Montag (I)
„Schwarze Johannisbeere, ein Hauch von Vanille“, grübelte Lorenzo über seinem Brunello. „Haben Sie auch diese Lakritznote?“, fragte er zweifelnd.
Ich legte mein Besteck zur Seite und griff nach meinem Glas. Die Auberginen waren ausgesprochen aromatisch, die Tomatensoße ein Gedicht und die Käsekruste von einem perfekten Braun.
„Die Bruderschaft von Sion! Was ist nun damit?“, erinnerte ich ihn, während ich den rubinroten Brunello leicht im Glas kreisen ließ, um dann daran zu schnuppern. „Ich finde nur Iris, kein Lakritz, die Vanille hab ich auch.“
„Also, von voll ins Schwarze treffen kann bei Dan Brown wirklich keine Rede sein“, bemerkte er hintergründig. „Holundergelee?“
Ich rollte mit den Augen. „Tatsächlich, Holunder, Sie haben Recht. Gibt es die Prieuré denn nun oder nicht? Was sagen Sie?“
„Es g a b ein Kloster, einen Orden dieses Namens, in Frankreich, von etwa 1100 bis ins 17. Jahrhundert hinein. Ich weiß nur nicht, wieso alle Welt in diesem Zusammenhang sofort Sion schreit, die Vorstellung, dass Maria Magdalena und Jesus ein Liebespaar waren, ist doch nicht von der Existenz dieser Bruderschaft abhängig. An meine Soße hätte eine weitere Prise Oregano gehört!“, mäkelte er.
Ich warf ihm über mein Glas einen genervten Blick zu, den er mit fragend hochgezogenen Augenbrauen quittierte.
„Sie können manchmal sehr anstrengend sein. D a s ist die beste parmigiana di melanzane, die man sich vorstellen kann, quasi die Inkarnation einer parmigiana. Glauben Sie mir das einfach. Und jetzt erzählen Sie mir, ob Sie sich vorstellen können, dass Jesus und Maria Magdalena verliebt waren.“
„Das Kompliment kann ich gleich zurück geben: Hin und wieder haben Sie eine zermürbende Art, einen auszufragen. Und ja, ich kann es mir vorstellen, wieso auch nicht? Weil ich ein Priester bin? Ich habe genug gelesen, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Ich hatte Ihnen doch schon gesagt, ich bin ein Häretiker. Es gibt noch ein Dessert!“
„Wunderbar. Ich verstehe nur nicht, was Sie dann eigentlich noch hier hält?“
„Pannacotta mit Erdbeermark“, grinste er und schnupperte wieder nachdenklich an seinem Wein. „Ich liebe meine Arbeit in den Archiven. Ich liebe alte Bücher, alte Dokumente, die Geschichte der Menschen, die vor mir gelebt haben. Momentan arbeite ich an einer kirchengeschichtlichen Studie über die Renaissancepäpste. Als Seelsorger wäre ich allerdings eine Katastrophe, wie Sie sich bestimmt denken können.“
„Das kann ich erst beurteilen, wenn Sie mir die Beichte abgenommen haben“, scherzte ich und widmete mich der köstlichen Pannacotta. „Klingt ansonsten alles bestens.“
„Nicht ganz“, er tauchte zögernd den Löffeln in sein Dessert. „Gesetzt den Fall, Onkel Estefanio würde wirklich gewählt bei einem Konklave – was nicht ganz unmöglich ist – wäre es mit dem dolce vita für mich vorbei.“
„Er wird Sie zu seinem Leibkoch ernennen!“ Ich leckte meinen Löffel ab.
