Donnerstag (II)
Ich folgte der uralten Via Flaminia über Acqualagna und Terni Richtung Mittelmeerküste. Auf einer der ältesten Heerstraßen von und nach Rom, die durch das malerische Umbrien führte, herrschte ein Heidengedränge. Mir schwirrte immer noch der Kopf von dem Besuch bei Zia Bianca. Am liebsten wäre ich bei Acqualagna herausgefahren und hätte mich in irgendeinem netten Agriturismo eingemietet, um in Ruhe nachzudenken. Dass ich nicht schwach wurde, verdankte ich einzig und alleine dem Gedanken an Lorenzos „erstklassige Auberginen“ und der Vorfreude auf ein gemütliches Abendessen. Trotzdem, ich würde noch an die vier Stunden nach Rom brauchen und benötigte dringend einen kleinen caffè. Mindestens hundert italienische Großfamilien mussten genau zur selben Zeit den gleichen Gedanken gehabt haben. In diesem Fall galt es, sich irgendwie ins Getümmel zu werfen und zu hoffen, dass ein netter junger Mann hinter der Theke Dienst hatte, der einem den ganzen Mamas gegenüber vorzog. Höfliches Anstellen führte so gut wie nie zum gewünschten Ziel. Also drängte ich mich mit meinen Kassenzettel nachdrücklich durch den Pulk, mit einem halben Auge auf den Flachbildschirm über der Theke. Ein uniformierter Wetterfrosch von Rai Uno informierte mich darüber, dass die zu erwartenden atmosphärischen Verhältnisse unser aller Vorstellungsvermögen betreffend hervorragenden Wetters sprengen würden, was im Klartext bedeutete, dass ganz Mittelitalien ab morgen in einer Erbsensuppe versinken würde, die ihresgleichen suchte.
Ich unterdrückte ein Gähnen, schaufelte mir zwei Tütchen Rohrzucker in die Tasse und dachte einmal mehr darüber nach, weshalb das italienische Fernsehen zum schlechtesten von ganz Europa gehörte und wieso Lorenzo und ich ausgerechnet durch einen archaisch anmutenden Traum verbunden sein sollten, dessen Hintergründe irgendwo in der über fünfhundertjährigen Familiengeschichte der Farnese und der Medici zu suchen waren. Nach zwei Schluck caffè kam ich zu dem Ergebnis, dass ich doch von Glück reden konnte. Immerhin hatte ich es nicht mit den Borgia zu tun. Tante Bianca hatte mich freundlich begrüsst und mir einen Eistee angeboten. Wäre sie eine Borgia gewesen, hätte sie mir zuerst einen Eisdolch ins Herz gerammt und dann ihrem Neffen meine Leber per poste italiane geschickt. Vielleicht hätte sie die Reihenfolge auch umgekehrt, bei den Borgia konnte man nie wissen.
Grimmig lächelnd machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Auto, warf mich auf die A1 und landete als allererstes in einem 10 Kilometer langen Stau, den ein liegengebliebener Fiat mit defekter Verteilerkappe – wie ich mutmaßte – verursacht hatte.
Als ich das Ortseingangsschild von Rom passierte, war ich so erschöpft, dass ich beschloss, mein Auto irgendwo außerhalb zu parken und mit dem Bus in Richtung Petersplatz weiterzufahren. Es war gegen 21 Uhr, dass ich, überwältigt vom Anblick von Berninis Kolonnaden, über den Petersplatz stakste und mich, begeistert von dem Anblick des beleuchteten Petersdoms und der Fontänenbrunnen nach links wandte, um den Schweizer Gardisten am Cancello del Petriano meinen Passierschein vorzuweisen.
„Könnten Sie mir noch den Weg zum Appartment von Monsignore Farnese zeigen?“, fragte ich die beiden malerisch kostümierten Gestalten, die mich voller Respekt empfangen hatten, sobald sie des Wappens auf meinem Fax ansichtig geworden waren.
„Das wird freilich nicht nötig sein, der Monsignore ist ja schon längst hier, um Sie abzuholen“, nickte der jüngere und wies mit dem Kinn hinaus zum Torbogen, unter dem, das Gesicht abgewandt, eine hochgewachsene Gestalt in schwarzer Soutane stand. Ich packte meinen Rucksack unter den linken Arm und eilte strahlend nach draußen.
„Ich freue mich so sehr, vielen Dank für die Einladung!“, begrüßte ich Lorenzo. Mein Blick glitt hinunter an seiner purpurn gepaspelten Soutane und wieder hinauf. Noch bevor mein Blick sein Gesicht traf, wusste ich, dass hier etwas nicht stimmte. Purpur war die Farbe der Kardinäle, nicht der Bischöfe. Vor mir stand eine weitaus ältere Ausgabe von Lorenzo, mit fast weißen, fast schulterlangen gewellten Haaren, hellgrauen, wie verschleierten Augen und einem mehr als gewinnenden Lächeln unter der edel geschwungenen Farnese- Nase.
