Mittwoch (III)
Ich blinzelte gegen das Licht der Stehlampe an, die Giulia mir neben den Sessel gestellt hatte. Die Farnese-Frauen beugten sich murmelnd über einen aufgeschlagenen großformatigen Kunstband. „Die Haare haben dieselbe Farbe und auch die Form der Locken ist gleich, siehst du? Wenn ich sie ihr mit deinen Ebenholzkämmen hochstecke, wirst du sehen, dass die Ähnlichkeit schlagend ist!“ Bianca rieb sich zweifelnd den Nasenrücken, ging aber zu einer Kommode, um die mit Perlenschnüren verzierten Kämme herauszusuchen. Dann nahm sie mir gegenüber Platz und zündete sich eine schlanke schwarze Zigarette an. Ihre Nichte zog mir derweil einen sauberen Mittelscheitel, schlug geschickt über ihre Hand die Haare meiner linken Schläfenpartie ein, steckte sie mit dem Kamm fest und wiederholte die Prozedur auf der rechten Seite. Mit kritischer Gutachtermiene trat sie zurück und nahm auf der Sessellehne neben Bianca Platz, um das Ergebnis mit der Abbildung im Buch zu vergleichen.
„Buona Dea! Du hast Recht!“, entschied Bianca nach einer geraumen Weile und forderte Giulia auf, ein Foto mit dem Handy zu machen.
Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Aus dem Foto blickte mich eine bleiche Fremde mit hoher Stirn und unwillligem Lächeln an: Clarice Orsini, wie sie ein Maler vor über fünfhundert Jahren mit melancholischen Augen und einem weichen Zug um den Mund porträtiert hatte. Erschrocken zog ich die Kämme aus dem Haar und gab sie an Bianca zurück.
„Von dem Bild existiert leider kein Original mehr. Es gab ursprünglich noch eine Kopie vom gleichen Maler, aber die ging im Laufe der Jahre verloren. Die Reproduktionen, die jetzt noch im Umlauf sind, basieren alle auf dieser wesentlich kleineren Kopie, die von Clarices Gemahl auf Reisen mitgeführt wurde. Es war ein Tafelbild, vielleicht so groß wie heute ein Notebook. Kannst du unser Foto auf Lorenzos Handy schicken, Giulia? Ich bin gespannt, was er dazu sagt!“
„Was passierte mit dem ersten, dem größeren Original?“
„Vermutlich verbrannt, als 1494 der Palast der Medici in Florenz geplündert wurde. Sie kennen die Geschichte der Aufstände unter Führung des Dominikanerpredigers Savonarola?“
„Er hat Botticelli dazu gebracht, seine eigenen Bilder auf den Scheiterhaufen zu werfen“, nickte ich.
„Das Volk war schon immer wetterwendisch, kaum drohte Alexander VI., ein Borgia-Papst, – Sie wissen, was das bedeutet – mit dem Interdikt für Florenz, haben sie Savonarola ausgeliefert. Er wurde gefoltert und verbrannt.“
Sie zündete sich eine zweite Zigarette an.
„Von einem Farnese-Inquisitor, wie ich doch hoffen möchte“, fügte sie maliziös hinzu.
<[38]
>[40]
„Buona Dea! Du hast Recht!“, entschied Bianca nach einer geraumen Weile und forderte Giulia auf, ein Foto mit dem Handy zu machen.
Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Aus dem Foto blickte mich eine bleiche Fremde mit hoher Stirn und unwillligem Lächeln an: Clarice Orsini, wie sie ein Maler vor über fünfhundert Jahren mit melancholischen Augen und einem weichen Zug um den Mund porträtiert hatte. Erschrocken zog ich die Kämme aus dem Haar und gab sie an Bianca zurück.
„Von dem Bild existiert leider kein Original mehr. Es gab ursprünglich noch eine Kopie vom gleichen Maler, aber die ging im Laufe der Jahre verloren. Die Reproduktionen, die jetzt noch im Umlauf sind, basieren alle auf dieser wesentlich kleineren Kopie, die von Clarices Gemahl auf Reisen mitgeführt wurde. Es war ein Tafelbild, vielleicht so groß wie heute ein Notebook. Kannst du unser Foto auf Lorenzos Handy schicken, Giulia? Ich bin gespannt, was er dazu sagt!“
„Was passierte mit dem ersten, dem größeren Original?“
„Vermutlich verbrannt, als 1494 der Palast der Medici in Florenz geplündert wurde. Sie kennen die Geschichte der Aufstände unter Führung des Dominikanerpredigers Savonarola?“
„Er hat Botticelli dazu gebracht, seine eigenen Bilder auf den Scheiterhaufen zu werfen“, nickte ich.
„Das Volk war schon immer wetterwendisch, kaum drohte Alexander VI., ein Borgia-Papst, – Sie wissen, was das bedeutet – mit dem Interdikt für Florenz, haben sie Savonarola ausgeliefert. Er wurde gefoltert und verbrannt.“
Sie zündete sich eine zweite Zigarette an.
„Von einem Farnese-Inquisitor, wie ich doch hoffen möchte“, fügte sie maliziös hinzu.
<[38]
>[40]
ElsaLaska - 22. Feb, 21:33
Warum hat Elsa die Frisur wieder zerstört
Gruss,
Elisabeth