Die Beichte - das Bußsakrament.
Katholiken sollen wenigstens einmal im Jahr, in der Fastenzeit, beichten gehen. Viele Nichtkatholiken, aber auch Katholiken, stellen sich das furchtbar unangenehm vor, als eine hochnotpeinliche Angelegenheit. Dabei ist die Beichte ein Sakrament, das heißt das sichtbare Zeichen der Gnade Gottes - und somit Sein Geschenk für uns. Leider wird es in vielen deutschen Gemeinden kaum noch gepflegt, dagegen staune ich immer über die Schlangen, die sich vor italienischen Beichtstühlen insbesondere auch während der Hl. Messe, sofern ein Padre Bereitschaft hat, bilden können. Ich denke, es passt gut in die Fastenzeit und kann vielleicht auch eine Ermutigung sein, wenn ich hier einen Ausschnitt aus einem Interview von Petra Lorleberg für kath.net mit mir bringe, das wir letztes Jahr geführt haben. Gerade wenn man noch nie gebeichtet hat oder es nach langer Zeit wieder einmal versuchen möchte, kostet es Überwindung. Und ein bisschen Übung. Aber bald wird es zu einer guten und heilsamen Gewohnheit. Das hat mittlerweile übrigens auch gerade die säkulare Psychologie in jüngster Zeit wieder und wieder festgestellt.
kath.net: Die Beichte – darf ich Sie fragen, Frau Wenz? Das ist ja gerade für viele völlig unverständlich, wieso wir Katholiken ausgerechnet Schwierigkeiten und Versagen einem anderen Menschen offen erzählen. Mit welchen Gefühlen waren Sie auf Ihre erste Beichte zugegangen? Wie ging es Ihnen in dieser Beichte?
Ganz ehrlich? Mir gings hundsmiserabel.
Der Punkt war, ich hatte Beichte im Prinzip theoretisch und rational völlig verstanden. Es schien mir ganz einfach zu sein. So nach dem Motto, der Priester ist der Telefonhörer zu Gott oder ähnlich. Ich ging sehr optimistisch und positiv gestimmt zu meiner ersten, zu meiner Generalbeichte.
Ich denke, ich war auch gut vorbereitet. Ich hatte ja jede Menge aufs Tapet zu bringen - an die vierzig Jahre! Und ich fing ganz frohgemut an und redete weiter und weiter und auf einmal ging die Heulerei los.
Dass da doch so viel war, was ich zwar immer gewusst und auch innerlich bereut hatte, aber zum ersten Mal nun laut aussprach, das erschütterte mich.
Dabei war der Priester auch nicht das Problem. Ich hatte volles Vertrauen zu ihm. Ich wusste, ich konnte ihm wirklich alles sagen. Aber ich empfand das schon auch als ganz anders, als mit Freunden über irgendwelche Verfehlungen sprechen, die einem auf der Seele liegen und wo es hauptsächlich um freundschaftlichen Beistand und ein bisschen laienpsychologischen Rat geht.
Ich stand ernsthaft vor Gott und Jesus Christus, an den ich nun endlich glaubte, und ein Mann saß neben mir in seiner Vermittlerfunktion, und seine Aufgabe war es, sich dieses ganze Elend anzuhören, nicht, um es zu relativieren oder wegzudiskutieren, sondern um mir nachher eine Lossprechung zu geben, die eigentlich kein anderer Mensch sonst spenden kann, als ein geweihter Priester, weil Gott ihm diese Vollmacht übertragen hat [vgl. Joh 20,21-23].
Das war ein bisschen der overload für mich, damit hatte ich nicht gerechnet. Hinzu kam, ich empfing die Lossprechung - und ich hatte erhofft, dass ich das jetzt sofort und ganz tief drinnen auch spüren würde. (Das war nun wieder der Nachteil mit dem Yoga, da spürt man ziemlich viel, was auch immer es zu bedeuten hat, aber das Nachspüren ist da immer ganz wichtig gewesen.)
Und jetzt spürte ich rein gar nichts! Ausgerechnet bei dieser so wichtigen Lossprechung meiner Generalbeichte! Ich konnte einfach nicht spüren, denken, glauben, fühlen, dass Gott mir tatsächlich vergeben hatte. Vielleicht ist das auch ein persönliches Problem von mir, wenn ich einen guten Tag habe, schiebe ich es auf meine protestantischen Wurzeln *schmunzel*.