„Oh, wenn es das wäre. Als erstes würde er mich zum Kardinal machen - und die Vorstellung gefällt mir ganz und gar nicht.“
„Warum nicht?“
„Der Vatikan ist ein byzantinischer Palast. Was nach außen hin so geschlossen und einheitlich wirkt, ist nach innen ein ziemlich chaotisches Wirrwarr von Intrigen und Machtkämpfen der verschiedensten Gruppierungen. Die Prieure de Sion wäre eine Laienspieltruppe dagegen.“
Ich beneidete ihn nicht. Irgendwann würde er eine Entscheidung treffen müssen, die ihn hart ankäme, um das zu erkennen musste man keine strega sein.
Wir nahmen noch einen Grappa und den unvermeidlichen caffè, dann wünschte ich eine Gute Nacht und zog mich in mein Zimmer zurück. Ich hatte es gerade noch geschafft, mir die Zähne zu putzen, fiel mit schweren Gliedern vom Wein ins Bett und sofort in einen tiefen, sehr tiefen - wenn auch nicht traumlosen - Schlaf.
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Ich legte mein Besteck zur Seite und griff nach meinem Glas. Die Auberginen waren ausgesprochen aromatisch, die Tomatensoße ein Gedicht und die Käsekruste von einem perfekten Braun.
„Die Bruderschaft von Sion! Was ist nun damit?“, erinnerte ich ihn, während ich den rubinroten Brunello leicht im Glas kreisen ließ, um dann daran zu schnuppern. „Ich finde nur Iris, kein Lakritz, die Vanille hab ich auch.“
„Also, von voll ins Schwarze treffen kann bei Dan Brown wirklich keine Rede sein“, bemerkte er hintergründig. „Holundergelee?“
Ich rollte mit den Augen. „Tatsächlich, Holunder, Sie haben Recht. Gibt es die Prieuré denn nun oder nicht? Was sagen Sie?“
„Es g a b ein Kloster, einen Orden dieses Namens, in Frankreich, von etwa 1100 bis ins 17. Jahrhundert hinein. Ich weiß nur nicht, wieso alle Welt in diesem Zusammenhang sofort Sion schreit, die Vorstellung, dass Maria Magdalena und Jesus ein Liebespaar waren, ist doch nicht von der Existenz dieser Bruderschaft abhängig. An meine Soße hätte eine weitere Prise Oregano gehört!“, mäkelte er.
Ich warf ihm über mein Glas einen genervten Blick zu, den er mit fragend hochgezogenen Augenbrauen quittierte.
„Sie können manchmal sehr anstrengend sein. D a s ist die beste parmigiana di melanzane, die man sich vorstellen kann, quasi die Inkarnation einer parmigiana. Glauben Sie mir das einfach. Und jetzt erzählen Sie mir, ob Sie sich vorstellen können, dass Jesus und Maria Magdalena verliebt waren.“
„Das Kompliment kann ich gleich zurück geben: Hin und wieder haben Sie eine zermürbende Art, einen auszufragen. Und ja, ich kann es mir vorstellen, wieso auch nicht? Weil ich ein Priester bin? Ich habe genug gelesen, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Ich hatte Ihnen doch schon gesagt, ich bin ein Häretiker. Es gibt noch ein Dessert!“
„Wunderbar. Ich verstehe nur nicht, was Sie dann eigentlich noch hier hält?“
„Pannacotta mit Erdbeermark“, grinste er und schnupperte wieder nachdenklich an seinem Wein. „Ich liebe meine Arbeit in den Archiven. Ich liebe alte Bücher, alte Dokumente, die Geschichte der Menschen, die vor mir gelebt haben. Momentan arbeite ich an einer kirchengeschichtlichen Studie über die Renaissancepäpste. Als Seelsorger wäre ich allerdings eine Katastrophe, wie Sie sich bestimmt denken können.“
„Das kann ich erst beurteilen, wenn Sie mir die Beichte abgenommen haben“, scherzte ich und widmete mich der köstlichen Pannacotta. „Klingt ansonsten alles bestens.“
„Nicht ganz“, er tauchte zögernd den Löffeln in sein Dessert. „Gesetzt den Fall, Onkel Estefanio würde wirklich gewählt bei einem Konklave – was nicht ganz unmöglich ist – wäre es mit dem dolce vita für mich vorbei.“
„Er wird Sie zu seinem Leibkoch ernennen!“ Ich leckte meinen Löffel ab.
