Zum neuen Jahr 2016
Allen meinen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch und ein glückliches, gesundes und gesegnetes Neues Jahr.
Gerade als ich mir überlegte, was ich in diesem Beitrag noch schreiben könnte, erreichte mich die Silvestermail von meinem Kollegen Alexander Kissler. Er zitiert darin G. K. Chesterton, und ich tue es ihm hiermit nach, da es sich vermutlich um einen eher unbekannteren Text dieses Autoren handelt.
"Neujahrsnächte und ähnliche Dinge sind außerordentlich wertvoll. Sie bilden willkürliche Grenzen der Zeit. Plötzlich und unablässig schneiden sie die Zeit entzwei. Aber wenn eine endlos lange Schlange vor uns liegt, können wir dann etwas anderes tun, als sie entzwei schneiden? Die Zeit ist offenbar unbegrenzt, und sie ist ohne jede Frage eine Schlange. Der wahre Grund, weshalb es Zeiten und Jahreszeiten und Feste und Jahrestage gibt, besteht darin, dass sonst diese Zeitschlange ihren trägen Körper durch all unsere Sinneseindrücke schlängeln würde. Es wäre dann unmöglich, den Wechsel vom einen zum anderen Eindruck wahrzunehmen. (...)
Der Sinn eines Neuen Jahres liegt nicht darin, dass wir ein neues Jahr bekommen sollen. Der Sinn ist, dass wir eine neue Seele bekommen, eine neue Nase, neue Füße, ein neues Rückgrat, neue Ohren und neue Augen. Der Sinn ist, dass wir unverzüglich auf eine unmögliche Welt blicken sollen. (...)
Der Zweck der kalten und harten Definitionen der Zeit entspricht annähernd dem Zweck der kalten und harten Definitionen der Theologie - sie sollen Menschen aufrütteln. Der Mensch, der keine Vorsätze zum Neuen Jahr fasst, der fasst überhaupt keine mehr. Der Mensch, der nicht von neuem beginnt, der wird nichts Bedeutendes leisten. Der Mensch, der nicht merkwürdigerweise annimmt, er habe bisher nie existiert, der darf sich sicher sein, dass er auch später nie mehr existieren wird. Der Mensch, der nicht neugeboren wird, wird niemals in das himmlische Königreich gelangen.
Für solche dramatische Wiedergeburten ist der Neujahrstag das Beispiel schlechthin. Man kann diese Grenzen der Zeit ohne Fragen als künstlich bezeichnen. Man kann sie aber auch ohne jede Frage und zutreffender so beschreiben, wie jede große künstlerische Errungenschaft beschrieben werden sollte: als eines der großen Meisterwerke der Menschheit."
(G. K. Chesterton:Der erste Januar, 1904)
Gerade als ich mir überlegte, was ich in diesem Beitrag noch schreiben könnte, erreichte mich die Silvestermail von meinem Kollegen Alexander Kissler. Er zitiert darin G. K. Chesterton, und ich tue es ihm hiermit nach, da es sich vermutlich um einen eher unbekannteren Text dieses Autoren handelt.
"Neujahrsnächte und ähnliche Dinge sind außerordentlich wertvoll. Sie bilden willkürliche Grenzen der Zeit. Plötzlich und unablässig schneiden sie die Zeit entzwei. Aber wenn eine endlos lange Schlange vor uns liegt, können wir dann etwas anderes tun, als sie entzwei schneiden? Die Zeit ist offenbar unbegrenzt, und sie ist ohne jede Frage eine Schlange. Der wahre Grund, weshalb es Zeiten und Jahreszeiten und Feste und Jahrestage gibt, besteht darin, dass sonst diese Zeitschlange ihren trägen Körper durch all unsere Sinneseindrücke schlängeln würde. Es wäre dann unmöglich, den Wechsel vom einen zum anderen Eindruck wahrzunehmen. (...)
Der Sinn eines Neuen Jahres liegt nicht darin, dass wir ein neues Jahr bekommen sollen. Der Sinn ist, dass wir eine neue Seele bekommen, eine neue Nase, neue Füße, ein neues Rückgrat, neue Ohren und neue Augen. Der Sinn ist, dass wir unverzüglich auf eine unmögliche Welt blicken sollen. (...)
Der Zweck der kalten und harten Definitionen der Zeit entspricht annähernd dem Zweck der kalten und harten Definitionen der Theologie - sie sollen Menschen aufrütteln. Der Mensch, der keine Vorsätze zum Neuen Jahr fasst, der fasst überhaupt keine mehr. Der Mensch, der nicht von neuem beginnt, der wird nichts Bedeutendes leisten. Der Mensch, der nicht merkwürdigerweise annimmt, er habe bisher nie existiert, der darf sich sicher sein, dass er auch später nie mehr existieren wird. Der Mensch, der nicht neugeboren wird, wird niemals in das himmlische Königreich gelangen.
Für solche dramatische Wiedergeburten ist der Neujahrstag das Beispiel schlechthin. Man kann diese Grenzen der Zeit ohne Fragen als künstlich bezeichnen. Man kann sie aber auch ohne jede Frage und zutreffender so beschreiben, wie jede große künstlerische Errungenschaft beschrieben werden sollte: als eines der großen Meisterwerke der Menschheit."
(G. K. Chesterton:Der erste Januar, 1904)
ElsaLaska - 31. Dez, 13:12