Ich habe das dann mit meinem geistlichen Begleiter auch besprochen, und es hat wirklich ein bisschen Übung gebraucht, bis ich das für mich klären konnte. Aber wichtig war, dass ich nicht resigniert habe. Ich bin weiterhin regelmäßig zur Beichte. Es ist ein bisschen parallel gelaufen wie mit dem Zugang zur Realpräsenz. Irgendwann habe ich mich selbst nicht mehr so wichtig genommen, und was ich jetzt spüre oder nicht. Und dann war es da.
Dabei sollte mein hardcore-Beichterlebnis erst noch kommen. In Deutschland spielt sich das ja relativ gemütlich ab, Beichtzimmerchen, Kerze an, man sitzt sich gegenüber. Bei den italienischen Kapuzinern hier im Dorf, bei denen ich das erste Mal in Italien beichtete, ist das auch sehr komfortabel, selbst im Beichtstuhl.
Aber einmal ging ich zu einem anderen Konvent. "Ich will beichten!", sagte ich, und ein kleines hutzeliges Franziskanermännchen führte mich ins "Beichtzimmer" des Santuarios. Mein Blick fiel auf die gemütliche Sitzecke und ich dachte, okay, same procedure, im Sesselchen, gemütlich, Kerze und so. Nix da. Das durchaus gütige Mönchlein deutete liebevoll auf eine Kniebank. Ich solle mich hinknien. Er nahm neben mir auf einem Stuhl Platz. Nun war meine Kniebank direkt unter einem riesigen hölzernen Kruzifix mit bemaltem Korpus in Überlebensgröße angebracht. Und ich arme Sünderin kniete auf Augenhöhe der durchbohrten Füße von Jesus Christus, direkt unterm Kreuz. Mamma mia.
Niemals war mein Vorsatz, nicht mehr zu sündigen, stärker, als nach dieser Beichte direkt unterm Kreuz. [Ist mir nicht ganz gelungen, aber anderes Thema.]
Der gütige Franziskaner nahm danach meine Hände in seine und fragte mich noch liebevoll, woher ich käme und wie gut es sei, dass ich konvertiert wäre, also es war keine irgendwie schreckliche, horrible Beichte, das will ich damit nicht sagen. Aber eben - ziemlich eindrücklich, doch.
Mein Problem mit den innerlichen Zweifeln, ob Gott mir wirklich vergeben würde, ist übrigens seit damals endgültig gelöst.
[Das ganze Interview mit mir findet sich hier auf kath.net.]
[Und hier noch eine informative Seite über das Beichten.]
kath.net: Die Beichte – darf ich Sie fragen, Frau Wenz? Das ist ja gerade für viele völlig unverständlich, wieso wir Katholiken ausgerechnet Schwierigkeiten und Versagen einem anderen Menschen offen erzählen. Mit welchen Gefühlen waren Sie auf Ihre erste Beichte zugegangen? Wie ging es Ihnen in dieser Beichte?
Ganz ehrlich? Mir gings hundsmiserabel.
Der Punkt war, ich hatte Beichte im Prinzip theoretisch und rational völlig verstanden. Es schien mir ganz einfach zu sein. So nach dem Motto, der Priester ist der Telefonhörer zu Gott oder ähnlich. Ich ging sehr optimistisch und positiv gestimmt zu meiner ersten, zu meiner Generalbeichte.
Ich denke, ich war auch gut vorbereitet. Ich hatte ja jede Menge aufs Tapet zu bringen - an die vierzig Jahre! Und ich fing ganz frohgemut an und redete weiter und weiter und auf einmal ging die Heulerei los.
Dass da doch so viel war, was ich zwar immer gewusst und auch innerlich bereut hatte, aber zum ersten Mal nun laut aussprach, das erschütterte mich.
Dabei war der Priester auch nicht das Problem. Ich hatte volles Vertrauen zu ihm. Ich wusste, ich konnte ihm wirklich alles sagen. Aber ich empfand das schon auch als ganz anders, als mit Freunden über irgendwelche Verfehlungen sprechen, die einem auf der Seele liegen und wo es hauptsächlich um freundschaftlichen Beistand und ein bisschen laienpsychologischen Rat geht.
