Freitag
Am nächsten Morgen weckte mich der Wecker meines Handys, obwohl ich mich nicht daran entsinnen konnte, ihn aktiviert zu haben. Ich ließ mich wieder in die Kissen zurück fallen und trug einen kurzen Kampf mit mir aus: Es würde nichts helfen, im Bett zu bleiben, irgendwann würde ich ja doch aufstehen müssen, also konnte ich es ebensogut gleich tun. Ich fuhr in eine von Lorenzos Jeans und streifte mir ein altes T-Shirt von ihm über den Kopf, Giulias Sachen waren zwar schick, aber allesamt nicht besonders bequem.
Barfuß und ungekämmt tappte ich hinüber in die Küche, um mir als erstes einen caffè zu machen, den ich dringend nötig hatte. Lorenzo war bereits wach, saß in einem Sarong und mit nacktem Oberkörper am Küchentisch und amüsierte sich über seiner Zeitung.
„Guten Morgen! Machen Sie mir auch noch einen mit?“, begrüßte er mich in aufgeräumter Stimmung. Ich nickte und unterdrückte ein Gähnen.
„Der Da Vinci-Code ist angelaufen, ich lese gerade die Kritiken.“ Er wedelte mit der Zeitung. „Stellen Sie sich vor, ein paar Jungs von Opus Dei haben ein Internetspiel dazu gemacht: gratta da vinci! Ich gehe nachher gleich online und spiele es! Überhaupt dachte ich, vielleicht könnten wir den Film zusammen ansehen? Haben Sie Lust?“
„Kann ich bitte auch welche von diesen Antidepressiva haben, die man Ihnen da verschrieben hat?“, antwortete ich schlecht gelaunt und zündete den Gasherd an. „Ins Kino gehen ist viel zu gefährlich, das ist Ihnen doch klar!“ Und dann womöglich noch Händchenhalten und Knutschen, er hatte wirklich Nerven ...
„Natürlich nicht im Kino, ich organisiere eine Privatvorführung, die Filmrollen habe ich schon vor zwei Wochen fürs Archiv angefordert, die sind sicher pünktlich gekommen. Das wäre doch eine schöne Abwechslung, was meinen Sie?“ Es gab ein hässliches Geräusch, als ich die zerbrochene Tasse aus der Spüle in den blechernen Abfalleimer pfefferte.
„Vielleicht wäre es auch eine schöne Abwechslung, wenn ich einmal wieder nach Hause fahre“, grunzte ich und drehte mich um, als ich ihn leise lachen hörte.
„Das sähe Ihnen ähnlich. Sie nähmen ohne mit der Wimper zu zucken meine Lieblingsjeans und mein Lieblings-Tshirt mit und ließen mich im Sarong, dem einzigen Kleidungsstück, das ich alleine anlegen kann, zu Estefanios Cocktailparty gehen.“
„Sie gehen mir auf die Nerven, Monsignore. Ich bin morgens nie besonders guter Stimmung, HEUTE Morgen schon gar nicht!“ Ich stellte ihm mit Nachdruck den caffè hin und versuchte, seine nackte Brust so gut es ging zu ignorieren.
„Es war sehr schön“, sagte er ruhig und häufte sich vier Löffel Zucker in das winzige Tässchen. „Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem Sie beschlossen, mich an mein Gelübde zu erinnern. Offensichtlich bin ich, was das Küssen betrifft, stärker aus der Übung, als ich dachte, - wenn Sie dabei noch klar denken konnten“, grübelte er.
„Offensichtlich!“, versetzte ich boshaft.
„Es ist, wie Sie richtig bemerkten, mein Gelübde, nicht Ihres. Woher wollen Sie wissen, dass ich es nicht schon längst gebrochen habe?“
„Netter Versuch, Lorenzo. Ich will jedenfalls nicht verantwortlich dafür sein. Deshalb tut es mir auch Leid, ich war einfach froh, dass Sie noch am Leben sind, das hat mich ... vergessen Sie’s einfach!“
„Das kann und darf ich nicht!“ Er legte mit großer Geste die Hand aufs Herz. Ich hob die Augenbrauen.
