Freitag II
„Was ist das für ein verdammtes Arschloch!“, brüllte Zeno, dem eine Ader auf der Stirn schwoll, „Hätte er mit seinem Scheiß-Fax nicht bis nach dem caffè warten können? Dieser maledetto cazzo!“
Er riss ein Küchentuch vom Haken, warf mir das Tuch in den Schoß und hieb die Faust auf die Tischplatte, dass unsere Gläser klirrten. „Wenn ich diesen Kerl in die Finger kriege, bringe ich ihn auf der Stelle um, das schwöre ich!“ In der Tat zog Zeno zornesrot seine Beretta aus dem Holster, entsicherte sie und machte Anstalten, auf die Loggia hinaus zu laufen. Lorenzo versperrte ihm den Weg und redete beschwichtigend auf ihn ein.
„Man müsste wissen, wo es her kommt“, meinte ich, während ich das Fax, das natürlich keine Kennung besaß, prüfend gegen das Licht hielt. „Können die Sicherheitsleute von der Schweizer Garde eingehende Anrufe zurückverfolgen?“ Beide Männer sahen mich einen Moment stumm an. Zeno seufzte schwer. „Das können sie in der Tat, aber dazu müssten wir ihnen das Fax zeigen und mit Verlaub, cara Elsa, ein objektiver Betrachter dieses Fotos könnte - nicht dass ich es bin, also nicht bin ... eh, ich meine, das nicht tue, merda! Zu dem Schluss kommen ... Santo Spirito! Nun, dass Sie da etwas anderes machen als sich harmlos zu unterhalten.“
„Aber wir h a b e n uns unterhalten!“, protestierte Lorenzo und versetzte Zeno empört einen Stoß vor die Brust. Ich nahm das Foto noch einmal kritisch in Augenschein. Zeno hatte natürlich Recht. Wenn wir die Schweizer Garde informierten, würden Kopien davon in der ganzen città del vaticano auftauchen, wahrscheinlich sogar auf dem Schreibtisch des Heiligen Vaters selbst. Völlig zu schweigen vom stellvertretenden Kardinalstaatssekretär, der sicherlich der Meinung sein würde, dass ein Kardinalsanwärter nicht mitten in der Nacht vertrauliche Gespräche mit einer Frau zu führen habe, die im beigefügten Text als „mätresse“ bezeichnet wurde.
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, während das Gerangel auf der Türschwelle wieder aufgenommen wurde.
„Jetzt lass mich endlich durch! Ich feuere schon nicht runter auf den Petersplatz, weil ich kein secondo bekommen habe! Ich will schauen, von wo das Foto aufgenommen wurde, du Idiot!“
Das hätte mich allerdings auch interessiert, die Loggia war uneinsehbar, das Foto frontal aufgenommen, vermutlich mit Teleobjektiv, der Fotograf hätte sich regelrecht aus einem Helikopter abseilen müssen. Automatisch stand ich auf und schraubte die Bialetti auseinander, um uns einen caffè zu machen.
„Es gibt nur einen einzigen Ort, von dem aus man ein solches Foto machen könnte ...“, sagte ich zu Lorenzo, der neben mich getreten war und die Tassen vorbereitete. Auf seinen Wangen lagen bläuliche Bartschatten, seine Finger zitterten. Wir schauten uns an. Sein Blick war nicht länger hart und distanziert, sondern offen und klar und dabei merkwürdig verletzlich. In seinen schwarzen Tiefen brannte das vertraute Feuer, dessen Widerschein mich schon oft fasziniert hatte. Ich hob langsam die Hand, um sanft dem Schwung seiner Braue mit meinem Zeigefinger zu folgen. Wir hielten beide den Atem an.
„Ihr werdet es nicht glauben“, meldete sich Zeno triumphierend zurück, „aber es gibt nur einen einzigen Ort, von dem aus man ein solches Foto machen könnte – die Kuppel des Petersdoms!“
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Er riss ein Küchentuch vom Haken, warf mir das Tuch in den Schoß und hieb die Faust auf die Tischplatte, dass unsere Gläser klirrten. „Wenn ich diesen Kerl in die Finger kriege, bringe ich ihn auf der Stelle um, das schwöre ich!“ In der Tat zog Zeno zornesrot seine Beretta aus dem Holster, entsicherte sie und machte Anstalten, auf die Loggia hinaus zu laufen. Lorenzo versperrte ihm den Weg und redete beschwichtigend auf ihn ein.
„Man müsste wissen, wo es her kommt“, meinte ich, während ich das Fax, das natürlich keine Kennung besaß, prüfend gegen das Licht hielt. „Können die Sicherheitsleute von der Schweizer Garde eingehende Anrufe zurückverfolgen?“ Beide Männer sahen mich einen Moment stumm an. Zeno seufzte schwer. „Das können sie in der Tat, aber dazu müssten wir ihnen das Fax zeigen und mit Verlaub, cara Elsa, ein objektiver Betrachter dieses Fotos könnte - nicht dass ich es bin, also nicht bin ... eh, ich meine, das nicht tue, merda! Zu dem Schluss kommen ... Santo Spirito! Nun, dass Sie da etwas anderes machen als sich harmlos zu unterhalten.“
„Aber wir h a b e n uns unterhalten!“, protestierte Lorenzo und versetzte Zeno empört einen Stoß vor die Brust. Ich nahm das Foto noch einmal kritisch in Augenschein. Zeno hatte natürlich Recht. Wenn wir die Schweizer Garde informierten, würden Kopien davon in der ganzen città del vaticano auftauchen, wahrscheinlich sogar auf dem Schreibtisch des Heiligen Vaters selbst. Völlig zu schweigen vom stellvertretenden Kardinalstaatssekretär, der sicherlich der Meinung sein würde, dass ein Kardinalsanwärter nicht mitten in der Nacht vertrauliche Gespräche mit einer Frau zu führen habe, die im beigefügten Text als „mätresse“ bezeichnet wurde.
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, während das Gerangel auf der Türschwelle wieder aufgenommen wurde.
„Jetzt lass mich endlich durch! Ich feuere schon nicht runter auf den Petersplatz, weil ich kein secondo bekommen habe! Ich will schauen, von wo das Foto aufgenommen wurde, du Idiot!“
Das hätte mich allerdings auch interessiert, die Loggia war uneinsehbar, das Foto frontal aufgenommen, vermutlich mit Teleobjektiv, der Fotograf hätte sich regelrecht aus einem Helikopter abseilen müssen. Automatisch stand ich auf und schraubte die Bialetti auseinander, um uns einen caffè zu machen.
„Es gibt nur einen einzigen Ort, von dem aus man ein solches Foto machen könnte ...“, sagte ich zu Lorenzo, der neben mich getreten war und die Tassen vorbereitete. Auf seinen Wangen lagen bläuliche Bartschatten, seine Finger zitterten. Wir schauten uns an. Sein Blick war nicht länger hart und distanziert, sondern offen und klar und dabei merkwürdig verletzlich. In seinen schwarzen Tiefen brannte das vertraute Feuer, dessen Widerschein mich schon oft fasziniert hatte. Ich hob langsam die Hand, um sanft dem Schwung seiner Braue mit meinem Zeigefinger zu folgen. Wir hielten beide den Atem an.
„Ihr werdet es nicht glauben“, meldete sich Zeno triumphierend zurück, „aber es gibt nur einen einzigen Ort, von dem aus man ein solches Foto machen könnte – die Kuppel des Petersdoms!“
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ElsaLaska - 28. Apr, 22:05
Die Blognovela - - 0 Trackbacks - 1349x gelesen
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