Ohne Titel (1)
Pirmin trödelte gerne bei der Arbeit. Seit drei Monaten sammelte er mit einem mechanischen Greifarm die Zigarettenpäckchen, Müsliriegelfolien, Chipstüten aus Alu und Hamburgerverpackungen auf. Vor zwei Jahren hatten sie ihm bei Eichberger & Söhne gekündigt - der Betrieb werde aufgelöst, nein, kein Konkurs, eine ganz normale Abwicklung sei es. Geld für eine Abfindung wäre aber nicht da, man bedauere. Pirmin hatte fast sein ganzes Arbeitsleben bei Eichberger & Söhne Schrauben sortiert. Am Fließband. 32 Jahre lang. Ohne zu trödeln. Deshalb nahm er sich dieses Recht jetzt heraus. Er konnte sowieso nicht so schnell Abfall auflesen, wie ihn andere wieder hinwarfen. Und für einen Euro die Stunde konnte niemand von ihm Stachanowsche Höchstleistungen auf dem Gebiet der Müllaufsammlung erwarten.
An und für sich gefiel ihm seine neue Arbeit. Nach über dreißig Jahren in der schäbigen Industriehalle noch aus den Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs, unter dem bläulichen Neonlicht ewig schwirrender und surrender Röhren, genoss er es zutiefst, jeden Tag an der frischen Luft zu sein. Bei Wind und Wetter, Sonnenschein und Regen lief er seine Strecke ab. Die Tour bot landschaftliche Abwechslung, es gab kaum Steigungen.
Um die Mittagszeit, das hatte er sich selbst so ausgeknobelt, erreichte er die landschaftlich reizvollste Stelle, einen Bachlauf mit Bank, auf der er sein mitgebrachtes Vesper verzehrte: Ein Wurstbrot mit Senf oder Meerrettich und zwei hartgekochte Eier mit Salz sowie eine Flasche Malzbier. Alles von seiner Mutter, bei der Pirmin immer noch lebte, sorgfältig in Butterbrotpapier eingewickelt und gekennzeichnet. Ein "L" stand für Leberwurst, ein S für "Schwartenmagen" und ein "LY" für Brot mit Lyoner drauf.
Helga Brockmann hatte sich zeit ihres Lebens darum bemüht, ihrem einzigen Sohn sowohl erfreuliche als auch unerfreuliche Überraschungen zu ersparen.
An und für sich gefiel ihm seine neue Arbeit. Nach über dreißig Jahren in der schäbigen Industriehalle noch aus den Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs, unter dem bläulichen Neonlicht ewig schwirrender und surrender Röhren, genoss er es zutiefst, jeden Tag an der frischen Luft zu sein. Bei Wind und Wetter, Sonnenschein und Regen lief er seine Strecke ab. Die Tour bot landschaftliche Abwechslung, es gab kaum Steigungen.
Um die Mittagszeit, das hatte er sich selbst so ausgeknobelt, erreichte er die landschaftlich reizvollste Stelle, einen Bachlauf mit Bank, auf der er sein mitgebrachtes Vesper verzehrte: Ein Wurstbrot mit Senf oder Meerrettich und zwei hartgekochte Eier mit Salz sowie eine Flasche Malzbier. Alles von seiner Mutter, bei der Pirmin immer noch lebte, sorgfältig in Butterbrotpapier eingewickelt und gekennzeichnet. Ein "L" stand für Leberwurst, ein S für "Schwartenmagen" und ein "LY" für Brot mit Lyoner drauf.
Helga Brockmann hatte sich zeit ihres Lebens darum bemüht, ihrem einzigen Sohn sowohl erfreuliche als auch unerfreuliche Überraschungen zu ersparen.
ElsaLaska - 19. Feb, 08:12