin Elsa und habe ein dringliches Anliegen, was diese Handschrift aus dem Jahre 1478 betrifft."
D'Arbanville blinzelte mich träge an. "Ich kaufe nichts!"
"Sie ist nicht verkäuflich. Kann ich bitte auch ein Bier haben?"
"Greifen Sie zu", er machte eine lässige Handbewegung in Richtung Kühlbox.
Ich riss eine Dose auf und ließ das kalte Cook Lager durch meine durstige Kehle rinnen.
"Ich dachte, Sie könnten sie vielleicht entziffern, es ist in volgare geschrieben. Dann abtippen und schön mit dem Laserdrucker ausdrucken." Ich wischte mir mit dem Handrücken die Lippen.
"Haben Sie zuviel Sonne abgekriegt? Ich bin doch kein Schreibbüro!", spuckte d'Arbanville genervt.
"Die Schreibarbeit würde ich Ihnen bezahlen ..." Ich öffnete mein Köfferchen erneut und ließ ein paar Deutschmark-Scheine sehen.
"In Devisen. Hm. Um was für eine Handschrift handelt es sich denn?" D'Arbanville beugte sich interessiert vor.
"Um ein verschollenes Werk von Lorenzo dem Prächtigen aus dem Jahre 1478, keine Abschrift: das Original", erklärte ich.
"Und das tragen Sie einfach so durch die Tropen? Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?", fuhr er auf.
"Kann ich etwas dafür, dass Sie Ihren Lebensabend hier und nicht auf Spitzbergen verbringen?", gab ich pikiert zurück.
D'Arbanville setzte zu einer Antwort an, streckte dann aber stumm die Arme nach dem Manuskript aus, das er entgegennahm wie eine Hostie. In einer Woche solle ich es wieder abholen. Ich drückte ihm eine kleine Anzahlung in die Finger und machte mich auf den Weg zurück nach Italien, 2001, weil ich beabsichtigte, ein paar Einkäufe zu tätigen und von der letzten kreativen Bilanzausgestaltung noch ein paar Deutschmärker übrig hatte, die ich ärgerlicherweise mit der Euroeinführung nicht hatte konvertieren können, hüstel.
Mit vollbeladenen Taschen kehrte ich am selben Aprilnachmittag 1478 heim, checkte mein Schreibpult und stellte fest, dass schon der zwanzigste war. Höchste Zeit, seine Magnifizenz hinsichtlich eines sonntäglichen Dombesuches zu beraten, wenn er später am Abend noch aufkreuzen würde. Vergnügt vor mich hinsummend schraubte ich die Bialetti auf, füllte Wasser und Kaffeepulver hinein und spülte meine neugekauften Espressotassen aus.
In 30 Tagen um die Welt (V)
In 30 Tagen um die Welt (VII)
In 30 Tagen um die Welt (I)
"Grüß Gott!", rief ich, "Ich bin Elsa und habe ein dringliches Anliegen, was diese Handschrift aus dem Jahre 1478 betrifft."
D'Arbanville blinzelte mich träge an. "Ich kaufe nichts!"
"Sie ist nicht verkäuflich. Kann ich bitte auch ein Bier haben?"
"Greifen Sie zu", er machte eine lässige Handbewegung in Richtung Kühlbox.
Ich riss eine Dose auf und ließ das kalte Cook Lager durch meine durstige Kehle rinnen.
"Ich dachte, Sie könnten sie vielleicht entziffern, es ist in volgare geschrieben. Dann abtippen und schön mit dem Laserdrucker ausdrucken." Ich wischte mir mit dem Handrücken die Lippen.
"Haben Sie zuviel Sonne abgekriegt? Ich bin doch kein Schreibbüro!", spuckte d'Arbanville genervt.
"Die Schreibarbeit würde ich Ihnen bezahlen ..." Ich öffnete mein Köfferchen erneut und ließ ein paar Deutschmark-Scheine sehen.
"In Devisen. Hm. Um was für eine Handschrift handelt es sich denn?" D'Arbanville beugte sich interessiert vor.
"Um ein verschollenes Werk von Lorenzo dem Prächtigen aus dem Jahre 1478, keine Abschrift: das Original", erklärte ich.
"Und das tragen Sie einfach so durch die Tropen? Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?", fuhr er auf.
"Kann ich etwas dafür, dass Sie Ihren Lebensabend hier und nicht auf Spitzbergen verbringen?", gab ich pikiert zurück.
D'Arbanville setzte zu einer Antwort an, streckte dann aber stumm die Arme nach dem Manuskript aus, das er entgegennahm wie eine Hostie. In einer Woche solle ich es wieder abholen. Ich drückte ihm eine kleine Anzahlung in die Finger und machte mich auf den Weg zurück nach Italien, 2001, weil ich beabsichtigte, ein paar Einkäufe zu tätigen und von der letzten kreativen Bilanzausgestaltung noch ein paar Deutschmärker übrig hatte, die ich ärgerlicherweise mit der Euroeinführung nicht hatte konvertieren können, hüstel.
Mit vollbeladenen Taschen kehrte ich am selben Aprilnachmittag 1478 heim, checkte mein Schreibpult und stellte fest, dass schon der zwanzigste war. Höchste Zeit, seine Magnifizenz hinsichtlich eines sonntäglichen Dombesuches zu beraten, wenn er später am Abend noch aufkreuzen würde. Vergnügt vor mich hinsummend schraubte ich die Bialetti auf, füllte Wasser und Kaffeepulver hinein und spülte meine neugekauften Espressotassen aus.
In 30 Tagen um die Welt (V)
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In 30 Tagen um die Welt (I)
ElsaLaska - 8. Mai, 20:18