Dienstag (I)
Sr. Elisabetha Benedicta a Cruce wetzte das geschwungene Rasiermesser an einem Lederriemen und prüfte dessen Schärfe mit dem Daumen. Ein winziger Blutstropfen quoll aus einem haarfeinen, fast unsichtbaren Schnitt. Sie nickte zufrieden und nahm den Schleier ab. Der Anblick ihres geschorenen, mit alten Narben und frischen Wunden überzogenen Schädels erfüllte sie mit Genugtuung. Die Zeit nach den Vorbereitungen für das Frühstück nutzte sie gerne, um sich in ihre kärglich möblierte Kammer zurückzuziehen. Ihr Bett war eine Pritsche, an der Wand hing das Bildnis des Gekreuzigten, ansonsten war das Zimmer völlig kahl. Für die regelmäßige Rasur benutzte sie einen Taschenspiegel, mehr aus dem Zwang der Notwendigkeit heraus.
Eigentlich war es freundlicher und heller Raum, dessen Fenster einen wundervollen Ausblick auf die Vatikanischen Gärten boten, aber Sr. Elisabetha hatte sie mit schweren Portieren verhängen lassen. Der Anblick von Bäumen, üppigen Hecken und blühenden Blumen bereitete ihr Trost, und Trost war eine der Empfindungen, die sie in sich abzutöten gedachte.
Das Rasiermesser schabte mit einem widerwärtigen Geräusch über ihren Schädel, riss hier eitrige Krusten auf und fügte dort neue, tiefe Schnitte hinzu. Das Blut lief ihr über die Stirn und sie gab dem Anflug der Eitelkeit nach, sich eingehend in dem Handspiegel zu mustern. Fast, als hätte man ihr eine Dornenkrone aufgesetzt, befand sie zufrieden. Die sie ja auch trug, eine unsichtbare zwar, aber nicht minder schmerzhafte. Sie presste frische Tücher auf die Wunden, um die Blutung zu stoppen, wusch das Messer sorgfältig ab und verstaute den Spiegel in der Schublade ihres altersschwachen Nachttischens. Mit einer gewissen Ungeduld jetzt zog sie sich die Haube wieder über, befestigte hastig den Schleier, immer mit einem Auge auf der Leuchtkonsole über der Tür. Es war die Zeit, wo er gerne nach ihr zu klingeln pflegte, um sich ein Glas Sherry und seine Schmerztropfen reichen zu lassen. Er würde nicht einmal mit einem Blick ihre Anwesenheit registrieren, das graue Haupt über irgendwelche Akten gebeugt. Und selbst wenn, niemand erkannte sie jetzt noch, die Frau, zu der sie geworden war, zu der er sie gemacht hatte. Sr. Elisabetha, in strenger Ordenstracht, mit fahlem Teint, wässrig gewordenen Augen und dem braunen Kassengestell auf der Nase.
Ein Lämpchen über der Tür begann zu blinken. Sie straffte sich, um Kardinal Estefanio Farnese zu Diensten zu sein, im Bewusstsein ihrer Mission, ihrer geheiligten Aufgabe. Die darin bestand, seine weichen grauen Augen im Todeskampf brechen zu sehen.
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Eigentlich war es freundlicher und heller Raum, dessen Fenster einen wundervollen Ausblick auf die Vatikanischen Gärten boten, aber Sr. Elisabetha hatte sie mit schweren Portieren verhängen lassen. Der Anblick von Bäumen, üppigen Hecken und blühenden Blumen bereitete ihr Trost, und Trost war eine der Empfindungen, die sie in sich abzutöten gedachte.
Das Rasiermesser schabte mit einem widerwärtigen Geräusch über ihren Schädel, riss hier eitrige Krusten auf und fügte dort neue, tiefe Schnitte hinzu. Das Blut lief ihr über die Stirn und sie gab dem Anflug der Eitelkeit nach, sich eingehend in dem Handspiegel zu mustern. Fast, als hätte man ihr eine Dornenkrone aufgesetzt, befand sie zufrieden. Die sie ja auch trug, eine unsichtbare zwar, aber nicht minder schmerzhafte. Sie presste frische Tücher auf die Wunden, um die Blutung zu stoppen, wusch das Messer sorgfältig ab und verstaute den Spiegel in der Schublade ihres altersschwachen Nachttischens. Mit einer gewissen Ungeduld jetzt zog sie sich die Haube wieder über, befestigte hastig den Schleier, immer mit einem Auge auf der Leuchtkonsole über der Tür. Es war die Zeit, wo er gerne nach ihr zu klingeln pflegte, um sich ein Glas Sherry und seine Schmerztropfen reichen zu lassen. Er würde nicht einmal mit einem Blick ihre Anwesenheit registrieren, das graue Haupt über irgendwelche Akten gebeugt. Und selbst wenn, niemand erkannte sie jetzt noch, die Frau, zu der sie geworden war, zu der er sie gemacht hatte. Sr. Elisabetha, in strenger Ordenstracht, mit fahlem Teint, wässrig gewordenen Augen und dem braunen Kassengestell auf der Nase.
Ein Lämpchen über der Tür begann zu blinken. Sie straffte sich, um Kardinal Estefanio Farnese zu Diensten zu sein, im Bewusstsein ihrer Mission, ihrer geheiligten Aufgabe. Die darin bestand, seine weichen grauen Augen im Todeskampf brechen zu sehen.
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ElsaLaska - 28. Feb, 22:09
JA, ich hatte gerade sauschlechte Laune