Donnerstag (I)
Giulias Handy kündigte den Eingang einer SMS-Nachricht an. „Von meinem Bruder, du sollst auf gar keinen Fall etwas essen, Tante Bianca koche unterirdisch und außerdem habe er auf dem Markt erstklassige Auberginen für das Abendessen bekommen.“
„Schreib ihm zurück, dass er ein Halunke ist!“, rief Bianca und musterte mich mit neu erwachtem Interesse. Ich erwartete einen Ausbruch, wie ich ihn bei Zeno erlebt hatte, aber nichts geschah. Stattdessen forderte sie mich auf, von meinem Traum zu erzählen, wobei sie unmerklich den Kopf zu Giulia hin neigte, die aufstand und diskret den Raum verließ. Bianca bot mir eine ihrer schwarzen Zigaretten an und lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück.
„Es ist kein Alp, er kehrt nur immer wieder.“ Ich runzelte die Stirn. Das stimmte nicht ganz. Der Traum, den ich seit kurzem träumte, war unbeschwert und leicht, voller Lachen und Musik. Ein Bankett während einer funkelnden, vom Duft der Orangenblüten durchzogenen Sommernacht, festlich gestimmte Menschen, Olivenzweige, ein Mann im roten Ornat.
Es gab noch einen, der mich seit meiner Kindheit verfolgte. Ich erzählte der strega zuerst von dem Traum, der sich seit dem Bilderkauf wiederholte.
Sie fasste mich scharf ins Auge: „Aber es gibt noch einen anderen?“
„Ich versuche mich zu erinnern, er ist dunkel, aber er hängt damit zusammen.“ Ich schloss die Augen. „Er geht“, begann ich zögernd, „und ich weiß, dass er sterben wird. In einer Kirche. Blut. Überall sein Blut. Verrat, Meuchelmord und Tod. Ich flehe ihn an, es nicht zu tun, nicht zur Messe zu gehen, aber er ist hochfahrend und glaubt mir nicht. Es gibt keine Worte - kein Flehen, keine Bitte, keine Träne, kein Gebet, das ihn erreicht. Er wird sterben, aber er will mir einfach nicht glauben. Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich liege auf den Knien. Ich kann nichts tun! Er schlägt die Tür hinter sich zu und geht davon.“
„Atmen Sie ein, atmen Sie aus. So ist es gut“, hörte ich die strega mit sanfter Stimme sagen. „Öffnen Sie die Augen. Jetzt.“
Eine Maske aus Blei schien mir die Lider gegen die Augäpfel zu pressen, ich hatte Mühe, die Augen wieder aufzuschlagen, die prompt zu tränen anfingen.
„Was soll das?“, fragte ich völlig benommen und suchte den Blick der strega.
„Das müssen Sie schon selbst herausfinden“, sagte sie schlicht.
Dann beugte sie sich zu mir und flüsterte:„Vielleicht hilft es, wenn ich Ihnen verrate, dass Sie den Traum meines Neffen träumen.“
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„Schreib ihm zurück, dass er ein Halunke ist!“, rief Bianca und musterte mich mit neu erwachtem Interesse. Ich erwartete einen Ausbruch, wie ich ihn bei Zeno erlebt hatte, aber nichts geschah. Stattdessen forderte sie mich auf, von meinem Traum zu erzählen, wobei sie unmerklich den Kopf zu Giulia hin neigte, die aufstand und diskret den Raum verließ. Bianca bot mir eine ihrer schwarzen Zigaretten an und lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück.
„Es ist kein Alp, er kehrt nur immer wieder.“ Ich runzelte die Stirn. Das stimmte nicht ganz. Der Traum, den ich seit kurzem träumte, war unbeschwert und leicht, voller Lachen und Musik. Ein Bankett während einer funkelnden, vom Duft der Orangenblüten durchzogenen Sommernacht, festlich gestimmte Menschen, Olivenzweige, ein Mann im roten Ornat.
Es gab noch einen, der mich seit meiner Kindheit verfolgte. Ich erzählte der strega zuerst von dem Traum, der sich seit dem Bilderkauf wiederholte.
Sie fasste mich scharf ins Auge: „Aber es gibt noch einen anderen?“
„Ich versuche mich zu erinnern, er ist dunkel, aber er hängt damit zusammen.“ Ich schloss die Augen. „Er geht“, begann ich zögernd, „und ich weiß, dass er sterben wird. In einer Kirche. Blut. Überall sein Blut. Verrat, Meuchelmord und Tod. Ich flehe ihn an, es nicht zu tun, nicht zur Messe zu gehen, aber er ist hochfahrend und glaubt mir nicht. Es gibt keine Worte - kein Flehen, keine Bitte, keine Träne, kein Gebet, das ihn erreicht. Er wird sterben, aber er will mir einfach nicht glauben. Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich liege auf den Knien. Ich kann nichts tun! Er schlägt die Tür hinter sich zu und geht davon.“
„Atmen Sie ein, atmen Sie aus. So ist es gut“, hörte ich die strega mit sanfter Stimme sagen. „Öffnen Sie die Augen. Jetzt.“
Eine Maske aus Blei schien mir die Lider gegen die Augäpfel zu pressen, ich hatte Mühe, die Augen wieder aufzuschlagen, die prompt zu tränen anfingen.
„Was soll das?“, fragte ich völlig benommen und suchte den Blick der strega.
„Das müssen Sie schon selbst herausfinden“, sagte sie schlicht.
Dann beugte sie sich zu mir und flüsterte:„Vielleicht hilft es, wenn ich Ihnen verrate, dass Sie den Traum meines Neffen träumen.“
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ElsaLaska - 23. Feb, 00:08
Ach ja, was meinst du mit "Er ist hochfahrend"?
:)
hochfahrend ist ein sehr altes Wort, er ist abweisend, hochmütig, er will nichts hören, von dem, was sie sagt.