Mittwoch
Ich hatte den Grappa abgelehnt, an dem Lorenzo und Zeno sich gütlich taten und lieber noch eine Flasche Rosato geöffnet. Außerdem hatte ich mir aus Lorenzos Arbeitszimmer einen Atlas besorgt und neugierig die Nordafrika-Karte aufgeschlagen, während Zeno sich bei Lorenzo wortreich darüber beklagte, ihn nicht längst eingeweiht zu haben. Lorenzo hörte nur mit halbem Ohr hin. „Sie müssen im Osten von Algerien schauen. Sehen Sie Constantine, das ist eine größere Stadt, und dann nordwestlich nach Mila suchen ...“
Zeno verfiel derweil in einen Monolog über den misslichen Umstand, dass es sich sein Freund nun mit allen und jedem verdorben habe, eine Monografie über Opus Dei hätte seiner Meinung nach ausgereicht, dann wüsste man wenigstens, wo man die Strippenzieher zu suchen habe. Aber so!
„Ich hab’s!“, rief ich und tippte mit dem Finger auf Mila, das antike Milevum. „Das soll Ihr Bistum sein?“
„Genaugenommen sind es nicht mal Ruinen, es ist nur noch der Überrest einer Stadtmauer mit viel Sand drumherum“, erklärte Lorenzo grinsend.
„Klingt zauberhaft. Fast schon poetisch!“
„Es kommt noch besser. Einer meiner Vorgänger war päpstlicher Nuntius am Hofe von Kublai Khan, und, hier hat die Kongregation Sinn für subtilen Humor bewiesen, der manichäische Ketzer Faustus wurde um 350 dort geboren, ein ziemlich widerspenstiger Typ, der weder das Alte Testament, noch den Mythos um Jesu Geburt und seine Auferstehung anerkennen wollte. Augustinus hatte seine liebe Not mit ihm.“
Zeno klopfte ein paar Mal mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte. „Hallo? Könntest du bitte deine kirchengeschichtliche Vorlesung verschieben, ich bemühe mich, die Hintergründe eines Attentats zu klären!“
Ich klappte schuldbewusst den Atlas wieder zu und setzte mich in eine aufrechte Position.
Wenn man alle Ereignisse der letzten Zeit im Zusammenhang betrachte, fuhr Zeno schnaufend fort, weise alles auf Laurinius als Täter. Wer Casale beauftragt habe, wisse man zwar nicht; es gebe aber nur zwei Möglichkeiten: Ebenfalls Pasolini-Laurinius, oder irgendein geheimbündlerischer vatikanischer Hohlkopf, was bedeutete, dass die Identität von Anonymus aufgeflogen war.
„Und wenn Laurinius ein Laie ist, der kräftig mit einer klerikalen Loge sympathisiert?“, gab Lorenzo zu bedenken.
Zeno goss sich noch einen Schnaps ein. „Gibt es dafür Anhaltspunkte?“ Er schnüffelte genießerisch und nippte dann vornehm an seinem Glas.
„Das Brevier Lorenzos des Prächtigen! Leitmay hat doch gesagt, der Professor sei geradezu besessen von Il Magnifico!“, rief ich aufgeregt. Zeno schüttelte missmutig den Kopf. „Das ergibt doch aber keine Verbindung zu diesen Sektierern!“
„Doch, natürlich. In dem Brevier haben Lorenzo und ich lauter merkwürdige Dinge gefunden, Abbildungen von Jesus Christus und Maria Magdalena zusammen mit einem Kind, apokryphe Evangelien, das ganze Komplettprogramm der Prieuré de Sion!“
„Kannst du mir das bitte übersetzen?“, wandte sich Zeno verwirrt an seinen Freund. Lorenzo suchte nach einer bequemeren Position auf seinem Stuhl und stöhnte leise auf, als er eine falsche Bewegung machte.
