Freitag
Ich stieg müde die abgetretenen Travertin-Stufen zu Lorenzos Wohnung hinauf, die sich unterm Dach des Seitenanbaus eines Palazzo befand. „Es gibt leider keinen Fahrstuhl, der Aufstieg ist etwas beschwerlich, aber von der Loggia hat man einen wunderschönen Ausblick“, hatte der Kardinal beteuert, bevor er sich wegen eines dringlichen Termins verabschiedete. Ich konnte nicht gerade sagen, dass ich mich unwohl mit ihm gefühlt hatte, aber richtig geheuer war er mir auch nicht. Und ich war, nach all den Strapazen, Eröffnungen und merkwürdigen Begegnungen dieses Tages mehr als reif für ein nettes Abendessen, eine schöne Flasche Wein und ein gepflegtes Gespräch ohne überraschende Wendungen. Im dritten Stock musste ich stehen bleiben und verschnaufen. Das Treppenhaus war quadratisch, die umlaufende Treppe besaß nicht etwa ein schlichtes Geländer, sondern eine gotische Steinumrandung, die das Auge entzückte. Der Anblick eines Fahrstuhls wäre mir lieber gewesen. Ich schaute bänglich nach oben und zählte noch weitere drei Stockwerke. Aus dem obersten erschallten anfeuernde Rufe. Lorenzos lachendes Gesicht erschien über der Balustrade.
„Wie lange stehen Sie denn schon da? Soll ich das Essen im dritten Stock servieren oder werden Sie es im Laufe der nächsten Stunden noch zu mir hinauf schaffen?“ Genervt stapfte ich weiter. Oben angekommen, erblickte ich am äußersten Ende des Treppenlaufs die einladend aufgeschwungenen Doppelflügel einer altersschwarzen Eichentür – der Eingang zu Lorenzos Wohnung. Da sie Teil eines Palazzos aus dem 15. Jahrhundert war, ähnelte sie eher einer Zimmerflucht: Den nächsten Raum erreichte man nur durch den vorhergehenden. Ich hatte außer Atem die Türschwelle überschritten und befand mich nun im Arbeitskabinett, das mit Bildnis des Santo Padre und Kruzifix an der Wand einen sehr formellen Eindruck machte. Unter der Decke verlief eine meisterliche Stuckarbeit, ich legte den Kopf in den Nacken, um sie besser betrachten zu können und ging langsam weiter. Es folgte ein schmaler Zimmerschlauch, in dem Bücher, Druckerpatronen, ausgediente Faxgeräte und derlei mehr aufbewahrt wurden. Und dann stand ich schon in der Küche, einem weiß getünchten Raum mit mächtiger Balkendecke, dessen hohe Fenster mit Sitznischen ausgestattet waren. Der festlich eingedeckte Esstisch war so gestellt, dass man entweder auf den Stühlen oder aber in den heimeligen Fensternischen sitzend tafeln konnte. An der Wandseite gegenüber der Fensterfront war eine Küchenzeile in erlesenem Design eingebaut worden, die im Moment den Mittelpunkt von Lorenzos hektischen Aktivitäten bildete: Er schob eine Auflaufform in den Backofen, knallte die Tür zu und drehte sich zu mir herum. Wie immer beim Kochen hatte er sich die Haare ordentlich unter einem Räuberkopftuch zurück gebunden, er trug Jeans, darüber einen schwarzen Seidenpullover und strahlte mich gut gelaunt an.
„Willkommen in der città del vaticano! Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, Sie können sich ein bisschen frisch machen und dann gibt es gleich aperitivo.“ Ich folgte ihm durch ein Schlafzimmer, sein eigenes, in ein riesiges Badezimmer bis zum letzten Raum der Flucht, das Gästezimmer.
„Es ist nicht so komfortabel wie das Haus in Madonnina, die Anordnung der Zimmer ist etwas ungünstig, aber dafür haben Sie eine Loggia mit einem atemberaubenden Blick auf den Petersplatz. Giulia ist die meiste Zeit gar nicht von ihr runter zu bekommen, wenn sie hier ist.“ Das Zimmer hatte nur eines der vom Boden zur Decke reichenden Fenster – ebenfalls mit einer Nische – dafür aber einen gemütlichen offenen Kamin, ein niedriges, breites Bett und eben die genannte Loggia, über eine weitere, kleine Tür und ein paar Stufen zu erreichen.
