Donnerstag
Am nächsten Morgen erwachte ich mit Kopfschmerzen. Durch das Fenster drang trübes Licht, feiner Regen wurde mit leisem Klatschen gegen die deckenhohen unterteilten Scheiben geweht. In dem alten Kamin mit der Ziegelsteineinfassung fing sich mit einem hohlen Heulen der Wind. Am liebsten hätte ich mich einfach wieder umgedreht und wäre den ganzen Tag so liegen geblieben, aber mein Mund war wie ausgedörrt und ich musste dringend aufstehen und ins Bad, um einen Schluck Wasser aus der Leitung zu trinken. Also setzte ich vorsichtig erst den einen Fuß, dann den anderen auf den Boden und stand auf. Unschlüssig, ob die ganze Unternehmung vielleicht ein Fehler gewesen war und ich doch lieber hätte liegen bleiben sollen, machte ich mich auf den Weg, um mir als erstes kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Als ich den Kopf hob und dabei meine strähnigen Haare, die schmerzvoll zusammengezogenen Augenbrauen und das ganze Elend im Spiegel erblickte, verschlimmerten sich die Kopfschmerzen spürbar. Ich nahm mir vor, nie mehr Grappa zu trinken – oder wenigstens nicht nach einem halben Liter Wein und der Geschichte eines fürchterlichen Familienfluches. Und der Ankündigung, dass der Heilige Vater in Kürze sterben würde. Und Lorenzos zärtlicher Geste, bei der uns ausgerechnet Zeno ertappt hatte, um auch diese Peinlichkeit nicht zu vergessen.
Ich streifte mir seufzend das T-Shirt über den Kopf, in dem ich geschlafen hatte, überlegte kurz, ob ich das fast handgroße Amulett, das zwischen meinen Brüsten hing, zum Duschen ablegen sollte und entschied mich dagegen. Worüber ich mich ärgerte. Weshalb ich es doch abnahm und auf dem Weg in die Duschkabine ausrutschte und fast gestürzt wäre. Darum hängte ich es mir wieder um. Schlechtgelaunt stand ich unter dem belebenden Wasserstrahl und verfluchte Dottore Pasolini alias Professor Laurinius, der mich mit Lorenzo zusammen gebracht hatte und nun auch noch der Grund dafür war, dass ich bis auf weiteres bei ihm bleiben musste. „Gefangen in den Mauern des Vatikans“ – ein eingängiger Romantitel, grübelte ich. „Die Buhle des Bischofs“, auch nicht schlecht, aber nicht ganz so gut wie „Die Konkubine des Kardinals“. Alles Bücher, in denen ich auf keinen Fall die Hauptrolle spielen wollte. Um der diesbezüglichen Gefahr umsichtig zu begegnen, klatschte ich mir die Haare streng nach hinten, band sie zu einem reizlosen Knoten, zog meinen schwarzen Rolli zu den Jeans an und blieb ungeschminkt, auch wenn mir das in Anbetracht der Situation im Spiegel nicht leicht fiel. Ich riss die Küchentüre auf, wünschte wehleidig „Buon giorno!“, nahm aus den Augenwinkeln Lorenzo in amtlicher Soutane mit violetter Schärpe wahr und blickte in die erfreut aufleuchtenden Augen von Kommissar Leitmayr, der beflissen aufstand, um mir die Hand zu schütteln. Er war in Begleitung von Zeno erschienen, beide ließen sich einen Teller aufgewärmte Tortellini schmecken. Sobald ich Leitmayr die Hand geschüttelt hatte, eilte ich, eine Entschuldigung murmelnd, ins Bad zurück, um mir die Haare zu richten und Lippenstift aufzulegen.
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Ich streifte mir seufzend das T-Shirt über den Kopf, in dem ich geschlafen hatte, überlegte kurz, ob ich das fast handgroße Amulett, das zwischen meinen Brüsten hing, zum Duschen ablegen sollte und entschied mich dagegen. Worüber ich mich ärgerte. Weshalb ich es doch abnahm und auf dem Weg in die Duschkabine ausrutschte und fast gestürzt wäre. Darum hängte ich es mir wieder um. Schlechtgelaunt stand ich unter dem belebenden Wasserstrahl und verfluchte Dottore Pasolini alias Professor Laurinius, der mich mit Lorenzo zusammen gebracht hatte und nun auch noch der Grund dafür war, dass ich bis auf weiteres bei ihm bleiben musste. „Gefangen in den Mauern des Vatikans“ – ein eingängiger Romantitel, grübelte ich. „Die Buhle des Bischofs“, auch nicht schlecht, aber nicht ganz so gut wie „Die Konkubine des Kardinals“. Alles Bücher, in denen ich auf keinen Fall die Hauptrolle spielen wollte. Um der diesbezüglichen Gefahr umsichtig zu begegnen, klatschte ich mir die Haare streng nach hinten, band sie zu einem reizlosen Knoten, zog meinen schwarzen Rolli zu den Jeans an und blieb ungeschminkt, auch wenn mir das in Anbetracht der Situation im Spiegel nicht leicht fiel. Ich riss die Küchentüre auf, wünschte wehleidig „Buon giorno!“, nahm aus den Augenwinkeln Lorenzo in amtlicher Soutane mit violetter Schärpe wahr und blickte in die erfreut aufleuchtenden Augen von Kommissar Leitmayr, der beflissen aufstand, um mir die Hand zu schütteln. Er war in Begleitung von Zeno erschienen, beide ließen sich einen Teller aufgewärmte Tortellini schmecken. Sobald ich Leitmayr die Hand geschüttelt hatte, eilte ich, eine Entschuldigung murmelnd, ins Bad zurück, um mir die Haare zu richten und Lippenstift aufzulegen.
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ElsaLaska - 14. Apr, 00:00
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