Donnerstag
Ich überlegte, ob ich auch einmal eine Handvoll Salz in die Luft werfen sollte, um die Atmosphäre am Tisch zu klären, konnte mir aber nicht vorstellen, zu einer wesentlichen Verbesserung beizutragen. Also schwieg ich und schenkte mir Wasser nach. Lorenzo, der sichtlich um Contenance rang, ergriff als erster wieder das Wort.
„Das würde aber bedeuten-“
„Dass du dringend etwas unternehmen musst, mein Junge.“ Bianca tupfte sich sorgfältig die geschminkten Lippen mit einer Serviette ab, bevor sie erneut nach ihrem Weinglas griff. „Die Zeichen, die ich erhalten habe, sind eindeutig und sehr stark. Im Falle eines Konklaves wird Elsa die schützenden Mauern des Vatikans verlassen müssen, das ist die eine Sache!“
„Extra omnes!“, murmelte Lorenzo wie in Trance, „alle hinaus!“
„Die andere hängt mit Estefanio zusammen. Das Attentat könnte ihm, was seine klerikale Karriere betrifft, mehr genützt als geschadet haben, wenn du verstehst, was ich meine. Und wie du siehst, ist alles so gekommen, wie ich es vor deiner Weihe prophezeit habe.“
Bianca erlaubte sich einen Moment der Selbstzufriedenheit, bevor sie wieder zu Messer und Gabel griff und mit ungeschmälertem Appetit weiter aß. Lorenzo bat mich um eine Zigarette, ich schob ihm das Päckchen zu und beobachtete besorgt, wie er mit fahrigen Bewegungen zwei Mal ansetzte, bis das Feuerzeug endlich aufflammte. Schließlich nahm er einen tiefen Zug und fixierte seine Tante: „Wann?“
Bianca machte eine vage Geste. „Fünf Tage, eine Woche, vielleicht zwei. Das kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid. Sehr leid.“
Lorenzo stand auf, zündete den Gasherd an und schmolz Butter in einer Kupferpfanne, bevor er eine Handvoll kleingehackten Salbei zufügte, alles kurz anröstete und dann die Tortellini in der Salbeibutter schwenkte. Dazu gab es Tomatensalat und frisch geriebenen Pecorinokäse. Bianca hatte sich in der Zwischenzeit eine ihrer schwarzen, duftenden Zigaretten angesteckt und konzentrierte sich auf die Produktion von Rauchkringeln.
„Okay, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber vielleicht könnte mich jemand darüber aufklären, was es mit dieser mysteriösen Prophezeiung zu Lorenzos Priesterweihe eigentlich auf sich hat“, platzte ich in die eingetretene Stille hinein.
„Oh, ich kann Sie gut verstehen, sehr gut“, gab die strega zur Antwort und streute sich geriebenen Pecorino über ihre Tortellini. „Nur, ich darf nicht darüber sprechen. Wenn er“, sie machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung Lorenzo, „es Ihnen selbst erzählen möchte, eines Tages, ist das etwas anderes. Aber ich fürchte, wenn mein Neffe erst einmal Kardinal ist, werden ihn andere Dinge beschäftigt halten“, ergänzte sie süffisant und spießte drei Tortellini gleichzeitig auf ihre Gabel. Lustlos nippte ich an meinem Wein, stocherte in meinem Teller herum und wünschte mir zum tausendsten Mal, nie dieses vermaledeite Bild gekauft zu haben.
„Vielleicht sollte ich deine Prophezeiung an den Osservatore romano verkaufen, bevor sie sich zur Gänze erfüllt. Du wärst der Star in jeder Talkshow, Bianca“, sagte Lorenzo und schob mit einem Mal energisch den Teller von sich: „Du kannst ihr von dem Fluch erzählen - ich habe immer noch das Gefühl, dass er damit zusammenhängt.“
Eine Prophezeiung also und nun auch noch ein Fluch? Hatte ich mich gerade verhört? Das musste es sein, denn Bianca lehnte sich behaglich zurück und bat um eine Tasse caffè, anstatt auf seinen Wunsch einzugehen. Erst als wir unseren Kaffee ausgetrunken hatten, kam sie wieder auf das Thema zurück.
„Nachdem Lorenzo mich dazu aufgefordert hat - und damit für Sie einsteht“, begann sie feierlich, „berichte ich von dem Fluch, der seit ein paar hundert Jahren auf unserer Familie lastet. Auf den Farnese-Männern, um genau zu sein. Sie werden nie darüber reden, außer mit Mitgliedern der Familie und nur, wenn diese Sie dazu auffordern. Sie werden auch nicht darüber schreiben. Außer Ihnen und uns kennt nur Zeno diese Geschichte, aber Sie werden ihm gegenüber abstreiten, etwas darüber zu wissen, sollte er Sie je danach fragen. Ich werde sprechen, wenn Sie diese Bedingungen akzeptieren.“ Bianca kramte einen Taschenspiegel hervor, zog sich die Lippen nach und bedeutete ihrem Neffen, uns einen Grappa einzuschenken.
Lorenzo nahm mit seinem Glas neben mir in der Fensternische Platz.
„Ich bin mit allem einverstanden“, hörte ich mich sagen und griff verwirrt nach seiner Hand, die er mir bereitwillig überließ.
Die strega lächelte fein und schloss konzentriert die Augen.