„Das bedeutet, dass Laurinius höchstwahrscheinlich über sehr gute Verbindungen zur Gralsloge innerhalb der Kurie verfügt und in ihrem Interesse handelt.“
„Eh Moment, es gibt, wohlgemerkt innerhalb der Organisation der römisch-katholischen Kirche, eine Bruderschaft, die daran glaubt, dass Jesus Christus und Maria Magdalena ein Kind hatten, und die nennen sich Gralsloge?“ Zeno legte die Zigarette, die er sich in den Mund hatte stecken wollen, wieder beiseite.
„Kapitel Acht, du kannst es nachlesen!“, nickte Lorenzo.
„Dio mio!“ Zeno hieb auf den Tisch. „Dann sind das die Drecksäcke! Und Laurinius ist mir irgendeinem Großkopferten dort gut befreundet. Jetzt brauch ich nur noch Laurinius, und dann lass ich ihn so richtig schön singen!“ Zeno grinste maliziös und zückte sein Handy.
„Buona sera, Francesco, es ist schon ein bisschen spät, aber wir sollten unbedingt noch einen Grappa zusammen trinken ... Nein, das ist eine echt römische Sitte, bevor man ins Bett geht, trifft man sich immer nochmal mit Freunden auf einen schnellen Grappa, certo! ... Der hatte vorhin einen kleinen Durchhänger, sowas nimmt einem ja auch seelisch, nein, es geht ihm wieder gut, ganz der Alte ... Schön! Bis gleich dann!“
„Aber du kannst jetzt nicht gehen!“, protestierte Lorenzo, „ich brauche Hilfe nachher, ich kann mir nichtmal das Hemd selbst ausziehen!“
„Ach, die Signora ist doch da! Buona notte allerseits!“, feixte Zeno im Hinausstürmen. Wir schauten ihm wortlos hinter her.
<[113]
>[115]
<<[1]
Zeno verfiel derweil in einen Monolog über den misslichen Umstand, dass es sich sein Freund nun mit allen und jedem verdorben habe, eine Monografie über Opus Dei hätte seiner Meinung nach ausgereicht, dann wüsste man wenigstens, wo man die Strippenzieher zu suchen habe. Aber so!
„Ich hab’s!“, rief ich und tippte mit dem Finger auf Mila, das antike Milevum. „Das soll Ihr Bistum sein?“
„Genaugenommen sind es nicht mal Ruinen, es ist nur noch der Überrest einer Stadtmauer mit viel Sand drumherum“, erklärte Lorenzo grinsend.
„Klingt zauberhaft. Fast schon poetisch!“
„Es kommt noch besser. Einer meiner Vorgänger war päpstlicher Nuntius am Hofe von Kublai Khan, und, hier hat die Kongregation Sinn für subtilen Humor bewiesen, der manichäische Ketzer Faustus wurde um 350 dort geboren, ein ziemlich widerspenstiger Typ, der weder das Alte Testament, noch den Mythos um Jesu Geburt und seine Auferstehung anerkennen wollte. Augustinus hatte seine liebe Not mit ihm.“
Zeno klopfte ein paar Mal mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte. „Hallo? Könntest du bitte deine kirchengeschichtliche Vorlesung verschieben, ich bemühe mich, die Hintergründe eines Attentats zu klären!“
Ich klappte schuldbewusst den Atlas wieder zu und setzte mich in eine aufrechte Position.
Wenn man alle Ereignisse der letzten Zeit im Zusammenhang betrachte, fuhr Zeno schnaufend fort, weise alles auf Laurinius als Täter. Wer Casale beauftragt habe, wisse man zwar nicht; es gebe aber nur zwei Möglichkeiten: Ebenfalls Pasolini-Laurinius, oder irgendein geheimbündlerischer vatikanischer Hohlkopf, was bedeutete, dass die Identität von Anonymus aufgeflogen war.
„Und wenn Laurinius ein Laie ist, der kräftig mit einer klerikalen Loge sympathisiert?“, gab Lorenzo zu bedenken.
Zeno goss sich noch einen Schnaps ein. „Gibt es dafür Anhaltspunkte?“ Er schnüffelte genießerisch und nippte dann vornehm an seinem Glas.
