Freitag II
Eine Fliege prallte summend gegen die Fensterscheibe. Ich saß kerzengerade in meinem Stuhl und bemühte mich, den Argwohn des Kardinals zu entkräften. „Natürlich nicht! Ich verstehe, dass die ganzen Umstände einen solchen Gedanken nahe legen, noch dazu, dass Sie in großer Sorge diesbezüglich sein müssen, aber, in der Tat, das Verhältnis zwischen mir und Lorenzo ist absolut platonisch, es ist sehr eh, keusch, im Wortsinne, ihr Neffe hat sich nichts vorzuwerfen, ich würde doch nie im Leben ... Nein, ich kann Sie voll und ganz beruhigen. Sicher, es gibt da hin und wieder verfängliche Situationen, die bleiben ja nicht aus, aber ich würde das doch niemals ausnutzen, um einen Mann, der sein Leben Gott und der Kirche geweiht hat, nein, ein völlig abseitiger Gedanke.“ Estefanio starrte mich missvergnügt an. Er glaubte mir nicht. Während ich noch krampfhaft überlegte, wie ich seinen Verdacht aus der Welt räumen konnte, stand er auf, um das Fenster zu öffnen und die Fliege in Freiheit zu entlassen. Ich beneidete sie ein bisschen.
„Beruhigen Sie sich bitte. Ich habe Sie hergebeten, um die Situation offen mit Ihnen zu besprechen, nicht, um Sie zu verhören.“
„Das hatte ich auch keine Minute-“ Er schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab. „In der letzten Zeit ist mein Neffe noch anfälliger für Launen als gewöhnlich, er ist unkonzentriert, überaus unzugänglich. Der stellvertretende Kardinalstaatssekretär hat sich bereits bei mir darüber beklagt und durchblicken lassen, dass dies nicht gerade die Eigenschaften sind, die einem Kardinal zur Tugend gereichen.“
„Aber ich-“
„Ich dachte mir, wo Sie doch sehr viel Zeit mit ihm verbringen, vielleicht könnten Sie ein wenig auf ihn einwirken, mäßigend einwirken, sozusagen einen ausgleichenden Einfluss ausüben.“
„Aber ich-“
„Etwas zu seiner Entspannung beitragen. Wenn er ersteinmal Kardinal ist, wird er seine fünf Sinne beieinander halten müssen. Das Amt verlangt einem Mann sehr viel ab, niemand weiß das besser als ich.“ An dieser Stelle schloss Estefanio schmerzvoll die Augen. Ich versuchte immer noch, den Sinn seiner Worte zu ergründen, wobei ich ausgesehen haben muss wie ein Idiot, weil er es für angebracht hielt, auf meine Klugheit zu verweisen. „Ich weiß, ich verlange eine ganze Menge von Ihnen“, fuhr er fort, meine Linke tätschelnd. „Aber ich habe ein Arrangement vorbereitet, das alle Seiten zufrieden stellen wird.“ Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog ein Etui hervor. „Ich habe hier die Schlüssel zu einer Wohnung mit Blick auf den Tiber und die Vatikan-Stadt, eine sehr elegante Wohnung, ich habe mich persönlich versichert, dass sie mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet ist.“
„Eine Penthouse-Wohnung?“, fragte ich ungläubig. Estefanio warf mir einen anerkennenden Blick zu. „Das ließ sich leider auf die Schnelle nicht machen, aber ich werde das arrangieren, wenn Sie darauf bestehen. Außerdem habe ich Ihnen ein Konto bei einer römischen Bank eingerichtet, Sie werden sicherlich Ausgaben haben, für die ich natürlich aufkommen werde.“
„Ausgaben?“, wiederholte ich mechanisch.
„Nun, Anastasio zum Beispiel, Sie möchten vielleicht einen Fitnessclub besuchen oder ein Sonnenstudio, ein Schwimmbad, was weiß ich, das geht mich auch nichts an. Sie können frei über Ihre Apanage verfügen.“ Er nickte mir freundlich zu.
