Montag (II)
Glücklicherweise hatte Lorenzo mir den Zahlencode für die Eingangstüre zu seinem Appartment gegeben, der aus seinem Geburtsdatum bestand. Ich hatte nichts nötiger als ein heißes Bad. Im Kühlschrank fand ich noch eine Flasche Prosecco, ich schenkte mir ein Glas ein, warf eine Handvoll Meersalz in das dampfende Wasser und goß einen Viertelliter Olivenöl hinein, weil ich nirgendwo einen Badezusatz entdecken konnte.
Dann legte ich, einen eiskalten Waschlappen über den Augen, den Kopf zurück und versuchte mich halbwegs zu entspannen, was mir kaum gelang, weil in Lorenzos Arbeitszimmer unaufhörlich das Telefon klingelte.
Als nächstes rief Zeno auf meinem Handy an, ich langte über den Wannenrand und nahm den Anruf entgegen. Es wurde ein sehr langes Gespräch. Er war irgendwo bei Orvieto gelandet mitsamt einem Beamten der deutschen Kripo, der ihm fürchterlich auf die Nerven ging, den er aber nichts desto trotz unbedingt heute Abend mitbringen wollte. Angeblich handelte es sich um einen Spezialisten für Kunstraub, und dafür hatten wir ja nun seit geraumer Zeit Bedarf.
Ich klärte ihn über das Attentat auf Estefanio auf und den Raub der kostbaren Handschrift, ergänzt um die Informationen zu dem Diebstahl des Bildes aus meinem Haus und verwies auf den Einbruch bei Lorenzo, bei dem das Bild von Clarice abhanden gekommen war. Wenn mich je jemand grimmig angeschwiegen hat am Telefon, dann war das Zeno. Er erkundigte sich nach Lorenzo, ich erklärte, dass er wahrscheinlich noch im Krankenhaus sei, aber ganz sicher rechtzeitig zum Abendessen nach Hause käme, was mit einem erleichterten Seufzen quittiert wurde. Irgendein hohes Tier hatte ihm und dem deutschen Spezialisten carte blanche für den Besuch im Vatikan gegeben, so dass es keine Probleme geben würde, sagte er. Nun gut, ich würde hier sein, an der Piazza San’Uffizio. Und ich freute mich auf ihn.
Kaum hatte ich aufgelegt, als Bianca anrief. Sie sparte sich eine Begrüßung und fragte sofort nach Estefanio.
Ich erzählte die ganze Geschichte von neuem, allerdings unter Aussparung der tragenden Rolle, die das Brevier von Lorenzo des Prächtigen nach meiner Meinung zu spielen schien. Sie zögerte keine Sekunde und kündigte an, noch heute Nacht in ihr römisches Appartment übersiedeln und sich am nächsten Abend mit mir treffen zu wollen. Ich gab mein „Va bene!“ durch, warf das Handy in die Ecke und fragte mich zum hundertsten Mal, in was ich da eigentlich hinein geraten war.
Genervt stieg ich aus der Badewanne, hüllte mich in einen wunderschönen dunkelvioletten Bademantel und wanderte dann in Lorenzos Arbeitszimmer, weil das Telefon unaufhörlich weiter klingelte. Auf seinem Schreibtisch aufgeschlagen fand ich das Buch von Lauro Martines über die Pazzi-Verschwörung und das Attentat auf Lorenzo den Prächtigen im Florentiner Dom während der Messe, auf das Stichwort „Ite missa est“. Atemlos las ich mir die Passage durch, wie Giuliano de’ Medici niedergestochen wurde, Lorenzo Schutz in der Sakristei fand und die darauffolgende Hölle, die in Florenz ausbrach. Danach musste ich mich erst einmal setzen. Aber nur für ein, zwei Minuten. Ich sprang wieder auf, strebte in Richtung Küche und schenkte mir einen großen Grappa ein. Ich las den Text wieder und wieder durch, bis ich ihn auswendig konnte. Es kann auch sein, dass ich zwischendurch mein Grappaglas an die Wand warf und mir ein frisches holen musste. Der Text schloss sich nahtlos an die Schreckensszene meines Albtraums an, wie ich erkannte. An unseren Albtraum. Und Lorenzo hatte es gewusst und sich entscheidende Stellen unterstrichen.
