Montag (II)
Es brauchte nicht viele Erklärungen, Zeno wusste sofort Bescheid. Mit einem knappen „Arrivo subito!“ hängte er auf und erschien, den Arm beladen mit Tüten und Taschen, keine zwanzig Minuten später am Eingang des Palazzos, in dem sich Lorenzos Wohnung befand.
Rogler hielt ein Schwätzchen mit den diensthabenden Kollegen, ich saß auf den Steinstufen des Eingangs und Lorenzo, mit verschränkten Armen, im Fond des Jeeps. Ich wettete gegen mich selbst, dass Zeno es innerhalb von zwei Minuten schaffen würde, den schmollenden Kirchenfürsten zur Besinnung zu bringen und ließ das Streichholz, auf dem ich herumkaute, erwartungsvoll vom rechten in den linken Mundwinkel wandern.
Zunächst verschwand Zenos Oberkörper im Fond des Wagens, er küsste seinen Freund mehrmals auf beide Wangen und schaffte es, ihn aus dem Wagen hinaus zu bugsieren und in einer stehenden Position zu halten, den Arm locker um seine Schultern geschlungen.
Lorenzo wollte ihn unwillig abschütteln, aber Zeno redete beschwichtigend auf ihn ein und drückte, als auch das nichts half, mit einer wohlüberlegten, genau dosierten Bewegung seine Finger gegen den Wundverband am Hals, bis Lorenzo die Augen verdrehte und fast in die Knie gegangen wäre. Er wehrte sich nicht mehr.
Eine Minute war um: Lorenzo nicht ohnmächtig geworden, Zeno ins Schwitzen geraten. Er winkte mich heran, übergab mir sein Jackett, hieß mich solange Lorenzo stützen und wühlte dann in einer Tüte herum. Sein Freund schwieg, er atmete scharf durch den Mund vor Schmerzen, aber er hatte jede Kratzbürstigkeit abgelegt und verstärkte, sich an mich schmiegend, den Griff um meine Hüfte.
„Es fängt mit J und F und G an, carissimo, und es hat mich jede Menge Schmiergelder gekostet, aber ich sage mir immer: Zeno, einen solchen Freund findest du nie wieder, beinahe wäre er gestorben, hätte dich in diesem beschissenen Jammertal zurück gelassen und du hättest nie wieder ein anständiges Essen in deinem ganzen gottverfluchten Leben bekommen. Also sagte ich mir, Zeno, was ist schon Geld, wenn du genau weißt, wie sich dein Prachtjunge Lorenzo freuen wird! Förmlich konnte ich dich sehen, wie ich dir das Geschenk überreiche, das Leuchten in deinen Augen, das Strahlen deines Lächelns unter deiner edlen Nase: Diese Freude, Zeno, altes Haus, ich bin dieses Geschenkes unwürdig, Staub vor deinen Füßen, würdest du erstickt murmeln und mir um den Hals fallen, mich ein Jahr lang jeden Abend zum Essen einladen, was sag ich, zwei, nein, den Rest meines Lebens.“
Ich warf einen Blick hinauf zu Lorenzos Mienenspiel und bemerkte, wie er neugierig versuchte, in Zenos Tüte hineinzuspähen. Die Schweizer Gardisten waren verstummt und belauschten interessiert die Szene.
Zeno hatte sich schwungvoll umgedreht, war zu seinem Jugo geeilt, öffnete den Wagenschlag und zerrte – einen Gitarrenkoffer hervor. Lorenzo umklammerte aufgeregt meine Hand.
„Du hast doch nicht ... du hast nicht ... Du hast!“ Seine Stimme versagte, es trieb ihm das Wasser in die Augen. Er fuhr sich mit dem Unterarm übers Gesicht.
„Ich habe! Die Gitarre von John Frusciante, die schwarze mit den psychedelischen Blüten drauf, und, jetzt kommt das Beste: sie ist handsigniert, carissimo. Und wenn du jetzt brav mit uns die Treppen hochsteigst, dann können wir sie in aller Ruhe in deiner Küche zusammen ansehen!“, triumphierte Zeno, drückte mir den Koffer in die Hand, nahm mir Lorenzo ab und begann, die Arme um seine Hüfte geschlungen, den ersten Treppenabsatz zu erklimmen.
