Nachdem heute überall in Italien der Holocaust-Gedenktag auf dem Plan steht - hier im Städtchen zum Beispiel mit einer Filmvorführung und einem Meeting insbesondere auch für die Jugendlichen - außerdem auch mit Gesten wie dem Verteilen von Blumen und "Friedensbrot", kann man natürlich geteilter Meinung sei, ob es so geschickt war, den iranischen Präsidenten an diesem Datum zu empfangen.
Korrektur: Ich dachte freilich, heute wäre schon der 27. Januar.
Heute vormittag also traf die Eskorte im Vatikan ein, es gab einen vierzigminütigen Austausch, Rouhani brachte einen Teppich als Geschenk mit, Gegengeschenke des Heiligen Vaters war eine Medaille mit dem heiligen Martin von Tours und seine Enzyklika "Laudato si'", allerdings nicht in Farsi, sondern einmal auf Englisch und einmal auf Arabisch. Während die deutschen Kollegen eher feststellen, dass das Thema Menschenrechte wohl ausgespart blieb, titelt der Corriere della Sera mit einem Rouhani-Zitat "Heiligkeit, betet für mich!", ebenso La Repubblica. Die iranische Botschaft hatte vorab betont, Rouhani käme in erster Linie als Geistlicher.
Rouhani habe außerdem erklärt, dass der Koran den Schutz von Kirchen und Synagogen lehre. Allerdings hat das politische und religiöse Oberhaupt Khamenei letztes Jahr noch erneut zur Vernichtung Israels und der "Befreiung Palästinas" aufgerufen. Dies schien heute offenbar kein Thema gewesen zu sein.
Die Schiiten sahen und sehen sich innerislamisch selbst schweren Verfolgungen ausgesetzt, mittlerweile vor allem im Irak. Die Terrormiliz IS zählt sich selbst zu den Sunnis.
Ich kann das leider nicht so ausführlich behandeln wie ich möchte, weil mich vorhin eine traurige Nachricht erreicht hat.
Sobald ich irgendwo einen Kommentar auf englisch finde, verlinke ich aber.
Nachtrag: So, der wahre
Aufreger für viele Römer findet sich wohl hier.
Noch ein Nachtrag von wegen "der Koran lehre, Kirchen und Synagogen zu schützen" - ein Interview auf domradio.de zur
Christenverfolgung im Iran.
Nachtrag 19.07 Uhr: Ein Artikel auf den
Seiten von n-tv:
>>Der Pontifex mahnte Ruhani zwar zu mehr Einsatz für den Frieden im Nahen Osten. Er rief Ruhani auf, den Waffenhandel zu stoppen und sich gegen die Verbreitung von Terrorismus einzusetzen. Stärker in Erinnung bleiben dürfte allerdings die Symbolkraft des Treffens. Es war die erste Audienz für ein iranisches Staatsoberhaupt seit 1999. Eigens für Ruhanis Besuch verhüllte der Vatikan Nacktstatuen in seinen berühmten Museen.
In den internationalen Beziehungen herrscht dank Ruhani Tauwetter. Sein Versprechen, den Atom-Konflikt zu entspannen, hat er gehalten. Der neue Mann an der Spitze der iranischen Regierung ist ein Reformer. Doch so große Fortschritte Ruhani im Verhältnis zum Westen gemacht hat: Im Iran selbst sieht es nicht nach Reformen aus.<<
N-tv weist weiter darauf hin, dass in den iranischen Gefängnissen auch Kinder eingekerkert würden und ihnen die Todesstrafe drohe.
Corriere.it hat seine Schlagzeile mittlerweile abgewandelt in ein Zitat des Heiligen Vaters, wonach der Iran fundamental (wichtig) für den Frieden sei.
19.47 Uhr: Mittlerweile
Riesenärger wegen den verhüllten Nacktstatuen in den Kapitolinischen Museen - in anderen Meldungen wird von den Vatikanischen Museen gesprochen, also man ist sich da nicht einig. Es waren aber die Kapitolinischen. Naja, in Köln ist jetzt auch bald Karneval ...
Faktum scheint mir zu sein, dass Renzi jedenfalls keinen Wein bzw. keinen Alkohol zum Essen reichen ließ - was natürlich völlig normal ist bei einem solchen Besucher.
Ich kann mich über so etwas grad nicht mehr aufregen - ich dokumentiere einfach mal nur.