Brian Moore: Insel des Glaubens [1972]
[Nach dem Vierten Vatikanischen Konzil, einer globalen ökumenischen Bewegung und der kurz bevorstehenden Vereinigung der (soll ich sagen: ehemaligen) römisch-katholischen Kirche mit dem Buddhismus, muss Vater Kinsella, ein junger amerikanischer Priester auf Geheiß seines Ordensgenerals einem winzigen irischen Kloster auf einer vorgelagerten Insel, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, einen Besuch abstatten, um die alten Mönche zur Raison zu bringen. Ihr Vergehen: Sie haben die Alte Messe gefeiert, wie immer, ein Pilgerstrom setzte ein, sogar das Fernsehen berichtete. Vater Manus, einer der alten Starrköpfe und zuständig für die Verproviantierung des Klosters mit Fisch, rechtfertigt sich vor dem amerikanischen Besucher aus Rom wie folgt:]
>>"Wir haben nichts getan, um das alles in Gang zu bringen; haben einfach drüben in Cahirciveen weiter die Messe gefeiert, wie sie immer gefeiert wurde und wie wir sie immer gefeiert hatten, und wie wir unterwiesen wurden, sie zu feiern. Die Messe auf Lateinisch, wobei der Priester der Gemeinde den Rücken kehrte, weil er und die Gemeinde beide den Altar anblickten, wo Gott ist. Brachten Gott das tägliche Opfer der Messe dar. Verwandelten Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi, wie Jesus es seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl gebot, dass sie's tun sollten. 'Das ist mein Leib und das ist mein Blut. Solches tuet zu meinem Gedächtnis!' Gott hat seinen Sohn gesandt, uns zu erlösen. Sein Sohn kam in die Welt und wurde für unsere Sünden gekreuzigt, und die Messe ist die Gedächtnisfeier jener Kreuzigung, jenes Opfers vom Leib und Blut Jesu Christi für unsere Sünden. Der Priester und die Leute beten zu Gott und nehmen an einem Wunder teil, bei dem Jesus Christus wiederkommt und unter uns ist: Leib und Blut in Form von Brot und Wein auf dem Altar. Und die Messe wurde auf Lateinisch gefeiert, weil Latein die Sprache der Kirche ist, und die Kirche war die eine und weltumfassende, und ein Katholik konnte in jede Kirche der ganzen Welt gehen, hier oder in Timbuktu oder in China, und die gleiche Messe hören, die einzige Messe, die es gab, die lateinische Messe. Und wenn die Messe Lateinisch war und die Leute nicht Lateinisch sprachen, so war das eben ein Teil des Geheimnisses, denn die Messe war kein Gespräch mit unserem Nachbarn, sie war ein Gespräch mit Gott. Mit dem allmächtigen Gott! Und so haben wir's getan seit fast zweitausend Jahren, und in der ganzen Zeit war die Kirche ein Ort, in dem man still und ehrerbietig war, es war ein Ort der Stille, weil Gott dort war, Gott auf dem Altar, im Tabernakel in Form einer Brot-Oblate und einem Kelch mit Wein. Es war Gottes Haus, in dem sich jeden Tag das tägliche Wunder ereignete. Gott, der zu uns herniederkommt. Ein Mysterium. Wie diese neue Messe kein Mysterium ist, sondern eine Farce und ein Lallen, kein Gespräch mit Gott, sondern mit unserem Nachbarn, und deshalb ist sie englisch oder deutsch oder chinesisch, oder was immer für eine Sprache die Leute in der Kirche zufällig sprechen. Sie ist ein Symbol, heißt es, aber ein Symbol wofür? Sie ist eine Theateraufführung, das ist sie. Und die Leute durchschauen es. Deshalb kommen sie zum Mount Coom , deshalb kommen sie in Flugzeugen und Schiffen, und in Wagen, die die Straßen verstopfen, und die Leute kampieren auf freiem Feld. Gott steh ihnen bei! Und deshalb sind sie da, auch wenn der Regen auf sie niederprasselt. Und wenn das Sanktus-Glöckchen im Augenblick der Wandlung geläutet wird, wenn der Priester niederkniet und die Hostie hochhebt - Allmächtiger Gott! - und die Gemeinde hinter dem Rücken des Priesters niederkniet, mit gesenktem Kopf, um ihren Gott anzubeten, ja Vater, wenn Sie diese Leute sehen könnten, den Kopf entblößt und die Gesichter vom Regen gepeitscht, wenn Sie sehen, wie die Hostie hochgehoben wird, das Stückchen ungesäuerte Brot, das durch das Mysterium und Wunder der Messe jetzt zu Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus geworden ist - dann würden Sie sich schämen, Vater, Sie würden sich schämen, das alles wegzufegen und an seine Stelle zu setzen, was Sie selbst dort hingesetzt haben, Singsang und Gitarren, zum Nachbarn hinwenden und ihn berühren, schauspielern und lauter solcher Unsinn, alles nur, damit die Leute in die Kirche kommen, so wie sie früher ins Gemeindehaus gingen und Bingo spielten!"<<
