Volkstrauertag
Wir trafen uns mit Onkel Ernst zum Mittagessen. Wie jeden Sonntag war er in der Kirche. Während seiner Zeit als Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg hatte er gelobt, sollte er lebendig heimkehren, keinen Gottesdienst an keinem Sonntag mehr zu versäumen. Dieses Gelübde hat er eingehalten - seit MEINEN 47 Jahren jedenfalls bin ich Zeugin.
Onkel Ernst war an diesem Sonntag sehr umtriebig und aufgeregt. Er hatte nach dem evangelischen Gottesdienst auch die Feier auf dem Friedhof vor dem Erinnerungsmal für die gefallenen Soldaten mitgemacht, der Bürgermeister ihm die Hand geschüttelt. Bevor hier jetzt irgendjemand mitleidig lächelt - für einen über Neunzigjährigen hat das etwas zu bedeuten. Ja!?
Jedenfalls war er enorm aufgekratzt und wusselig. Und das ist doch klar. An solchen Tagen kommt eben alles nochmal an die Oberfläche. Ich habe ihn nie gefragt, wie viele Kameraden er verloren hat, aber alleine bei seinem ersten Einsatz, das war über Kreta, die größte Luftlandeoperation der Militärgeschichte neben Arnheim später, blieben aus seiner Einheit - Max Schmeling hat mit ihm die Ausbildung gemacht und ihn bis zuletzt an jedem Geburtstag angerufen - also die Einheit bestand aus 120 Mann und 108 kamen nicht mehr lebend auf dem Erdboden an. Zu den auserwählten Zwölfen, die das überlebten, gehörte Onkel Ernst. Als Erstes wurde sein Kommandeur abgeschossen, und das war das, was ihn heute noch verwirrt. Das ist das, was ich weiß. Wie viele Dutzend und mehr Kameraden er bei Tobruk, in Russland und in der Normandie zurücklassen musste, ohne sie begraben zu können, weiß nur er.
An diesem Sonntag hätte ich mir gewünscht, dass ihm nicht nur der Bürgermeister einen lauwarmen Händedruck verpasst, der vermutlich nicht mal das Vorstellungsvermögen hat, noch das Alter, sich in einen greisen alten Mann, nein, keinen greisen alten Mann, einen mutigen und unbedingt gottgläubigen FALLSCHIRMOBERJÄGER, der Leben gerettet hat, auch die des Feindes! und seine eigenen Kameraden im Wüstensand begraben hat und zurück hat lassen müssen, hineinzuversetzen.
Alles geht verloren - und manchmal fragt man sich, wozu man überhaupt noch Geschichten erzählt.
Onkel Ernst war an diesem Sonntag sehr umtriebig und aufgeregt. Er hatte nach dem evangelischen Gottesdienst auch die Feier auf dem Friedhof vor dem Erinnerungsmal für die gefallenen Soldaten mitgemacht, der Bürgermeister ihm die Hand geschüttelt. Bevor hier jetzt irgendjemand mitleidig lächelt - für einen über Neunzigjährigen hat das etwas zu bedeuten. Ja!?
Jedenfalls war er enorm aufgekratzt und wusselig. Und das ist doch klar. An solchen Tagen kommt eben alles nochmal an die Oberfläche. Ich habe ihn nie gefragt, wie viele Kameraden er verloren hat, aber alleine bei seinem ersten Einsatz, das war über Kreta, die größte Luftlandeoperation der Militärgeschichte neben Arnheim später, blieben aus seiner Einheit - Max Schmeling hat mit ihm die Ausbildung gemacht und ihn bis zuletzt an jedem Geburtstag angerufen - also die Einheit bestand aus 120 Mann und 108 kamen nicht mehr lebend auf dem Erdboden an. Zu den auserwählten Zwölfen, die das überlebten, gehörte Onkel Ernst. Als Erstes wurde sein Kommandeur abgeschossen, und das war das, was ihn heute noch verwirrt. Das ist das, was ich weiß. Wie viele Dutzend und mehr Kameraden er bei Tobruk, in Russland und in der Normandie zurücklassen musste, ohne sie begraben zu können, weiß nur er.
An diesem Sonntag hätte ich mir gewünscht, dass ihm nicht nur der Bürgermeister einen lauwarmen Händedruck verpasst, der vermutlich nicht mal das Vorstellungsvermögen hat, noch das Alter, sich in einen greisen alten Mann, nein, keinen greisen alten Mann, einen mutigen und unbedingt gottgläubigen FALLSCHIRMOBERJÄGER, der Leben gerettet hat, auch die des Feindes! und seine eigenen Kameraden im Wüstensand begraben hat und zurück hat lassen müssen, hineinzuversetzen.
Alles geht verloren - und manchmal fragt man sich, wozu man überhaupt noch Geschichten erzählt.
ElsaLaska - 18. Nov, 20:44
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