Dienstag
Zum Hauptgang, dem außerordentlich köstlichen Perlhuhn mit Schmorgemüse, stiegen wir - Leitmayr inklusive - auf einen 95er Montiano von Cotarello um. Zeno war im siebten Himmel. Mit glänzenden Wangen wurde er nicht müde, immer neue Trinksprüche auf Lorenzo auszubringen, der ausnahmsweise sehr zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen am Herd schien und sich in den allgemeinen Lobeshymnen sonnte.
„Haben Sie schon einmal daran gedacht, eine Trattoria aufzumachen?“, wollte Leitmayr wissen, während er sich hingebungsvoll der Aufgabe widmete, das butterzarte Fleisch von seiner Perlhuhnkeule abzulösen.
„Da siehst du, alle sagen es, tu es doch endlich!“ Zeno stach hitzig mit seiner Gabel in Lorenzos Richtung, Giulia klatschte in die Hände. Ihr Bruder schaute lachend auf, hielt meinen Blick fest, wurde mit einem Mal ernst und lehnte sich zurück.
„Ich denke andauernd daran. Vielleicht sollte ich es wenigstens einmal durchrechnen. Was meinst du, Zeno?“
Der Angesprochene verschluckte sich, Giulia sah Lorenzo an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Leitmayr gab seine Anstrengungen mit Messer und Gabel auf und nahm den Schlegel in die Hand. „Mit der Summe, die Ihnen die Versicherung für das Orsini-Porträt zahlt, dürfte das doch überhaupt kein Problem sein“, durchbrach er die eingetretene Stille und nahm angelegentlich noch einen Schluck Wein.
„Ich glaube, Sie machen sich da falsche Vorstellungen“, gab Lorenzo kühl zurück. „Von 150 Euro kann ich nicht einmal eine ordentliche Bratpfanne kaufen.“ Leitmayr hielt seinem Blick stand und nahm den Schlegel wieder auf. „Sagt Ihnen der Name Martin Laurinius etwas? Er hatte eine Professur für Kunstgeschichte in München, jetzt ist er allerdings im Ruhestand. Oder besser, Unruhestand.“
Lorenzo rieb sich das Kinn. „Professor Laurinius, der Name kommt mir allerdings bekannt vor, ich glaube, wir hatten einmal einen ausgedehnten Briefwechsel. Ein deutscher Experte für italienische Renaissancemalerei?“
Leitmayr stützte den Ellbogen auf und zielte mit dem abgenagten Schenkelknochen auf sein Gegenüber. „Genau der! Ich bin ihm schon länger auf den Fersen wegen Anstiftung zum Kunstraub und Hehlerei. Und Laurinius jagt wie der Teufel nach der armen Seele diesem Orsini-Porträt hinterher, das in Ihrem Besitz war, Monsignore Farnese.“
„Der Professor ist geradezu besessen von Il Magnifico“, ergänzte Zeno, während er säuberlich seinen Teller mit einem Stück Brot auswischte, „der Kollege und ich haben uns ein bisschen ausgetauscht in dieser Sache.“ Leitmayr nickte ihm aufmunternd zu.
„Aber warum sollte dieser Professor denn eine billige Reproduktion in seinen Besitz bringen wollen?“, wunderte sich Giulia und ich beeilte mich, ihr beizupflichten. Zeno räusperte sich unbehaglich.
„Nun, das ist ... wir haben ...“ Er schenkte sich schnaubend Wein nach und setzte neu an. „Es handelt sich zwar um eine Kopie, aber erstaunlicherweise, und diesen Tipp verdanken wir einem Informanten des Kollegen Leitmayr-“
„Eine Kopie, die der unbekannte Meister selbst angefertigt hatte, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, vermutlich für Freunde oder Verwandte des Ehepaares. Genaugenommen also, äh, um ein Original. Könnte ich bitte noch ein Löffelchen von dem Gemüse haben?“
Lorenzo und ich starrten den deutschen Beamten wie vom Donner gerührt an.
<[64]
>[66]
„Haben Sie schon einmal daran gedacht, eine Trattoria aufzumachen?“, wollte Leitmayr wissen, während er sich hingebungsvoll der Aufgabe widmete, das butterzarte Fleisch von seiner Perlhuhnkeule abzulösen.
„Da siehst du, alle sagen es, tu es doch endlich!“ Zeno stach hitzig mit seiner Gabel in Lorenzos Richtung, Giulia klatschte in die Hände. Ihr Bruder schaute lachend auf, hielt meinen Blick fest, wurde mit einem Mal ernst und lehnte sich zurück.
„Ich denke andauernd daran. Vielleicht sollte ich es wenigstens einmal durchrechnen. Was meinst du, Zeno?“
Der Angesprochene verschluckte sich, Giulia sah Lorenzo an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Leitmayr gab seine Anstrengungen mit Messer und Gabel auf und nahm den Schlegel in die Hand. „Mit der Summe, die Ihnen die Versicherung für das Orsini-Porträt zahlt, dürfte das doch überhaupt kein Problem sein“, durchbrach er die eingetretene Stille und nahm angelegentlich noch einen Schluck Wein.
„Ich glaube, Sie machen sich da falsche Vorstellungen“, gab Lorenzo kühl zurück. „Von 150 Euro kann ich nicht einmal eine ordentliche Bratpfanne kaufen.“ Leitmayr hielt seinem Blick stand und nahm den Schlegel wieder auf. „Sagt Ihnen der Name Martin Laurinius etwas? Er hatte eine Professur für Kunstgeschichte in München, jetzt ist er allerdings im Ruhestand. Oder besser, Unruhestand.“
Lorenzo rieb sich das Kinn. „Professor Laurinius, der Name kommt mir allerdings bekannt vor, ich glaube, wir hatten einmal einen ausgedehnten Briefwechsel. Ein deutscher Experte für italienische Renaissancemalerei?“
Leitmayr stützte den Ellbogen auf und zielte mit dem abgenagten Schenkelknochen auf sein Gegenüber. „Genau der! Ich bin ihm schon länger auf den Fersen wegen Anstiftung zum Kunstraub und Hehlerei. Und Laurinius jagt wie der Teufel nach der armen Seele diesem Orsini-Porträt hinterher, das in Ihrem Besitz war, Monsignore Farnese.“
„Der Professor ist geradezu besessen von Il Magnifico“, ergänzte Zeno, während er säuberlich seinen Teller mit einem Stück Brot auswischte, „der Kollege und ich haben uns ein bisschen ausgetauscht in dieser Sache.“ Leitmayr nickte ihm aufmunternd zu.
„Aber warum sollte dieser Professor denn eine billige Reproduktion in seinen Besitz bringen wollen?“, wunderte sich Giulia und ich beeilte mich, ihr beizupflichten. Zeno räusperte sich unbehaglich.
„Nun, das ist ... wir haben ...“ Er schenkte sich schnaubend Wein nach und setzte neu an. „Es handelt sich zwar um eine Kopie, aber erstaunlicherweise, und diesen Tipp verdanken wir einem Informanten des Kollegen Leitmayr-“
„Eine Kopie, die der unbekannte Meister selbst angefertigt hatte, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, vermutlich für Freunde oder Verwandte des Ehepaares. Genaugenommen also, äh, um ein Original. Könnte ich bitte noch ein Löffelchen von dem Gemüse haben?“
Lorenzo und ich starrten den deutschen Beamten wie vom Donner gerührt an.
<[64]
>[66]
ElsaLaska - 21. Mär, 22:27