„Nicht bis zur nächsten Beichte“, ergänzte er lächelnd. „Außerdem war das der schönste Kuss seit – lassen Sie mich überlegen – fünfzehn Jahren? Der erste besser gesagt. Der schönste seit ungefähr achtunddreißig. Wo gehen Sie hin?“
„Ein Hemd holen, damit ich es Ihnen überziehen kann, und einen Knebel, damit Sie endlich den Mund halten!“
„Warten Sie mit dem Knebeln in jedem Fall, bis ich das Hemd anhabe, sonst muss ich das AUCH noch beichten!“, schrie er hinter mir her.
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Barfuß und ungekämmt tappte ich hinüber in die Küche, um mir als erstes einen caffè zu machen, den ich dringend nötig hatte. Lorenzo war bereits wach, saß in einem Sarong und mit nacktem Oberkörper am Küchentisch und amüsierte sich über seiner Zeitung.
„Guten Morgen! Machen Sie mir auch noch einen mit?“, begrüßte er mich in aufgeräumter Stimmung. Ich nickte und unterdrückte ein Gähnen.
„Der Da Vinci-Code ist angelaufen, ich lese gerade die Kritiken.“ Er wedelte mit der Zeitung. „Stellen Sie sich vor, ein paar Jungs von Opus Dei haben ein Internetspiel dazu gemacht: gratta da vinci! Ich gehe nachher gleich online und spiele es! Überhaupt dachte ich, vielleicht könnten wir den Film zusammen ansehen? Haben Sie Lust?“
„Kann ich bitte auch welche von diesen Antidepressiva haben, die man Ihnen da verschrieben hat?“, antwortete ich schlecht gelaunt und zündete den Gasherd an. „Ins Kino gehen ist viel zu gefährlich, das ist Ihnen doch klar!“ Und dann womöglich noch Händchenhalten und Knutschen, er hatte wirklich Nerven ...
„Natürlich nicht im Kino, ich organisiere eine Privatvorführung, die Filmrollen habe ich schon vor zwei Wochen fürs Archiv angefordert, die sind sicher pünktlich gekommen. Das wäre doch eine schöne Abwechslung, was meinen Sie?“ Es gab ein hässliches Geräusch, als ich die zerbrochene Tasse aus der Spüle in den blechernen Abfalleimer pfefferte.
„Vielleicht wäre es auch eine schöne Abwechslung, wenn ich einmal wieder nach Hause fahre“, grunzte ich und drehte mich um, als ich ihn leise lachen hörte.
„Das sähe Ihnen ähnlich. Sie nähmen ohne mit der Wimper zu zucken meine Lieblingsjeans und mein Lieblings-Tshirt mit und ließen mich im Sarong, dem einzigen Kleidungsstück, das ich alleine anlegen kann, zu Estefanios Cocktailparty gehen.“
„Sie gehen mir auf die Nerven, Monsignore. Ich bin morgens nie besonders guter Stimmung, HEUTE Morgen schon gar nicht!“ Ich stellte ihm mit Nachdruck den caffè hin und versuchte, seine nackte Brust so gut es ging zu ignorieren.
„Es war sehr schön“, sagte er ruhig und häufte sich vier Löffel Zucker in das winzige Tässchen. „Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem Sie beschlossen, mich an mein Gelübde zu erinnern. Offensichtlich bin ich, was das Küssen betrifft, stärker aus der Übung, als ich dachte, - wenn Sie dabei noch klar denken konnten“, grübelte er.
„Offensichtlich!“, versetzte ich boshaft.
„Es ist, wie Sie richtig bemerkten, mein Gelübde, nicht Ihres. Woher wollen Sie wissen, dass ich es nicht schon längst gebrochen habe?“
„Netter Versuch, Lorenzo. Ich will jedenfalls nicht verantwortlich dafür sein. Deshalb tut es mir auch Leid, ich war einfach froh, dass Sie noch am Leben sind, das hat mich ... vergessen Sie’s einfach!“
„Das kann und darf ich nicht!“ Er legte mit großer Geste die Hand aufs Herz. Ich hob die Augenbrauen.
„Nicht bis zur nächsten Beichte“, ergänzte er lächelnd. „Außerdem war das der schönste Kuss seit – lassen Sie mich überlegen – fünfzehn Jahren? Der erste besser gesagt. Der schönste seit ungefähr achtunddreißig. Wo gehen Sie hin?“
„Ein Hemd holen, damit ich es Ihnen überziehen kann, und einen Knebel, damit Sie endlich den Mund halten!“
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ElsaLaska - 26. Mai, 00:01