Sonntag
Giulias Reisetasche war nur halb voll, ich hatte so gut wie nichts eigenes dabei und musste ihr irgendwann die geliehenen Sachen wieder zurückgeben. Bevor ich ging, wollte ich noch einmal einen Blick auf das herrliche Panorama des Petersplatzes werfen. Danach schloss die Tür zur Loggia, strich die Bettdecke glatt, durchmaß Lorenzos Schlafzimmer mit energischen Schritten und riss entschlossen die Tür zur Küche auf. Wenn ich den Braten noch retten wollte, war es höchste Zeit.
Am Esstisch saß Zeno und mühte sich damit ab, seine mayonnaiseverklebten Schnürschuhe mit Küchenpapier zu säubern.
„Wo zum Teufel steckt Lorenzo? Was ist das für eine verdammte Sauerei?“, begrüßte er mich. „Kann er jetzt nicht einmal mehr ein vitello tonnato machen ohne auszurasten! Den Braten habe ich gerettet, das war Spitz auf Knopf – nicht, dass er ihn auch noch an die Wand pappt vor Wut!“
Ich umarmte ihn, um mich von ihm zu verabschieden.
„Aber wieso denn? Sie haben sich doch nicht ihm gestritten?“ Er nötigte mich trotz meines Protestes in einen Stuhl.
„Es - eh - gab“, begann ich zögernd, „ein paar Unklarheiten bezüglich unserer Beziehung, die-“
„Dieser verdammte Tölpel! Vergeben Sie ihm, er hat nicht viel Umgang mit Frauen“, jammerte Zeno und blickte mich treuherzig an.
„Die eigentlich eher, hm, von Estefanio ausgingen ...“
„Also hat es der alte Saftsack mal wieder geschafft!“ Zeno war aufgesprungen, griff sich eine Schüssel und spähte in den Kühlschrank hinein.
„Lorenzo hat Austern gekauft und Ferrari Spumante? Er weiß wirklich, wie man einen Tag wie diesen feiert!“, brummelte Zeno neidisch.
Ich beobachtete verwirrt, wie er Eier aufschlug, das Eigelb trennte und in die Schüssel gleiten ließ. „Da fährt man nicht einfach so weg“, belehrte er mich.
Ich schwieg nachdrücklich.
„Estefanio hat seinen gerechten Lohn schon bekommen, beim Anblick des Wahlergebnisses hat ihn bestimmt der Schlag getroffen“, feixte er schließlich, während er die Eidotter quirlte.
Die italienische Politik, immer ein ergiebiges Gesprächsthema, dachte ich.
„Jedenfalls fahre ich jetzt“, sagte ich, stand auf und ergriff die Reisetasche.
„Aber das können Sie nicht!“ Zeno krempelte sich die Hemdsärmel auf, begann wieder zu quirlen und fügte in einem feinen, stetigen Strahl Olivenöl hinzu.
„Ach, und warum nicht?“
„Weil Laurinius nach inoffiziellen Informationen von Kollege Leitmayr wieder in den Marken aufgetaucht ist und mir die verfluchte Mayonnaise gerinnt, wenn ich Ihnen jetzt nachlaufen muss!“, erwiderte er, während sein Blick nervös zwischen mir und der Salsa hin und her zuckte.
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Am Esstisch saß Zeno und mühte sich damit ab, seine mayonnaiseverklebten Schnürschuhe mit Küchenpapier zu säubern.
„Wo zum Teufel steckt Lorenzo? Was ist das für eine verdammte Sauerei?“, begrüßte er mich. „Kann er jetzt nicht einmal mehr ein vitello tonnato machen ohne auszurasten! Den Braten habe ich gerettet, das war Spitz auf Knopf – nicht, dass er ihn auch noch an die Wand pappt vor Wut!“
Ich umarmte ihn, um mich von ihm zu verabschieden.
„Aber wieso denn? Sie haben sich doch nicht ihm gestritten?“ Er nötigte mich trotz meines Protestes in einen Stuhl.
„Es - eh - gab“, begann ich zögernd, „ein paar Unklarheiten bezüglich unserer Beziehung, die-“
„Dieser verdammte Tölpel! Vergeben Sie ihm, er hat nicht viel Umgang mit Frauen“, jammerte Zeno und blickte mich treuherzig an.
„Die eigentlich eher, hm, von Estefanio ausgingen ...“
„Also hat es der alte Saftsack mal wieder geschafft!“ Zeno war aufgesprungen, griff sich eine Schüssel und spähte in den Kühlschrank hinein.
„Lorenzo hat Austern gekauft und Ferrari Spumante? Er weiß wirklich, wie man einen Tag wie diesen feiert!“, brummelte Zeno neidisch.
Ich beobachtete verwirrt, wie er Eier aufschlug, das Eigelb trennte und in die Schüssel gleiten ließ. „Da fährt man nicht einfach so weg“, belehrte er mich.
Ich schwieg nachdrücklich.
„Estefanio hat seinen gerechten Lohn schon bekommen, beim Anblick des Wahlergebnisses hat ihn bestimmt der Schlag getroffen“, feixte er schließlich, während er die Eidotter quirlte.
Die italienische Politik, immer ein ergiebiges Gesprächsthema, dachte ich.
„Jedenfalls fahre ich jetzt“, sagte ich, stand auf und ergriff die Reisetasche.
„Aber das können Sie nicht!“ Zeno krempelte sich die Hemdsärmel auf, begann wieder zu quirlen und fügte in einem feinen, stetigen Strahl Olivenöl hinzu.
„Ach, und warum nicht?“
„Weil Laurinius nach inoffiziellen Informationen von Kollege Leitmayr wieder in den Marken aufgetaucht ist und mir die verfluchte Mayonnaise gerinnt, wenn ich Ihnen jetzt nachlaufen muss!“, erwiderte er, während sein Blick nervös zwischen mir und der Salsa hin und her zuckte.
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ElsaLaska - 23. Apr, 21:56
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