Donnerstag
Ich lag mit unter dem Hinterkopf verschränkten Armen auf meinem Bett und versuchte zu schlafen. Von nebenan drangen beunruhigende Geräusche an mein Ohr. Lorenzo träumte schwer. Er schrie nach Giuliano, verzweifelt um Hilfe, er schluchzte und weinte. Gerade wollte ich aufstehen, um nach ihm zu sehen, als er ruhiger wurde. Erleichtert ließ ich mich in mein Kissen zurücksinken und versuchte, Klarheit über die Besonderheit unserer Beziehung zu gewinnen. Mit keinerlei Ergebnis, außer dem, dass ich froh war, nicht in sein Schlafzimmer eindringen zu müssen. Alles war ruhig. Ich nickte ein und schreckte noch vor Einbruch der Morgendämmerung wieder hoch. Einen Moment lang wusste ich nicht, wo ich mich befand; dieser Zustand war befremdlich, aber ich spürte, wie ich ihn insgeheim genoss. Mir fiel der Vorschlag vom Abend ein, eine Motorradtour ans Mittelmeer – nur wir beide, hatte er gesagt. Mir einen Arm voll Ginsterblüten versprochen.
Das träge Tier auf meiner Bauchdecke rührte sich, aber nur, um sich dreimal um seine eigene Achse zu drehen und es sich dann wieder bequem zu machen.
Ich warf eine Kupfermünze: Kopf für Heimfahrt, Zahl für einen weiteren Tag mit ihm. Zur Sicherheit warf ich ein zweites Mal. Ein drittes Mal und dann noch einmal, weil ich wütend wurde. Schließlich schleuderte ich die verräterische Münze gegen die Kamineinfassung. Sie blieb in der Asche der Feuerstelle liegen: Zum fünften Mal Zahl.
Ich erhob mich und bereitete das Frühstück auf der Loggia vor. Ein strahlender, von anmutigem Amselgesang und empörtem Schwalbengezwitscher angefüllter Morgen brach in lauteren Farben an. Lorenzo kam mit feuchten Haaren aus dem Bad, ein Handtuch über den Schultern und umfing mich mit einem Blick, als hätte er mich seit Hunderten von Jahren nicht mehr gesehen. Ich schnippte ihm die Münze zu.
„Zahl!“, bestätigte er heiser, „was bedeutet das?“
„Dass es ein wunderschöner Tag wird!“, lächelte ich und gab drei Stück Zucker in seine Tasse.
Eine halbe Stunde später schwang ich mich hinter ihm auf die satt dröhnende Motoguzzi California, schlang die Arme um seine Hüften und verfolgte mit Genugtuung, wie die erhabene Silhouette von Rom im Rückspiegel erlosch.
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Das träge Tier auf meiner Bauchdecke rührte sich, aber nur, um sich dreimal um seine eigene Achse zu drehen und es sich dann wieder bequem zu machen.
Ich warf eine Kupfermünze: Kopf für Heimfahrt, Zahl für einen weiteren Tag mit ihm. Zur Sicherheit warf ich ein zweites Mal. Ein drittes Mal und dann noch einmal, weil ich wütend wurde. Schließlich schleuderte ich die verräterische Münze gegen die Kamineinfassung. Sie blieb in der Asche der Feuerstelle liegen: Zum fünften Mal Zahl.
Ich erhob mich und bereitete das Frühstück auf der Loggia vor. Ein strahlender, von anmutigem Amselgesang und empörtem Schwalbengezwitscher angefüllter Morgen brach in lauteren Farben an. Lorenzo kam mit feuchten Haaren aus dem Bad, ein Handtuch über den Schultern und umfing mich mit einem Blick, als hätte er mich seit Hunderten von Jahren nicht mehr gesehen. Ich schnippte ihm die Münze zu.
„Zahl!“, bestätigte er heiser, „was bedeutet das?“
„Dass es ein wunderschöner Tag wird!“, lächelte ich und gab drei Stück Zucker in seine Tasse.
Eine halbe Stunde später schwang ich mich hinter ihm auf die satt dröhnende Motoguzzi California, schlang die Arme um seine Hüften und verfolgte mit Genugtuung, wie die erhabene Silhouette von Rom im Rückspiegel erlosch.
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ElsaLaska - 23. Mär, 01:56