Als er erschöpft die Treppen hinaufgestapft kam, begrüßte ich ihn mit eisigem Gesichtsausdruck und dem Buch von Martines in der Hand.
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Dann legte ich, einen eiskalten Waschlappen über den Augen, den Kopf zurück und versuchte mich halbwegs zu entspannen, was mir kaum gelang, weil in Lorenzos Arbeitszimmer unaufhörlich das Telefon klingelte.
Als nächstes rief Zeno auf meinem Handy an, ich langte über den Wannenrand und nahm den Anruf entgegen. Es wurde ein sehr langes Gespräch. Er war irgendwo bei Orvieto gelandet mitsamt einem Beamten der deutschen Kripo, der ihm fürchterlich auf die Nerven ging, den er aber nichts desto trotz unbedingt heute Abend mitbringen wollte. Angeblich handelte es sich um einen Spezialisten für Kunstraub, und dafür hatten wir ja nun seit geraumer Zeit Bedarf.
Ich klärte ihn über das Attentat auf Estefanio auf und den Raub der kostbaren Handschrift, ergänzt um die Informationen zu dem Diebstahl des Bildes aus meinem Haus und verwies auf den Einbruch bei Lorenzo, bei dem das Bild von Clarice abhanden gekommen war. Wenn mich je jemand grimmig angeschwiegen hat am Telefon, dann war das Zeno. Er erkundigte sich nach Lorenzo, ich erklärte, dass er wahrscheinlich noch im Krankenhaus sei, aber ganz sicher rechtzeitig zum Abendessen nach Hause käme, was mit einem erleichterten Seufzen quittiert wurde. Irgendein hohes Tier hatte ihm und dem deutschen Spezialisten carte blanche für den Besuch im Vatikan gegeben, so dass es keine Probleme geben würde, sagte er. Nun gut, ich würde hier sein, an der Piazza San’Uffizio. Und ich freute mich auf ihn.
Kaum hatte ich aufgelegt, als Bianca anrief. Sie sparte sich eine Begrüßung und fragte sofort nach Estefanio.
Ich erzählte die ganze Geschichte von neuem, allerdings unter Aussparung der tragenden Rolle, die das Brevier von Lorenzo des Prächtigen nach meiner Meinung zu spielen schien. Sie zögerte keine Sekunde und kündigte an, noch heute Nacht in ihr römisches Appartment übersiedeln und sich am nächsten Abend mit mir treffen zu wollen. Ich gab mein „Va bene!“ durch, warf das Handy in die Ecke und fragte mich zum hundertsten Mal, in was ich da eigentlich hinein geraten war.
Genervt stieg ich aus der Badewanne, hüllte mich in einen wunderschönen dunkelvioletten Bademantel und wanderte dann in Lorenzos Arbeitszimmer, weil das Telefon unaufhörlich weiter klingelte. Auf seinem Schreibtisch aufgeschlagen fand ich das Buch von Lauro Martines über die Pazzi-Verschwörung und das Attentat auf Lorenzo den Prächtigen im Florentiner Dom während der Messe, auf das Stichwort „Ite missa est“. Atemlos las ich mir die Passage durch, wie Giuliano de’ Medici niedergestochen wurde, Lorenzo Schutz in der Sakristei fand und die darauffolgende Hölle, die in Florenz ausbrach. Danach musste ich mich erst einmal setzen. Aber nur für ein, zwei Minuten. Ich sprang wieder auf, strebte in Richtung Küche und schenkte mir einen großen Grappa ein. Ich las den Text wieder und wieder durch, bis ich ihn auswendig konnte. Es kann auch sein, dass ich zwischendurch mein Grappaglas an die Wand warf und mir ein frisches holen musste. Der Text schloss sich nahtlos an die Schreckensszene meines Albtraums an, wie ich erkannte. An unseren Albtraum. Und Lorenzo hatte es gewusst und sich entscheidende Stellen unterstrichen.
Als er erschöpft die Treppen hinaufgestapft kam, begrüßte ich ihn mit eisigem Gesichtsausdruck und dem Buch von Martines in der Hand.
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ElsaLaska - 13. Mär, 22:52
Proseco und Grappa!
Gruss,
Elisabeth
Kläglichst,
claro...
ba oh....