„Apanage?“, flüsterte ich tonlos.
„Eine Apanage“, bestätigte er geduldig. „Die, sollten Sie gesegneten Leibes sein, verdoppelt werden wird. Natürlich erst nach einem rechtsmedizinisch verifizierten DNA-Test, darauf muss ich bestehen. Jetzt schauen Sie mich doch nicht so leidend an, so unansehnlich ist mein Neffe nun auch wieder nicht!“
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„Beruhigen Sie sich bitte. Ich habe Sie hergebeten, um die Situation offen mit Ihnen zu besprechen, nicht, um Sie zu verhören.“
„Das hatte ich auch keine Minute-“ Er schnitt mir mit einer Handbewegung das Wort ab. „In der letzten Zeit ist mein Neffe noch anfälliger für Launen als gewöhnlich, er ist unkonzentriert, überaus unzugänglich. Der stellvertretende Kardinalstaatssekretär hat sich bereits bei mir darüber beklagt und durchblicken lassen, dass dies nicht gerade die Eigenschaften sind, die einem Kardinal zur Tugend gereichen.“
„Aber ich-“
„Ich dachte mir, wo Sie doch sehr viel Zeit mit ihm verbringen, vielleicht könnten Sie ein wenig auf ihn einwirken, mäßigend einwirken, sozusagen einen ausgleichenden Einfluss ausüben.“
„Aber ich-“
„Etwas zu seiner Entspannung beitragen. Wenn er ersteinmal Kardinal ist, wird er seine fünf Sinne beieinander halten müssen. Das Amt verlangt einem Mann sehr viel ab, niemand weiß das besser als ich.“ An dieser Stelle schloss Estefanio schmerzvoll die Augen. Ich versuchte immer noch, den Sinn seiner Worte zu ergründen, wobei ich ausgesehen haben muss wie ein Idiot, weil er es für angebracht hielt, auf meine Klugheit zu verweisen. „Ich weiß, ich verlange eine ganze Menge von Ihnen“, fuhr er fort, meine Linke tätschelnd. „Aber ich habe ein Arrangement vorbereitet, das alle Seiten zufrieden stellen wird.“ Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog ein Etui hervor. „Ich habe hier die Schlüssel zu einer Wohnung mit Blick auf den Tiber und die Vatikan-Stadt, eine sehr elegante Wohnung, ich habe mich persönlich versichert, dass sie mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet ist.“
„Eine Penthouse-Wohnung?“, fragte ich ungläubig. Estefanio warf mir einen anerkennenden Blick zu. „Das ließ sich leider auf die Schnelle nicht machen, aber ich werde das arrangieren, wenn Sie darauf bestehen. Außerdem habe ich Ihnen ein Konto bei einer römischen Bank eingerichtet, Sie werden sicherlich Ausgaben haben, für die ich natürlich aufkommen werde.“
„Ausgaben?“, wiederholte ich mechanisch.
„Nun, Anastasio zum Beispiel, Sie möchten vielleicht einen Fitnessclub besuchen oder ein Sonnenstudio, ein Schwimmbad, was weiß ich, das geht mich auch nichts an. Sie können frei über Ihre Apanage verfügen.“ Er nickte mir freundlich zu.
„Apanage?“, flüsterte ich tonlos.
„Eine Apanage“, bestätigte er geduldig. „Die, sollten Sie gesegneten Leibes sein, verdoppelt werden wird. Natürlich erst nach einem rechtsmedizinisch verifizierten DNA-Test, darauf muss ich bestehen. Jetzt schauen Sie mich doch nicht so leidend an, so unansehnlich ist mein Neffe nun auch wieder nicht!“
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ElsaLaska - 21. Apr, 22:09
Die Blognovela - - 0 Trackbacks - 1300x gelesen
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