Mittwoch
Ich hatte mir den Palast der römischen Inquisition, in dem die Archive untergebracht waren, erdrückend und finster vorgestellt und staunte nicht schlecht, als Lorenzo mich an der Schweizer Garde vorbei in einen gar nicht düsteren Innenhof führte. Die Mauern des prächtigen Palazzos erstrahlten hell im Glanz der Frühlingssonne. Entweder waren wir schon angemeldet oder Lorenzo war in einer Position, die ihn von Meldungen bei Sekretären oder Präfekten enthob. Jedenfalls ging er zielstrebig durch die Korridore im Erdgeschoss zu einer engen und staubigen Treppe, die in den Keller führte. Weitere Korridore folgten, wir bogen so oft ab, dass ich mir sicher war, den Weg zurück ans Tageslicht hätte ich ohne ihn nicht wiedergefunden. Schließlich schloss er eine graue Stahltür auf, die in einen fensterlosen Raum mit Spinden, einem Waschbecken und, ich lächelte, einer Espressomaschine führte.
„Wir müssen ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen“, erklärte er und nahm aus einem Spind zwei weiße Laborkittel heraus. „Probieren Sie, ob er passt.“
Nicht gerade wie angegossen, ich ließ mir von ihm die überlangen Ärmel hochkrempeln. Lorenzo machte in seinem die entschieden bessere Figur. Mit dem Kittel konnte ich leben, aber als er noch eine Papierhaube, ein paar Baumwollhandschuhe und einen Mundschutz hervorkramte, wollte ich wissen, ob in den Archiven chemische Kampfstoffe lagerten und er mir vielleicht ein paar Flakons mit Sarin vorzuführen gedenke.
„Nichts dergleichen“, brummte er. „Sie sind albern. Die Ausrüstung dient dem Schutz der Handschriften und ist vorgeschrieben, also zieren Sie sich nicht.“
Ich beschloss, bis auf weiteres meinen Mund zu halten. Wir gingen durch eine Art Schleuse und ich merkte, wie die Temperatur abfiel. Die nächste Stahltür war weitaus massiver als die erste und führte zu einem staubfreien und klimatisierten improvisierten Leseraum mit Thermohygrograf. Die Röhrenlampen an der Decke waren mit lichtdurchlässiger Folie bedeckt, zur Abschirmung von UV-Strahlen, wie er mir erklärte, während er sorgfältig hinter uns abschloss.
„Setzen Sie sich dort an den Tisch und rühren Sie sich nicht von der Stelle“, wies er mich an.
„Wohin gehen Sie?“ Mir war das alles nicht geheuer.
„Ich bin gleich wieder da.“ Er tippte eine endlose Zahlenreihe in eine Konsole ein, die ich erst für einen Sicherungskasten gehalten hatte, worauf sich zischend die gesamte Längswand des Leseraumes in Richtung Decke zurückzog und den Blick auf eine dahinter liegende Stahlwand mit Tresortüre freigab.
„Sie holen doch jetzt nicht wirklich das Sarin?“, fragte ich beunruhigt, meinen guten Vorsatz von eben vergessend. Weil gerade seine Iris gescannt wurde, gab er keine Antwort. Die gepanzerte Stahltüre schwang auf, er stieg über die hohe Schwelle und die Türe klappte sanft hinter ihm zu. Ein Frösteln überlief mich.
Ich war eingeschlossen. In einem unterirdischen schallisolierten Kühlschrank.
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„Wir müssen ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen“, erklärte er und nahm aus einem Spind zwei weiße Laborkittel heraus. „Probieren Sie, ob er passt.“
Nicht gerade wie angegossen, ich ließ mir von ihm die überlangen Ärmel hochkrempeln. Lorenzo machte in seinem die entschieden bessere Figur. Mit dem Kittel konnte ich leben, aber als er noch eine Papierhaube, ein paar Baumwollhandschuhe und einen Mundschutz hervorkramte, wollte ich wissen, ob in den Archiven chemische Kampfstoffe lagerten und er mir vielleicht ein paar Flakons mit Sarin vorzuführen gedenke.
„Nichts dergleichen“, brummte er. „Sie sind albern. Die Ausrüstung dient dem Schutz der Handschriften und ist vorgeschrieben, also zieren Sie sich nicht.“
Ich beschloss, bis auf weiteres meinen Mund zu halten. Wir gingen durch eine Art Schleuse und ich merkte, wie die Temperatur abfiel. Die nächste Stahltür war weitaus massiver als die erste und führte zu einem staubfreien und klimatisierten improvisierten Leseraum mit Thermohygrograf. Die Röhrenlampen an der Decke waren mit lichtdurchlässiger Folie bedeckt, zur Abschirmung von UV-Strahlen, wie er mir erklärte, während er sorgfältig hinter uns abschloss.
„Setzen Sie sich dort an den Tisch und rühren Sie sich nicht von der Stelle“, wies er mich an.
„Wohin gehen Sie?“ Mir war das alles nicht geheuer.
„Ich bin gleich wieder da.“ Er tippte eine endlose Zahlenreihe in eine Konsole ein, die ich erst für einen Sicherungskasten gehalten hatte, worauf sich zischend die gesamte Längswand des Leseraumes in Richtung Decke zurückzog und den Blick auf eine dahinter liegende Stahlwand mit Tresortüre freigab.
„Sie holen doch jetzt nicht wirklich das Sarin?“, fragte ich beunruhigt, meinen guten Vorsatz von eben vergessend. Weil gerade seine Iris gescannt wurde, gab er keine Antwort. Die gepanzerte Stahltüre schwang auf, er stieg über die hohe Schwelle und die Türe klappte sanft hinter ihm zu. Ein Frösteln überlief mich.
Ich war eingeschlossen. In einem unterirdischen schallisolierten Kühlschrank.
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ElsaLaska - 1. Mär, 22:54
Uuuund???