Montag (I)
Giulia und ich räumten die Küche auf, aus Lorenzos Zimmer dröhnten die durchdringenden Akkorde von „Pinball Wizard“, dann ging es quer durch die ganze Rockoper von The Who bis hin zu „Listening to you“. Giulia sang leise mit, während sie ein Fresspaket für Zeno zusammenstellte: Grissini, Nudeln mit Soße, ein Stück Käse und einen Apfel. Schließlich füllte sie noch einen Viertelliter Rotwein in eine kleine Plastikflasche und packte alles ordentlich in einen Korb.
Ihr Bruder sprang, bereits in amtlicher Soutane und sichtlich entspannt, die Treppe herunter. Wir fuhren mit zwei Autos, Giulia in ihrem Alfa und Lorenzo und ich in meinem BMW.
Zeno war überglücklich, uns zu sehen. Er trug einen dicken Gipsverband am Arm und eine Binde um den Kopf, war noch recht blass, verteilte aber begeisterte Küsse an Giulia und mich, und als er die in der Teeküche aufgewärmten Nudeln verkostet hatte, auch an Lorenzo.
„Was habt ihr denn mit dem armen Teufel Piersanti angestellt?“, gluckste er über seinen Pappardelle, „der war heute Mittag hier und brachte kein vernünftiges Wort mehr heraus!“
„Vielleicht gibt es Probleme mit der Schwangerschaft seiner Frau“, meinte Lorenzo wolkig. „Hast du Neuigkeiten von der Spurensicherung?“
Zenos Miene verdüsterte sich. „Keine guten. Jedenfalls war das kein Unfall. Ich habe das Licht angeschaltet und wenn ich nicht kurz danach ausgestiegen wäre um zu ... Ihr wisst schon, dann hätte mich diese verdammte Bombe voll erwischt. War auf fünf Minuten nach Betätigen des Lichtschalters gestellt. Nicht auszudenken, wenn die Signora Elsa mit im Wagen gesessen wäre.“ Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen. Ich musste schlucken und umarmte ihn kurz.
„Eh bèh, es ist ja nichts passiert. Piersanti ist im Moment zwar zu nichts zu gebrauchen, aber sobald ich hier raus bin, rauscht es im Karton. Ich will wissen, wer für die Sauerei verantwortlich ist. Bleiben Sie noch ein paar Tage oder müssen Sie schon wieder heim?“ Ich versprach, ihn so bald wie möglich wieder zu besuchen.
Vor dem Krankenhaus tauschte ich mit Giulia noch Telefonnummern aus, verabschiedete mich herzlich und fuhr dann Lorenzo nach Madonnina zurück. Er wollte sich melden, sobald er in den Archiven - in welchen auch immer - auf irgendeinen Hinweis gestoßen sei. Dann stieg er aus. Ich hatte das Auto schon auf dem Vorplatz gewendet, da winkte er mir noch einmal zu. Ich ließ die Scheibe herunter und schaute zu ihm auf.
„Sie haben beim Mittagessen etwas gesagt, das mich gefreut hat.“
„Ich habe Ihr Essen gelobt, es war fantastico, wie immer. Ich danke Ihnen.“ Ich hielt seinem Blick stand.
„Nein, die Soße war nicht so, wie sie hätte sein sollen ... che peccato*“, murmelte er.
„Es war alles perfetto“, nickte ich, winkte und gab Gas. Ich schaute nicht mehr in den Rückspiegel, bis ich die Kreuzung nach Urbino erreicht hatte. Diesmal ohne dass auf mich geschossen wurde. Hätte ich gewusst, in welchem Zustand ich mein Haus vorfinden würde, wäre ich sofort wieder umgekehrt.
*Wie schade!
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Ihr Bruder sprang, bereits in amtlicher Soutane und sichtlich entspannt, die Treppe herunter. Wir fuhren mit zwei Autos, Giulia in ihrem Alfa und Lorenzo und ich in meinem BMW.
Zeno war überglücklich, uns zu sehen. Er trug einen dicken Gipsverband am Arm und eine Binde um den Kopf, war noch recht blass, verteilte aber begeisterte Küsse an Giulia und mich, und als er die in der Teeküche aufgewärmten Nudeln verkostet hatte, auch an Lorenzo.
„Was habt ihr denn mit dem armen Teufel Piersanti angestellt?“, gluckste er über seinen Pappardelle, „der war heute Mittag hier und brachte kein vernünftiges Wort mehr heraus!“
„Vielleicht gibt es Probleme mit der Schwangerschaft seiner Frau“, meinte Lorenzo wolkig. „Hast du Neuigkeiten von der Spurensicherung?“
Zenos Miene verdüsterte sich. „Keine guten. Jedenfalls war das kein Unfall. Ich habe das Licht angeschaltet und wenn ich nicht kurz danach ausgestiegen wäre um zu ... Ihr wisst schon, dann hätte mich diese verdammte Bombe voll erwischt. War auf fünf Minuten nach Betätigen des Lichtschalters gestellt. Nicht auszudenken, wenn die Signora Elsa mit im Wagen gesessen wäre.“ Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen. Ich musste schlucken und umarmte ihn kurz.
„Eh bèh, es ist ja nichts passiert. Piersanti ist im Moment zwar zu nichts zu gebrauchen, aber sobald ich hier raus bin, rauscht es im Karton. Ich will wissen, wer für die Sauerei verantwortlich ist. Bleiben Sie noch ein paar Tage oder müssen Sie schon wieder heim?“ Ich versprach, ihn so bald wie möglich wieder zu besuchen.
Vor dem Krankenhaus tauschte ich mit Giulia noch Telefonnummern aus, verabschiedete mich herzlich und fuhr dann Lorenzo nach Madonnina zurück. Er wollte sich melden, sobald er in den Archiven - in welchen auch immer - auf irgendeinen Hinweis gestoßen sei. Dann stieg er aus. Ich hatte das Auto schon auf dem Vorplatz gewendet, da winkte er mir noch einmal zu. Ich ließ die Scheibe herunter und schaute zu ihm auf.
„Sie haben beim Mittagessen etwas gesagt, das mich gefreut hat.“
„Ich habe Ihr Essen gelobt, es war fantastico, wie immer. Ich danke Ihnen.“ Ich hielt seinem Blick stand.
„Nein, die Soße war nicht so, wie sie hätte sein sollen ... che peccato*“, murmelte er.
„Es war alles perfetto“, nickte ich, winkte und gab Gas. Ich schaute nicht mehr in den Rückspiegel, bis ich die Kreuzung nach Urbino erreicht hatte. Diesmal ohne dass auf mich geschossen wurde. Hätte ich gewusst, in welchem Zustand ich mein Haus vorfinden würde, wäre ich sofort wieder umgekehrt.
*Wie schade!
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ElsaLaska - 20. Feb, 00:51