>>"Wir haben nichts getan, um das alles in Gang zu bringen; haben einfach drüben in Cahirciveen weiter die Messe gefeiert, wie sie immer gefeiert wurde und wie wir sie immer gefeiert hatten, und wie wir unterwiesen wurden, sie zu feiern. Die Messe auf Lateinisch, wobei der Priester der Gemeinde den Rücken kehrte, weil er und die Gemeinde beide den Altar anblickten, wo Gott ist. Brachten Gott das tägliche Opfer der Messe dar. Verwandelten Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi, wie Jesus es seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl gebot, dass sie's tun sollten. 'Das ist mein Leib und das ist mein Blut. Solches tuet zu meinem Gedächtnis!' Gott hat seinen Sohn gesandt, uns zu erlösen. Sein Sohn kam in die Welt und wurde für unsere Sünden gekreuzigt, und die Messe ist die Gedächtnisfeier jener Kreuzigung, jenes Opfers vom Leib und Blut Jesu Christi für unsere Sünden. Der Priester und die Leute beten zu Gott und nehmen an einem Wunder teil, bei dem Jesus Christus wiederkommt und unter uns ist: Leib und Blut in Form von Brot und Wein auf dem Altar. Und die Messe wurde auf Lateinisch gefeiert, weil Latein die Sprache der Kirche ist, und die Kirche war die eine und weltumfassende, und ein Katholik konnte in jede Kirche der ganzen Welt gehen, hier oder in Timbuktu oder in China, und die gleiche Messe hören, die einzige Messe, die es gab, die lateinische Messe. Und wenn die Messe Lateinisch war und die Leute nicht Lateinisch sprachen, so war das eben ein Teil des Geheimnisses, denn die Messe war kein Gespräch mit unserem Nachbarn, sie war ein Gespräch mit Gott. Mit dem allmächtigen Gott! Und so haben wir's getan seit fast zweitausend Jahren, und in der ganzen Zeit war die Kirche ein Ort, in dem man still und ehrerbietig war, es war ein Ort der Stille, weil Gott dort war, Gott auf dem Altar, im Tabernakel in Form einer Brot-Oblate und einem Kelch mit Wein. Es war Gottes Haus, in dem sich jeden Tag das tägliche Wunder ereignete. Gott, der zu uns herniederkommt. Ein Mysterium. Wie diese neue Messe kein Mysterium ist, sondern eine Farce und ein Lallen, kein Gespräch mit Gott, sondern mit unserem Nachbarn, und deshalb ist sie englisch oder deutsch oder chinesisch, oder was immer für eine Sprache die Leute in der Kirche zufällig sprechen. Sie ist ein Symbol, heißt es, aber ein Symbol wofür? Sie ist eine Theateraufführung, das ist sie. Und die Leute durchschauen es. Deshalb kommen sie zum Mount Coom , deshalb kommen sie in Flugzeugen und Schiffen, und in Wagen, die die Straßen verstopfen, und die Leute kampieren auf freiem Feld. Gott steh ihnen bei! Und deshalb sind sie da, auch wenn der Regen auf sie niederprasselt. Und wenn das Sanktus-Glöckchen im Augenblick der Wandlung geläutet wird, wenn der Priester niederkniet und die Hostie hochhebt - Allmächtiger Gott! - und die Gemeinde hinter dem Rücken des Priesters niederkniet, mit gesenktem Kopf, um ihren Gott anzubeten, ja Vater, wenn Sie diese Leute sehen könnten, den Kopf entblößt und die Gesichter vom Regen gepeitscht, wenn Sie sehen, wie die Hostie hochgehoben wird, das Stückchen ungesäuerte Brot, das durch das Mysterium und Wunder der Messe jetzt zu Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus geworden ist - dann würden Sie sich schämen, Vater, Sie würden sich schämen, das alles wegzufegen und an seine Stelle zu setzen, was Sie selbst dort hingesetzt haben, Singsang und Gitarren, zum Nachbarn hinwenden und ihn berühren, schauspielern und lauter solcher Unsinn, alles nur, damit die Leute in die Kirche kommen, so wie sie früher ins Gemeindehaus gingen und Bingo spielten!"<<
ElsaLaska - 2. Okt, 23:11