„Mein Neffe war verhindert und hat mich gebeten, Sie an seiner Statt innerhalb der Mauern der città del vaticano auf das Herzlichste zu begrüßen. Seien Sie willkommen, verehrte Signora, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise. Folgen Sie mir, ich habe den Auftrag, Sie wohlbehalten zur Piazza San Ufficio zu geleiten“.
Kardinal Estefanio Farnese nahm galant meinen Arm und entschuldigte sich vielmals für die Versäumnisse seines missratenen Brudersohns.
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Ich unterdrückte ein Gähnen, schaufelte mir zwei Tütchen Rohrzucker in die Tasse und dachte einmal mehr darüber nach, weshalb das italienische Fernsehen zum schlechtesten von ganz Europa gehörte und wieso Lorenzo und ich ausgerechnet durch einen archaisch anmutenden Traum verbunden sein sollten, dessen Hintergründe irgendwo in der über fünfhundertjährigen Familiengeschichte der Farnese und der Medici zu suchen waren. Nach zwei Schluck caffè kam ich zu dem Ergebnis, dass ich doch von Glück reden konnte. Immerhin hatte ich es nicht mit den Borgia zu tun. Tante Bianca hatte mich freundlich begrüsst und mir einen Eistee angeboten. Wäre sie eine Borgia gewesen, hätte sie mir zuerst einen Eisdolch ins Herz gerammt und dann ihrem Neffen meine Leber per poste italiane geschickt. Vielleicht hätte sie die Reihenfolge auch umgekehrt, bei den Borgia konnte man nie wissen.
Grimmig lächelnd machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Auto, warf mich auf die A1 und landete als allererstes in einem 10 Kilometer langen Stau, den ein liegengebliebener Fiat mit defekter Verteilerkappe – wie ich mutmaßte – verursacht hatte.
Als ich das Ortseingangsschild von Rom passierte, war ich so erschöpft, dass ich beschloss, mein Auto irgendwo außerhalb zu parken und mit dem Bus in Richtung Petersplatz weiterzufahren. Es war gegen 21 Uhr, dass ich, überwältigt vom Anblick von Berninis Kolonnaden, über den Petersplatz stakste und mich, begeistert von dem Anblick des beleuchteten Petersdoms und der Fontänenbrunnen nach links wandte, um den Schweizer Gardisten am Cancello del Petriano meinen Passierschein vorzuweisen.
„Könnten Sie mir noch den Weg zum Appartment von Monsignore Farnese zeigen?“, fragte ich die beiden malerisch kostümierten Gestalten, die mich voller Respekt empfangen hatten, sobald sie des Wappens auf meinem Fax ansichtig geworden waren.
„Das wird freilich nicht nötig sein, der Monsignore ist ja schon längst hier, um Sie abzuholen“, nickte der jüngere und wies mit dem Kinn hinaus zum Torbogen, unter dem, das Gesicht abgewandt, eine hochgewachsene Gestalt in schwarzer Soutane stand. Ich packte meinen Rucksack unter den linken Arm und eilte strahlend nach draußen.
„Ich freue mich so sehr, vielen Dank für die Einladung!“, begrüßte ich Lorenzo. Mein Blick glitt hinunter an seiner purpurn gepaspelten Soutane und wieder hinauf. Noch bevor mein Blick sein Gesicht traf, wusste ich, dass hier etwas nicht stimmte. Purpur war die Farbe der Kardinäle, nicht der Bischöfe. Vor mir stand eine weitaus ältere Ausgabe von Lorenzo, mit fast weißen, fast schulterlangen gewellten Haaren, hellgrauen, wie verschleierten Augen und einem mehr als gewinnenden Lächeln unter der edel geschwungenen Farnese- Nase.
„Mein Neffe war verhindert und hat mich gebeten, Sie an seiner Statt innerhalb der Mauern der città del vaticano auf das Herzlichste zu begrüßen. Seien Sie willkommen, verehrte Signora, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise. Folgen Sie mir, ich habe den Auftrag, Sie wohlbehalten zur Piazza San Ufficio zu geleiten“.
Kardinal Estefanio Farnese nahm galant meinen Arm und entschuldigte sich vielmals für die Versäumnisse seines missratenen Brudersohns.
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ElsaLaska - 23. Feb, 23:57
iiiiiih
Also ich find ihn klasse,
:)