Donnerstag
Oberst Frithjof Seltzmann, ein drahtiger Kerl mit interessanten grauen Schläfen und klarem Blick entschuldigte sich mehrmals für seinen übereifrigen Mitarbeiter und richtete mir einen frischen Eisbeutel her, den ich mir ins Genick pressen sollte. Wir befanden uns im Hauptquartier der Schweizer Garde und ich sah immer noch Sternchen. Mein aufgeplatztes Knie war notdürftig versorgt worden, von dem Schlag im Genick war mir immer noch schwindlig, meine Augen brannten und mein Schädel brummte.
„Was ist mit Monsignore Farnese?“, fragte ich zum mindestens fünften Mal, ohne eine Antwort zu erhalten. „Oberst Seltzmann, wenn Sie mir nicht sofort sagen, wie es Monsignore Farnese geht und wo er sich befindet, schreie ich Ihnen Ihre verdammte Bude zusammen, dann wird auf der Stelle mein Schädel platzen und Sie haben eine riesengroße Schweinerei in Ihrem akkuraten Büro und die italienische Polizei in Gestalt von Vice-Questore Aurel am Hals, der - das nur nebenbei - , über vorzügliche Kontakte zum Innenministerium verfügt, es wird einen diplomatischen Zwischenfall geben, der apostolische Nuntius könnte eventuell in Erklärungsnotstand geraten und darüber, insbesondere aber über Sie, nicht gerade erfreut sein! Verstehen Sie, was ich sage?“
Einen Versuch war es wert. Ich griff stöhnend nach dem Plastikbecher mit caffè, kippte das Gebräu auf einen Zug hinunter und brach in Tränen aus, weil ich an Lorenzos Kaffee denken musste und wie er ihn zubereitete und wie er dabei aussah und weil Zeno vermutlich immer noch auf der Loggia eingesperrt saß und überhaupt – weil ich nicht mehr konnte.
Seltzmann schaute mich ungerührt an und reichte mir ein kariertes Taschentuch. „Sie sind seit fünf Tagen Monsignore Farneses Gast innerhalb der Vatikanstadt, stimmt das?“
„Das wissen Sie doch ganz genau, immerhin stehen Sie“, ich verfiel in einen sarkastischen Tonfall, „einer hochmotivierten und vorzüglich ausgebildeten Spezialistentruppe vor, eh?“
„Sind Sie mit Monsignore Farnese verwandt?“ Der Oberst zückte eine Sprühflasche mit Reinigungsmittel und säuberte sorgfältig seinen Computermonitor.
„Ma certo! Ich habe ihn kürzlich adoptiert!“, brüllte ich entnervt.
„Also nicht. Dann darf ich Ihnen keine weiteren Informationen über seinen Zustand überlassen. Wo wollen Sie hin?“ „Ich gehe. Ihre fähigen Spezialisten werden Ihnen sicher sagen können, wohin!“, erwiderte ich.
„Die werde ich gar nicht bemühen müssen, bis auf Weiteres ist Ihnen die Ausreise aus Vatikan-Stadt ohnehin untersagt“, entgegnete er gelassen.
Oberst Seltzmann schaute einen Augenblick nachdenklich zum Fenster hinaus und atmete dann geräuschvoll aus.
„Behalten Sie das Taschentuch ruhig ... Monsignore Farnese liegt im Gemelli-Krankenhaus und hat das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt. Ich werde für ihn beten. Vielleicht sollten Sie das auch tun.“
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„Was ist mit Monsignore Farnese?“, fragte ich zum mindestens fünften Mal, ohne eine Antwort zu erhalten. „Oberst Seltzmann, wenn Sie mir nicht sofort sagen, wie es Monsignore Farnese geht und wo er sich befindet, schreie ich Ihnen Ihre verdammte Bude zusammen, dann wird auf der Stelle mein Schädel platzen und Sie haben eine riesengroße Schweinerei in Ihrem akkuraten Büro und die italienische Polizei in Gestalt von Vice-Questore Aurel am Hals, der - das nur nebenbei - , über vorzügliche Kontakte zum Innenministerium verfügt, es wird einen diplomatischen Zwischenfall geben, der apostolische Nuntius könnte eventuell in Erklärungsnotstand geraten und darüber, insbesondere aber über Sie, nicht gerade erfreut sein! Verstehen Sie, was ich sage?“
Einen Versuch war es wert. Ich griff stöhnend nach dem Plastikbecher mit caffè, kippte das Gebräu auf einen Zug hinunter und brach in Tränen aus, weil ich an Lorenzos Kaffee denken musste und wie er ihn zubereitete und wie er dabei aussah und weil Zeno vermutlich immer noch auf der Loggia eingesperrt saß und überhaupt – weil ich nicht mehr konnte.
Seltzmann schaute mich ungerührt an und reichte mir ein kariertes Taschentuch. „Sie sind seit fünf Tagen Monsignore Farneses Gast innerhalb der Vatikanstadt, stimmt das?“
„Das wissen Sie doch ganz genau, immerhin stehen Sie“, ich verfiel in einen sarkastischen Tonfall, „einer hochmotivierten und vorzüglich ausgebildeten Spezialistentruppe vor, eh?“
„Sind Sie mit Monsignore Farnese verwandt?“ Der Oberst zückte eine Sprühflasche mit Reinigungsmittel und säuberte sorgfältig seinen Computermonitor.
„Ma certo! Ich habe ihn kürzlich adoptiert!“, brüllte ich entnervt.
„Also nicht. Dann darf ich Ihnen keine weiteren Informationen über seinen Zustand überlassen. Wo wollen Sie hin?“ „Ich gehe. Ihre fähigen Spezialisten werden Ihnen sicher sagen können, wohin!“, erwiderte ich.
„Die werde ich gar nicht bemühen müssen, bis auf Weiteres ist Ihnen die Ausreise aus Vatikan-Stadt ohnehin untersagt“, entgegnete er gelassen.
Oberst Seltzmann schaute einen Augenblick nachdenklich zum Fenster hinaus und atmete dann geräuschvoll aus.
„Behalten Sie das Taschentuch ruhig ... Monsignore Farnese liegt im Gemelli-Krankenhaus und hat das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt. Ich werde für ihn beten. Vielleicht sollten Sie das auch tun.“
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ElsaLaska - 4. Mai, 01:50
Die Blognovela - - 0 Trackbacks - 1245x gelesen
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