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Rogler hielt ein Schwätzchen mit den diensthabenden Kollegen, ich saß auf den Steinstufen des Eingangs und Lorenzo, mit verschränkten Armen, im Fond des Jeeps. Ich wettete gegen mich selbst, dass Zeno es innerhalb von zwei Minuten schaffen würde, den schmollenden Kirchenfürsten zur Besinnung zu bringen und ließ das Streichholz, auf dem ich herumkaute, erwartungsvoll vom rechten in den linken Mundwinkel wandern.
Zunächst verschwand Zenos Oberkörper im Fond des Wagens, er küsste seinen Freund mehrmals auf beide Wangen und schaffte es, ihn aus dem Wagen hinaus zu bugsieren und in einer stehenden Position zu halten, den Arm locker um seine Schultern geschlungen.
Lorenzo wollte ihn unwillig abschütteln, aber Zeno redete beschwichtigend auf ihn ein und drückte, als auch das nichts half, mit einer wohlüberlegten, genau dosierten Bewegung seine Finger gegen den Wundverband am Hals, bis Lorenzo die Augen verdrehte und fast in die Knie gegangen wäre. Er wehrte sich nicht mehr.
Eine Minute war um: Lorenzo nicht ohnmächtig geworden, Zeno ins Schwitzen geraten. Er winkte mich heran, übergab mir sein Jackett, hieß mich solange Lorenzo stützen und wühlte dann in einer Tüte herum. Sein Freund schwieg, er atmete scharf durch den Mund vor Schmerzen, aber er hatte jede Kratzbürstigkeit abgelegt und verstärkte, sich an mich schmiegend, den Griff um meine Hüfte.
„Es fängt mit J und F und G an, carissimo, und es hat mich jede Menge Schmiergelder gekostet, aber ich sage mir immer: Zeno, einen solchen Freund findest du nie wieder, beinahe wäre er gestorben, hätte dich in diesem beschissenen Jammertal zurück gelassen und du hättest nie wieder ein anständiges Essen in deinem ganzen gottverfluchten Leben bekommen. Also sagte ich mir, Zeno, was ist schon Geld, wenn du genau weißt, wie sich dein Prachtjunge Lorenzo freuen wird! Förmlich konnte ich dich sehen, wie ich dir das Geschenk überreiche, das Leuchten in deinen Augen, das Strahlen deines Lächelns unter deiner edlen Nase: Diese Freude, Zeno, altes Haus, ich bin dieses Geschenkes unwürdig, Staub vor deinen Füßen, würdest du erstickt murmeln und mir um den Hals fallen, mich ein Jahr lang jeden Abend zum Essen einladen, was sag ich, zwei, nein, den Rest meines Lebens.“
Ich warf einen Blick hinauf zu Lorenzos Mienenspiel und bemerkte, wie er neugierig versuchte, in Zenos Tüte hineinzuspähen. Die Schweizer Gardisten waren verstummt und belauschten interessiert die Szene.
Zeno hatte sich schwungvoll umgedreht, war zu seinem Jugo geeilt, öffnete den Wagenschlag und zerrte – einen Gitarrenkoffer hervor. Lorenzo umklammerte aufgeregt meine Hand.
„Du hast doch nicht ... du hast nicht ... Du hast!“ Seine Stimme versagte, es trieb ihm das Wasser in die Augen. Er fuhr sich mit dem Unterarm übers Gesicht.
„Ich habe! Die Gitarre von John Frusciante, die schwarze mit den psychedelischen Blüten drauf, und, jetzt kommt das Beste: sie ist handsigniert, carissimo. Und wenn du jetzt brav mit uns die Treppen hochsteigst, dann können wir sie in aller Ruhe in deiner Küche zusammen ansehen!“, triumphierte Zeno, drückte mir den Koffer in die Hand, nahm mir Lorenzo ab und begann, die Arme um seine Hüfte geschlungen, den ersten Treppenabsatz zu erklimmen.
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ElsaLaska - 22. Mai, 16:09
Aha.