"Tedesca, eh?", konstatierte sie mit einem Gesichtsausdruck, der signalisierte, dass eine Deutsche immer noch besser sei als gar keine Frau. Offensichtlich war sie mit Lauros zölibatärer Lebensweise nicht hundertprozentig einverstanden.
"Sie warten auf Ihr Auto? Mein Schwiegersohn, Vice-Ispettore Piersanti ist bei der Spurensicherung. Wieso hat Lauro nicht gleich die carabinieri angerufen? Effizientere Strukturen, militärische Hierarchie. Dagegen die polizia! Graziano, mein verstorbener Mann, war bei der arma dei carabinieri! Den hätten Sie mal sehen sollen! Das war ein Kerl! Immer auf Draht, immer am Ball, hellwach, nicht so ein Armleuchter wie dieser Aurel. Aber Lauro neigt von je her zu Sentimentalitäten bei seinen Freunden. Das liegt in der Familie! Zu alt! Zuviel Inzucht! Und ausgerechnet der letzte Sproß wird Priester! Wenn ich eine Linie habe von edlen Hengsten, dann kastrier ich nicht den, der übrig geblieben ist! Eh beh!"
"Basta! Die Signora ist die Stieftochter von il professore und in Trauer! Also ganz sicher nicht an meinem Familienleben interessiert." Lauro faltete die Zeitung ordentlich zusammen und mied meinen Blick.
Agatha schob den Unterkiefer vor, pfefferte eine gußeiserne Pfanne in die Spüle und begann mit Nachdruck zu scheuern.

Castelli di Jesi, 1.7.1478 A. D.

Deine Städte liegen in Asche
Dein Palast in Ruinen
Die Säle Deiner Lust im Staub

Kindergeschrei
Wolfsgeheul
Das Flattern großer Flügel

Sturmgebraus
Schlachtenlärm
klirrender Waffengang
nach altem Brauch

Stille!

Jetzt!

...

In den Hallen des Windes
träumt die Principessa
Deine glänzenden Heerscharen
zu kaltem Rauch

würde ich Siouxsie and the Banshees hören: Cities in dust.

einen Packen Briefe ... Schau mal beiläufig auf einen Packen Briefe.
Elsa. Wink Alfredo hinterher, der im Rückwartsgang zur Ausfahrt rausbraust. Und dann schau mal so richtig schön NEBENBEI und ohne es zu wollen auf einen Packen Briefe. Es ist wie Zen-Bogenschießen. Man konzentriert sich nicht auf das Ziel.
Oder wie war das bei diesem Sport? War doch so. Man ist PFEIL. Ich bin ein Brief. Ein Werbebrief von Skychannel.
Ich bin ein Brief.
Absichtslos, ohne Ziel. Oszillierend zwischen den Realitäten.
Warum kriege ich kein Kind? Weil ich dann neun Monate abstinent bleiben muss und den Rest meines Lebens beschäftigt wäre.
Das Resultat? Ich versuche zu beschreiben, wie ich absichtslos auf einen Brief STIERE. Stieren ist SUBOPTIMAL, Elsa. Der Blick schweift, er flattert, er ist unfokussiert. Junge, schreib es doch einfach HIN.
Manchmal ist es nicht leicht, damit zu leben, dass man KEINEN inneren Zwang hat, der einem das Schreiben aufoktroyiert wie das Atmen.
Ich könnte es ja auch sein lassen und Salzgebäckadventskränze herstellen.