Wir traten hinaus.
„Das ist erstaunlich! Es wirkt, als ob man nur einen Steinwurf vom Petersplatz entfernt wäre, dabei sind wir mindestens zehn Minuten gelaufen.“
„Die Schweizer Gardisten sind gut zu Fuß, müssen sie auch sein“, grinste er.
„Wieso Schweizer Garde? Sie hatten doch Ihren Onkel geschickt“, widersprach ich und bemerkte, wie das vergnügte Funkeln in seinen Augen jäh erlosch.
<[41]
>[43]
„Wie lange stehen Sie denn schon da? Soll ich das Essen im dritten Stock servieren oder werden Sie es im Laufe der nächsten Stunden noch zu mir hinauf schaffen?“ Genervt stapfte ich weiter. Oben angekommen, erblickte ich am äußersten Ende des Treppenlaufs die einladend aufgeschwungenen Doppelflügel einer altersschwarzen Eichentür – der Eingang zu Lorenzos Wohnung. Da sie Teil eines Palazzos aus dem 15. Jahrhundert war, ähnelte sie eher einer Zimmerflucht: Den nächsten Raum erreichte man nur durch den vorhergehenden. Ich hatte außer Atem die Türschwelle überschritten und befand mich nun im Arbeitskabinett, das mit Bildnis des Santo Padre und Kruzifix an der Wand einen sehr formellen Eindruck machte. Unter der Decke verlief eine meisterliche Stuckarbeit, ich legte den Kopf in den Nacken, um sie besser betrachten zu können und ging langsam weiter. Es folgte ein schmaler Zimmerschlauch, in dem Bücher, Druckerpatronen, ausgediente Faxgeräte und derlei mehr aufbewahrt wurden. Und dann stand ich schon in der Küche, einem weiß getünchten Raum mit mächtiger Balkendecke, dessen hohe Fenster mit Sitznischen ausgestattet waren. Der festlich eingedeckte Esstisch war so gestellt, dass man entweder auf den Stühlen oder aber in den heimeligen Fensternischen sitzend tafeln konnte. An der Wandseite gegenüber der Fensterfront war eine Küchenzeile in erlesenem Design eingebaut worden, die im Moment den Mittelpunkt von Lorenzos hektischen Aktivitäten bildete: Er schob eine Auflaufform in den Backofen, knallte die Tür zu und drehte sich zu mir herum. Wie immer beim Kochen hatte er sich die Haare ordentlich unter einem Räuberkopftuch zurück gebunden, er trug Jeans, darüber einen schwarzen Seidenpullover und strahlte mich gut gelaunt an.
„Willkommen in der città del vaticano! Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, Sie können sich ein bisschen frisch machen und dann gibt es gleich aperitivo.“ Ich folgte ihm durch ein Schlafzimmer, sein eigenes, in ein riesiges Badezimmer bis zum letzten Raum der Flucht, das Gästezimmer.
„Es ist nicht so komfortabel wie das Haus in Madonnina, die Anordnung der Zimmer ist etwas ungünstig, aber dafür haben Sie eine Loggia mit einem atemberaubenden Blick auf den Petersplatz. Giulia ist die meiste Zeit gar nicht von ihr runter zu bekommen, wenn sie hier ist.“ Das Zimmer hatte nur eines der vom Boden zur Decke reichenden Fenster – ebenfalls mit einer Nische – dafür aber einen gemütlichen offenen Kamin, ein niedriges, breites Bett und eben die genannte Loggia, über eine weitere, kleine Tür und ein paar Stufen zu erreichen.
Wir traten hinaus.
„Das ist erstaunlich! Es wirkt, als ob man nur einen Steinwurf vom Petersplatz entfernt wäre, dabei sind wir mindestens zehn Minuten gelaufen.“
„Die Schweizer Gardisten sind gut zu Fuß, müssen sie auch sein“, grinste er.
„Wieso Schweizer Garde? Sie hatten doch Ihren Onkel geschickt“, widersprach ich und bemerkte, wie das vergnügte Funkeln in seinen Augen jäh erlosch.
<[41]
>[43]
ElsaLaska - 24. Feb, 21:39
Halllloooooooo
*grins*
Oh je1 Wat kütt jetzt?
Gruss,
Elisabeth