„Das Brevier Lorenzos des Prächtigen! Leitmay hat doch gesagt, der Professor sei geradezu besessen von Il Magnifico!“, rief ich aufgeregt. Zeno schüttelte missmutig den Kopf. „Das ergibt doch aber keine Verbindung zu diesen Sektierern!“
„Doch, natürlich. In dem Brevier haben Lorenzo und ich lauter merkwürdige Dinge gefunden, Abbildungen von Jesus Christus und Maria Magdalena zusammen mit einem Kind, apokryphe Evangelien, das ganze Komplettprogramm der Prieuré de Sion!“
„Kannst du mir das bitte übersetzen?“, wandte sich Zeno verwirrt an seinen Freund. Lorenzo suchte nach einer bequemeren Position auf seinem Stuhl und stöhnte leise auf, als er eine falsche Bewegung machte.
„Das bedeutet, dass Laurinius höchstwahrscheinlich über sehr gute Verbindungen zur Gralsloge innerhalb der Kurie verfügt und in ihrem Interesse handelt.“
„Eh Moment, es gibt, wohlgemerkt innerhalb der Organisation der römisch-katholischen Kirche, eine Bruderschaft, die daran glaubt, dass Jesus Christus und Maria Magdalena ein Kind hatten, und die nennen sich Gralsloge?“ Zeno legte die Zigarette, die er sich in den Mund hatte stecken wollen, wieder beiseite.
„Kapitel Acht, du kannst es nachlesen!“, nickte Lorenzo.
„Dio mio!“ Zeno hieb auf den Tisch. „Dann sind das die Drecksäcke! Und Laurinius ist mir irgendeinem Großkopferten dort gut befreundet. Jetzt brauch ich nur noch Laurinius, und dann lass ich ihn so richtig schön singen!“ Zeno grinste maliziös und zückte sein Handy.
„Buona sera, Francesco, es ist schon ein bisschen spät, aber wir sollten unbedingt noch einen Grappa zusammen trinken ... Nein, das ist eine echt römische Sitte, bevor man ins Bett geht, trifft man sich immer nochmal mit Freunden auf einen schnellen Grappa, certo! ... Der hatte vorhin einen kleinen Durchhänger, sowas nimmt einem ja auch seelisch, nein, es geht ihm wieder gut, ganz der Alte ... Schön! Bis gleich dann!“
„Aber du kannst jetzt nicht gehen!“, protestierte Lorenzo, „ich brauche Hilfe nachher, ich kann mir nichtmal das Hemd selbst ausziehen!“
„Ach, die Signora ist doch da! Buona notte allerseits!“, feixte Zeno im Hinausstürmen. Wir schauten ihm wortlos hinter her.
<[113]
>[115]
<<[1]
ElsaLaska - 24. Mai, 22:36
Elsa...
Natürlich ...
Also ich persönlich finde ja die Tatsache, das er Titularbischof von Milevum ist hochgradig zauberhaft, das ist eigentlich der einzige Grund dafür, warum ich mich darauf freue, ihm nachher aus dem Hemd zu helfen :)
Wofür braucht er...
Naja,
Und er sollte halt mehr Einfluss haben als ein normaler Priester, aber auch noch nicht so hochgestellt wie ein Kardinal, das war eigentlich der Hintergedanke.
Und natürlich sollte er nur den Titel tragen, nicht das Amt des Bischofs, weil er ist ja, in solchen kirchenpraktischen Dingen, dann eher eine Niete :)
Laut Wikipedia...
Ich hab nur was gegen das Wort
Das ist...
Oh, Papst, fucking hell
Du brauchst...
Leitmayr ist ja wieder drin,
Nein, ich brauch kein mindmap, dein Kommentar hat mich ja erfolgreich dran erinnert und es steigt ja noch eine große Cocktailparty bei Estefanio und dann wird man schon sehen ...
Aber erstmal Klamotten ausziehen! :)