Sonntag
Aber die Liebe ist die größte unter ihnen ... Ich erkannte Franz Leitmayr, jetzt also Francesco, kaum wieder. Er trug elegante italienische Schuhe, eine mokkafarbene lässige Leinenhose, darüber ein locker fallendes tailliertes weißes Hemd und hatte sich die modische Armani-Sonnenbrille in die Stirn geschoben. Statt seines uralten schwarzen Nokia-Knochens benutzte er ein edles Designermodell von Motorola, auf das er stolz alle fünf Minuten einen Blick warf, um ja keine eingehenden Nachrichten zu verpassen. Wo er vorher ein unmelodisches, hartes Italienisch gesprochen hatte, sang er jetzt regelrecht – und er hatte seinen Wortschatz deutlich erweitern können, wie ich lächelnd bemerkte.
Sogar Lorenzo war angenehm überrascht und musste zugeben, dass die beiden ein schönes Paar abgaben. Im Übrigen waren seine Befürchtungen auch nicht eingetroffen: Weder gab es Schnitzel mit Pommes – Francesco hatte die hohe Kunst der sugo-Herstellung erlernt und wollte, angemessen nervös unter den kritischen Augen Lorenzos, eine putanesca (ohne Sardellen) zaubern – noch kam es zu ausgedehnten Knutschereien.
Ich war noch einmal ins Arbeitszimmer gegangen und hatte Lorenzos Maileingang überprüft, der Knabe von Opus Dei hatte natürlich wieder zurück gemailt.
„Löschen Sie die Mail einfach!“, sagte Lorenzo desinteressiert, während er sich über Francescos Anblick in seiner Küchenschürze amüsierte.
„Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher. Ich habe diese Pappnasen von Opus Dei endgültig satt!“
„Nanu, mein Bruder, vom Wolf zu Lämmchen? Die Opus Dei Typen zu bekriegen war doch immer dein Lieblingsvergnügen?“
„Richtig, ich habe 15 Jahre darüber verschwendet, mit Idioten zu disputieren.“
„D i e Erkenntnis ist nun nicht besonders neu, Bruderherz!“, lachte Giulia spöttisch.
„In der Tat nicht. Nur, dass ich es jetzt definitiv und absolut leid bin. Basta!“ Er machte eine energische Geste und verzog das Gesicht, weil er für einen Augenblick seine Verwundung vergessen hatte. Francesco, der damit beschäftigt war, eine Zwiebel klein zu hacken, meldete sich als erster wieder zu Wort.
„Ich kann Sie gut verstehen. So eine Verletzung verändert einiges. Als ich mich vor fünf Jahren von einer Schusswunde erholte, sah ich viele Dinge auch in ganz anderem Licht!“ Er nickte Lorenzo freundlich zu und gab die Zwiebelwürfel in ein Schüsselchen.
„Oh, Amore! Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt!“, rief Giulia aus und nahm ihn kurz in die Arme.
Lorenzo saß ganz still und hielt die Augen geschlossen. Ich drückte schnell zwei Schmerztabletten aus dem Blisterstreifen und stellte ihm ein Glas Wasser hin. Er blinzelte mich dankbar an. „Löschen Sie den Müll, bevor ich den PC zum Fenster hinaus werfe!“, flüsterte er erschöpft.
Francesco erzählte in knappen Sätzen die Geschichte einer misslungenen Verfolgungsjagd, seiner Schussverletzung und der nachfolgenden Wochen, in denen er, mit bandagiertem Bein, im Krankenhaus gelegen hatte. Nebenher röstete er die Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl an. Ein aromatischer Duft zog durch die Küche, er fügte die Pepperoni und Tomatenmark hinzu und löschte mit etwas Balsamico ab.
Ich wollte wieder zum Computer zurück gehen, da hielt mich Lorenzo nochmals auf.
„Ich habe es mir anders überlegt, schreiben Sie ihm eine Antwort und setzen Sie dann seine Mailadresse auf den Spamfilter, ja?“
„Gut“, ich zuckte mit den Schultern, „wie Sie möchten. Was soll ich also schreiben?“
„Nur einen Bibelvers, sonst nichts!“ Er musste husten, was ihm solche Schmerzen bereitete, dass ihm das Wasser in die Augen stieg. Giulia und Francesco schauten ihn bedauernd an.
„Die Tabletten helfen sicher gleich.“ Ich strich ihm sachte die Haare aus der Stirn und wartete auf weitere Anweisung.
„Schreiben Sie ...“ Ich griff mir eilig ein Stück Papier und einen Bleistift.
„Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer. Hosea, Kapitel 6, Vers 6. “
In die plötzlich eingetretene Stille hinein meldete Francescos Handy melodiös den Eingang einer SMS.
„Sauber!“, freute er sich, nachdem er das Display kontrolliert hatte. „Kollege Aurel hat Laurinius geschnappt und wendet in diesen Minuten ein paar kreative Verhörtechniken an!“
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Sogar Lorenzo war angenehm überrascht und musste zugeben, dass die beiden ein schönes Paar abgaben. Im Übrigen waren seine Befürchtungen auch nicht eingetroffen: Weder gab es Schnitzel mit Pommes – Francesco hatte die hohe Kunst der sugo-Herstellung erlernt und wollte, angemessen nervös unter den kritischen Augen Lorenzos, eine putanesca (ohne Sardellen) zaubern – noch kam es zu ausgedehnten Knutschereien.
Ich war noch einmal ins Arbeitszimmer gegangen und hatte Lorenzos Maileingang überprüft, der Knabe von Opus Dei hatte natürlich wieder zurück gemailt.
„Löschen Sie die Mail einfach!“, sagte Lorenzo desinteressiert, während er sich über Francescos Anblick in seiner Küchenschürze amüsierte.
„Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher. Ich habe diese Pappnasen von Opus Dei endgültig satt!“
„Nanu, mein Bruder, vom Wolf zu Lämmchen? Die Opus Dei Typen zu bekriegen war doch immer dein Lieblingsvergnügen?“
„Richtig, ich habe 15 Jahre darüber verschwendet, mit Idioten zu disputieren.“
„D i e Erkenntnis ist nun nicht besonders neu, Bruderherz!“, lachte Giulia spöttisch.
„In der Tat nicht. Nur, dass ich es jetzt definitiv und absolut leid bin. Basta!“ Er machte eine energische Geste und verzog das Gesicht, weil er für einen Augenblick seine Verwundung vergessen hatte. Francesco, der damit beschäftigt war, eine Zwiebel klein zu hacken, meldete sich als erster wieder zu Wort.
„Ich kann Sie gut verstehen. So eine Verletzung verändert einiges. Als ich mich vor fünf Jahren von einer Schusswunde erholte, sah ich viele Dinge auch in ganz anderem Licht!“ Er nickte Lorenzo freundlich zu und gab die Zwiebelwürfel in ein Schüsselchen.
„Oh, Amore! Davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt!“, rief Giulia aus und nahm ihn kurz in die Arme.
Lorenzo saß ganz still und hielt die Augen geschlossen. Ich drückte schnell zwei Schmerztabletten aus dem Blisterstreifen und stellte ihm ein Glas Wasser hin. Er blinzelte mich dankbar an. „Löschen Sie den Müll, bevor ich den PC zum Fenster hinaus werfe!“, flüsterte er erschöpft.
Francesco erzählte in knappen Sätzen die Geschichte einer misslungenen Verfolgungsjagd, seiner Schussverletzung und der nachfolgenden Wochen, in denen er, mit bandagiertem Bein, im Krankenhaus gelegen hatte. Nebenher röstete er die Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl an. Ein aromatischer Duft zog durch die Küche, er fügte die Pepperoni und Tomatenmark hinzu und löschte mit etwas Balsamico ab.
Ich wollte wieder zum Computer zurück gehen, da hielt mich Lorenzo nochmals auf.
„Ich habe es mir anders überlegt, schreiben Sie ihm eine Antwort und setzen Sie dann seine Mailadresse auf den Spamfilter, ja?“
„Gut“, ich zuckte mit den Schultern, „wie Sie möchten. Was soll ich also schreiben?“
„Nur einen Bibelvers, sonst nichts!“ Er musste husten, was ihm solche Schmerzen bereitete, dass ihm das Wasser in die Augen stieg. Giulia und Francesco schauten ihn bedauernd an.
„Die Tabletten helfen sicher gleich.“ Ich strich ihm sachte die Haare aus der Stirn und wartete auf weitere Anweisung.
„Schreiben Sie ...“ Ich griff mir eilig ein Stück Papier und einen Bleistift.
„Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer. Hosea, Kapitel 6, Vers 6. “
In die plötzlich eingetretene Stille hinein meldete Francescos Handy melodiös den Eingang einer SMS.
„Sauber!“, freute er sich, nachdem er das Display kontrolliert hatte. „Kollege Aurel hat Laurinius geschnappt und wendet in diesen Minuten ein paar kreative Verhörtechniken an!“
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ElsaLaska - 28. Mai, 21:39
Blister,
Was ist denn ein Cliffpurler bitte?
Blister ist schon okay,