Ich stand ernsthaft vor Gott und Jesus Christus, an den ich nun endlich glaubte, und ein Mann saß neben mir in seiner Vermittlerfunktion, und seine Aufgabe war es, sich dieses ganze Elend anzuhören, nicht, um es zu relativieren oder wegzudiskutieren, sondern um mir nachher eine Lossprechung zu geben, die eigentlich kein anderer Mensch sonst spenden kann, als ein geweihter Priester, weil Gott ihm diese Vollmacht übertragen hat [vgl. Joh 20,21-23].
Das war ein bisschen der overload für mich, damit hatte ich nicht gerechnet. Hinzu kam, ich empfing die Lossprechung - und ich hatte erhofft, dass ich das jetzt sofort und ganz tief drinnen auch spüren würde. (Das war nun wieder der Nachteil mit dem Yoga, da spürt man ziemlich viel, was auch immer es zu bedeuten hat, aber das Nachspüren ist da immer ganz wichtig gewesen.)
Und jetzt spürte ich rein gar nichts! Ausgerechnet bei dieser so wichtigen Lossprechung meiner Generalbeichte! Ich konnte einfach nicht spüren, denken, glauben, fühlen, dass Gott mir tatsächlich vergeben hatte. Vielleicht ist das auch ein persönliches Problem von mir, wenn ich einen guten Tag habe, schiebe ich es auf meine protestantischen Wurzeln *schmunzel*.
Ich habe das dann mit meinem geistlichen Begleiter auch besprochen, und es hat wirklich ein bisschen Übung gebraucht, bis ich das für mich klären konnte. Aber wichtig war, dass ich nicht resigniert habe. Ich bin weiterhin regelmäßig zur Beichte. Es ist ein bisschen parallel gelaufen wie mit dem Zugang zur Realpräsenz. Irgendwann habe ich mich selbst nicht mehr so wichtig genommen, und was ich jetzt spüre oder nicht. Und dann war es da.
Dabei sollte mein hardcore-Beichterlebnis erst noch kommen. In Deutschland spielt sich das ja relativ gemütlich ab, Beichtzimmerchen, Kerze an, man sitzt sich gegenüber. Bei den italienischen Kapuzinern hier im Dorf, bei denen ich das erste Mal in Italien beichtete, ist das auch sehr komfortabel, selbst im Beichtstuhl.
Aber einmal ging ich zu einem anderen Konvent. "Ich will beichten!", sagte ich, und ein kleines hutzeliges Franziskanermännchen führte mich ins "Beichtzimmer" des Santuarios. Mein Blick fiel auf die gemütliche Sitzecke und ich dachte, okay, same procedure, im Sesselchen, gemütlich, Kerze und so. Nix da. Das durchaus gütige Mönchlein deutete liebevoll auf eine Kniebank. Ich solle mich hinknien. Er nahm neben mir auf einem Stuhl Platz. Nun war meine Kniebank direkt unter einem riesigen hölzernen Kruzifix mit bemaltem Korpus in Überlebensgröße angebracht. Und ich arme Sünderin kniete auf Augenhöhe der durchbohrten Füße von Jesus Christus, direkt unterm Kreuz. Mamma mia.
Niemals war mein Vorsatz, nicht mehr zu sündigen, stärker, als nach dieser Beichte direkt unterm Kreuz. [Ist mir nicht ganz gelungen, aber anderes Thema.]
Der gütige Franziskaner nahm danach meine Hände in seine und fragte mich noch liebevoll, woher ich käme und wie gut es sei, dass ich konvertiert wäre, also es war keine irgendwie schreckliche, horrible Beichte, das will ich damit nicht sagen. Aber eben - ziemlich eindrücklich, doch.
Mein Problem mit den innerlichen Zweifeln, ob Gott mir wirklich vergeben würde, ist übrigens seit damals endgültig gelöst.
[Das ganze Interview mit mir findet sich hier auf kath.net.]
[Und hier noch eine informative Seite über das Beichten.]
ElsaLaska - 24. Feb, 19:01