„Oh, wenn es das wäre. Als erstes würde er mich zum Kardinal machen - und die Vorstellung gefällt mir ganz und gar nicht.“
„Warum nicht?“
„Der Vatikan ist ein byzantinischer Palast. Was nach außen hin so geschlossen und einheitlich wirkt, ist nach innen ein ziemlich chaotisches Wirrwarr von Intrigen und Machtkämpfen der verschiedensten Gruppierungen. Die Prieure de Sion wäre eine Laienspieltruppe dagegen.“
Ich beneidete ihn nicht. Irgendwann würde er eine Entscheidung treffen müssen, die ihn hart ankäme, um das zu erkennen musste man keine strega sein.
Wir nahmen noch einen Grappa und den unvermeidlichen caffè, dann wünschte ich eine Gute Nacht und zog mich in mein Zimmer zurück. Ich hatte es gerade noch geschafft, mir die Zähne zu putzen, fiel mit schweren Gliedern vom Wein ins Bett und sofort in einen tiefen, sehr tiefen - wenn auch nicht traumlosen - Schlaf.
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ElsaLaska - 27. Feb, 22:03
Trotz verbesserungswürdigem Passivwortschatz
Elsa robbt sich also langsam an die Schlafzimmerszene heran.
Vermutlich kam dem Lorenzo, weil klerikal, schlaflos in seinem Bette liegend über dem Sinnieren über das nächste Menü für Elsa, auf einmal der Geistes Blitz bezüglich der " Ermittlungen" im Falle entführte Bilder derer von Medici.
Wird das hük Awend noch yet, mit dem Montag II. Kapitelchen.
Gruss,
Elisabeth
P.S. Du hast mich die Frage mit dem Passivwortschatz immer noch net beantwortet, @Madame Elsa.
Na und han ich den halt den schlechten Passivwortschatz.
Papa Heuss han och immer deswegen aufgezogen.
Gruss,
Elisabeth
Gut dass du da bist, Eli.
Ne, wenn du Marketenderin kennst, will ich nichts gesagt haben bezüglich deines Passivwortschatzes.
Ich glaub, ich hab zu hohe Erwartungen geweckt mit dem nächsten Kapitel.
Könnte sein, dass es zu subtil ist, um überhaupt zu funktionieren.
Aber der klerikal schlaflose Lorenzo, der über neue Menüs nachgrübelt, gefällt mir.
Schön wenn dir das gefällt
Fiel mir nur das Papstsoutane ein! Warum, hast du vielleicht ne Ahnung, oder ne Idee warum mir das so in den Sinn kam?
Bist doch ne XXXL-Studierte!
Soso hast up mich jewartet, naja han mich halt noch a bisle Heute-Journal-News informiert.
Das Duo Kläuse und Gundi war hük am Werke. Kläuse hük mit Beton-Phön-Frisur.
Marketenderinnen kommen auch in Historischen Romanen vor.
Schreib einfach Blindlings ohne zu stoppen das Kapitelchen runter. GGf. notwendige Reparaturen, Verschlimmbesserungen nimmt die Elsa-Gemeinde vor, die kurzfristig zur Elsa-Lektoren-Farnese-Komplott-Thriller-Gemeinde mutiert.
Gruss
Elisabeth
Hast eigentlich Recht,
Natürlich würde ich lieber was brillant perfektes abliefern, aber gut.
Was ist schon perfekt. Der ganze Plot nicht.
Warum dir eine Papst Soutane beim Wort Marketenderinnenmantel in den Kopf kam? Vielleicht hattest du mich im Verdacht, als Päpstin verkleidet auf den Montagszuch zu gehen?
*gg*