Sonntag
Lorenzo war zunächst der Via del Mare gefolgt. In Ostia hatten wir einen Zwischenstopp gemacht, um – Schuhe und Strümpfe in Händen -, fast eine Stunde lang am Strand entlang zu spazieren und hinterher einen cafè zu trinken. Mein Begleiter zeigte sich ortskundig, ich nahm an, dass er diesen Ausflug schon oft gemacht hatte. Wie auf Absprache vermieden wir alle Gesprächsthemen, die über das Wetter und die Geschichte von Ostia – oder das von Lorenzo in Aussicht gestellte Picknick – hinausgingen.
„Sie sitzen nicht das erste Mal auf einem Motorrad“, bemerkte er, während wir die Tüten voller Köstlichkeiten aus dem Feinkostgeschäft in den Satteltaschen verstauten.
„Ich bin selbst gefahren, aber das ist schon lange her“, sagte ich.
Er warf mir Giulias Helm zu. „Gut, dann fahren Sie das letzte Stück nach Ostia Antica. Schauen Sie nicht so, das verlernt man nicht. Und ich sitze direkt hinter Ihnen!“
Das war nun genau der Punkt, der mich nervös machte, nicht etwa die schwere Motoguzzi, aber das konnte er natürlich nicht wissen. Trotz aller widrigen Umstände meisterte ich die Strecke zwar nicht gerade mit Bravour, aber besser, als ich gedacht hatte. Das letzte Stück zu den Ruinenfeldern gingen wir zu Fuß. Und jetzt, am frühen Nachmittag, lagerten wir im Schatten einer alten Schirmpinie zwischen den Säulen, Stelen und efeubewachsenen Ruinen von Ostia Antica. Unsere Picknickdecke war mit Brotkrumen und leeren Schachteln übersät: Oliven, eingelegte Artischocken, papierdünn aufgeschnittene Fenchelsalami und mit Rucola und Schinken gerollter Mozarellakäse hatten zusammen mit dem schlichten Roten aus dem Latium ein wahres Festmahl ergeben. Träge vom Wein blinzelten wir in die Sonne und versuchten ausdauernd, die smaragdfarbenen Eidechsen mit Resten unseres Picknicks anzulocken. Lorenzo bewies die größere Geduld, aber als sein Handy den Eingang einer SMS ankündigte, schrak er auf und die Eidechse glitt anmutig davon. Mit schmalen Augen betrachtete er das Display, schaltete das Handy ärgerlich ab und lagerte sich, den Kopf vom angewinkelten rechten Arm gestützt, auf die Seite.
„Von Tante Bianca, sie hat die Bekanntschaft mit Leitmayr gemacht und regt sich auf, dass Giulia heute Abend mit ihm Essen gehen will.“
„Ich kann es einfach nicht glauben. Unterschiedlichere Charaktere als Bianca und Estefanio habe ich nie kennen gelernt“, warf ich schläfrig ein. „Wie ist Ihr Vater eigentlich sonst so?“
Erstaunt bemerkte ich, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. „Was soll die Frage?“, entgegnete er, auf ein Mal sehr distanziert. Ich überlegte hektisch, was die Ursache für seine Verstimmung sein konnte und kam zu keinem Ergebnis.
„Ich dachte, weil Estefanio und Bianca so grundverschieden sind, Ihr Vater ist doch auch verschwistert mit den beiden ...“
„Mein V a t e r -“, antwortete er mit merkwürdiger Betonung und wählte sich einen Apfel, den er sorgfältig zu schälen begann. „Michele Farnese ist ein sehr ruhiger und umgänglicher Mann, ein Wirtschaftsprüfer eben. Ich bin sehr stolz auf ihn“, fügte er unvermittelt hinzu und hielt mir den halben Apfel wie eine Kriegserklärung hin.
Ich biss wortlos hinein mit dem unguten Gefühl, unabsichtlich an Lorenzos dunkelstes Geheimnis gerührt zu haben.
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„Sie sitzen nicht das erste Mal auf einem Motorrad“, bemerkte er, während wir die Tüten voller Köstlichkeiten aus dem Feinkostgeschäft in den Satteltaschen verstauten.
„Ich bin selbst gefahren, aber das ist schon lange her“, sagte ich.
Er warf mir Giulias Helm zu. „Gut, dann fahren Sie das letzte Stück nach Ostia Antica. Schauen Sie nicht so, das verlernt man nicht. Und ich sitze direkt hinter Ihnen!“
Das war nun genau der Punkt, der mich nervös machte, nicht etwa die schwere Motoguzzi, aber das konnte er natürlich nicht wissen. Trotz aller widrigen Umstände meisterte ich die Strecke zwar nicht gerade mit Bravour, aber besser, als ich gedacht hatte. Das letzte Stück zu den Ruinenfeldern gingen wir zu Fuß. Und jetzt, am frühen Nachmittag, lagerten wir im Schatten einer alten Schirmpinie zwischen den Säulen, Stelen und efeubewachsenen Ruinen von Ostia Antica. Unsere Picknickdecke war mit Brotkrumen und leeren Schachteln übersät: Oliven, eingelegte Artischocken, papierdünn aufgeschnittene Fenchelsalami und mit Rucola und Schinken gerollter Mozarellakäse hatten zusammen mit dem schlichten Roten aus dem Latium ein wahres Festmahl ergeben. Träge vom Wein blinzelten wir in die Sonne und versuchten ausdauernd, die smaragdfarbenen Eidechsen mit Resten unseres Picknicks anzulocken. Lorenzo bewies die größere Geduld, aber als sein Handy den Eingang einer SMS ankündigte, schrak er auf und die Eidechse glitt anmutig davon. Mit schmalen Augen betrachtete er das Display, schaltete das Handy ärgerlich ab und lagerte sich, den Kopf vom angewinkelten rechten Arm gestützt, auf die Seite.
„Von Tante Bianca, sie hat die Bekanntschaft mit Leitmayr gemacht und regt sich auf, dass Giulia heute Abend mit ihm Essen gehen will.“
„Ich kann es einfach nicht glauben. Unterschiedlichere Charaktere als Bianca und Estefanio habe ich nie kennen gelernt“, warf ich schläfrig ein. „Wie ist Ihr Vater eigentlich sonst so?“
Erstaunt bemerkte ich, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. „Was soll die Frage?“, entgegnete er, auf ein Mal sehr distanziert. Ich überlegte hektisch, was die Ursache für seine Verstimmung sein konnte und kam zu keinem Ergebnis.
„Ich dachte, weil Estefanio und Bianca so grundverschieden sind, Ihr Vater ist doch auch verschwistert mit den beiden ...“
„Mein V a t e r -“, antwortete er mit merkwürdiger Betonung und wählte sich einen Apfel, den er sorgfältig zu schälen begann. „Michele Farnese ist ein sehr ruhiger und umgänglicher Mann, ein Wirtschaftsprüfer eben. Ich bin sehr stolz auf ihn“, fügte er unvermittelt hinzu und hielt mir den halben Apfel wie eine Kriegserklärung hin.
Ich biss wortlos hinein mit dem unguten Gefühl, unabsichtlich an Lorenzos dunkelstes Geheimnis gerührt zu haben.
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ElsaLaska - 26. Mär, 22:30
ich muss mir angewöhnen mehrere stücke in einem zu lesen. verflucht was ist denn eigentlich aus elizabetta und dem monsignore, dem bischoff oder so geworden? und wann endlich hält zeno um elsas hand an? ja klar, erst ganz am schluss....
träum