„Gut, also. Wir gehen jetzt in der Zeit zurück. Folgen Sie mir!“
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„Das würde aber bedeuten-“
„Dass du dringend etwas unternehmen musst, mein Junge.“ Bianca tupfte sich sorgfältig die geschminkten Lippen mit einer Serviette ab, bevor sie erneut nach ihrem Weinglas griff. „Die Zeichen, die ich erhalten habe, sind eindeutig und sehr stark. Im Falle eines Konklaves wird Elsa die schützenden Mauern des Vatikans verlassen müssen, das ist die eine Sache!“
„Extra omnes!“, murmelte Lorenzo wie in Trance, „alle hinaus!“
„Die andere hängt mit Estefanio zusammen. Das Attentat könnte ihm, was seine klerikale Karriere betrifft, mehr genützt als geschadet haben, wenn du verstehst, was ich meine. Und wie du siehst, ist alles so gekommen, wie ich es vor deiner Weihe prophezeit habe.“
Bianca erlaubte sich einen Moment der Selbstzufriedenheit, bevor sie wieder zu Messer und Gabel griff und mit ungeschmälertem Appetit weiter aß. Lorenzo bat mich um eine Zigarette, ich schob ihm das Päckchen zu und beobachtete besorgt, wie er mit fahrigen Bewegungen zwei Mal ansetzte, bis das Feuerzeug endlich aufflammte. Schließlich nahm er einen tiefen Zug und fixierte seine Tante: „Wann?“
Bianca machte eine vage Geste. „Fünf Tage, eine Woche, vielleicht zwei. Das kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid. Sehr leid.“
Lorenzo stand auf, zündete den Gasherd an und schmolz Butter in einer Kupferpfanne, bevor er eine Handvoll kleingehackten Salbei zufügte, alles kurz anröstete und dann die Tortellini in der Salbeibutter schwenkte. Dazu gab es Tomatensalat und frisch geriebenen Pecorinokäse. Bianca hatte sich in der Zwischenzeit eine ihrer schwarzen, duftenden Zigaretten angesteckt und konzentrierte sich auf die Produktion von Rauchkringeln.
„Okay, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber vielleicht könnte mich jemand darüber aufklären, was es mit dieser mysteriösen Prophezeiung zu Lorenzos Priesterweihe eigentlich auf sich hat“, platzte ich in die eingetretene Stille hinein.
„Oh, ich kann Sie gut verstehen, sehr gut“, gab die strega zur Antwort und streute sich geriebenen Pecorino über ihre Tortellini. „Nur, ich darf nicht darüber sprechen. Wenn er“, sie machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung Lorenzo, „es Ihnen selbst erzählen möchte, eines Tages, ist das etwas anderes. Aber ich fürchte, wenn mein Neffe erst einmal Kardinal ist, werden ihn andere Dinge beschäftigt halten“, ergänzte sie süffisant und spießte drei Tortellini gleichzeitig auf ihre Gabel. Lustlos nippte ich an meinem Wein, stocherte in meinem Teller herum und wünschte mir zum tausendsten Mal, nie dieses vermaledeite Bild gekauft zu haben.
„Vielleicht sollte ich deine Prophezeiung an den Osservatore romano verkaufen, bevor sie sich zur Gänze erfüllt. Du wärst der Star in jeder Talkshow, Bianca“, sagte Lorenzo und schob mit einem Mal energisch den Teller von sich: „Du kannst ihr von dem Fluch erzählen - ich habe immer noch das Gefühl, dass er damit zusammenhängt.“
Eine Prophezeiung also und nun auch noch ein Fluch? Hatte ich mich gerade verhört? Das musste es sein, denn Bianca lehnte sich behaglich zurück und bat um eine Tasse caffè, anstatt auf seinen Wunsch einzugehen. Erst als wir unseren Kaffee ausgetrunken hatten, kam sie wieder auf das Thema zurück.
„Nachdem Lorenzo mich dazu aufgefordert hat - und damit für Sie einsteht“, begann sie feierlich, „berichte ich von dem Fluch, der seit ein paar hundert Jahren auf unserer Familie lastet. Auf den Farnese-Männern, um genau zu sein. Sie werden nie darüber reden, außer mit Mitgliedern der Familie und nur, wenn diese Sie dazu auffordern. Sie werden auch nicht darüber schreiben. Außer Ihnen und uns kennt nur Zeno diese Geschichte, aber Sie werden ihm gegenüber abstreiten, etwas darüber zu wissen, sollte er Sie je danach fragen. Ich werde sprechen, wenn Sie diese Bedingungen akzeptieren.“ Bianca kramte einen Taschenspiegel hervor, zog sich die Lippen nach und bedeutete ihrem Neffen, uns einen Grappa einzuschenken.
Lorenzo nahm mit seinem Glas neben mir in der Fensternische Platz.
„Ich bin mit allem einverstanden“, hörte ich mich sagen und griff verwirrt nach seiner Hand, die er mir bereitwillig überließ.
Die strega lächelte fein und schloss konzentriert die Augen.
„Gut, also. Wir gehen jetzt in der Zeit zurück. Folgen Sie mir!“
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ElsaLaska - 6. Apr, 22:32
Schön langsam...
Wenn mir nicht recht bald
Aber wenn es doch noch was wird, werde ich meinen Ferrari Spumante aufmachen, mich in Acqua di Parma hüllen und runter zu Michele Fisch essen gehen. :)
Na so schlimm...
Schöne Bilder?
Ich bin fit, ich les mit.