Samstag
Vor dem Eingang zu Estefanios Wohnung hatten zwei buntuniformierte Schweizer Gardisten mit Helmen und Hellebarden Stellung bezogen. Auf den Treppenstufen brannten Windlichter in riesigen Glaszylindern. Das Esszimmer war festlich geschmückt, die Flügeltüren zum fackelbeleuchteten Innenhof weit aufgeschlagen. Um das kalte Büffet und die Bar drängten sich Männer in vollem Ornat, im Smoking, im legeren Anzug oder auch in italienischer Militäruniform. Frauen waren zwar in der Minderheit, aber ich entdeckte neben den obligatorischen repräsentativen Gattinnen sogar eine bekannte Schauspielerin. Ein Fotograf machte Blitzlichtaufnahmen, die Securityleute von der Schweizer Garde hielten sich in ihren dunkelblauen Anzügen so dezent wie möglich im Hintergrund.
Das Büffet war noch nicht eröffnet, weshalb unser Eintreten auch größtmögliches Aufsehen erregte. Giulia nahm mich am Arm und zischte mir „Corraggio!“ ins Ohr. Ich versuchte ihrem Beispiel zu folgen, aber ihr Auftritt war wesentlich souveräner als meiner. Sie vermittelte den Eindruck, in einem Sari geboren worden zu sein, als sie auf ihren Onkel zutrat, um ihn herzlich zu begrüßen. Estefanio trug Kardinalspurpur, hielt sich sehr aufrecht, und wenn er enttäuscht darüber war, dass sein Neffe in zivil erschienen war, so ließ er es sich nicht anmerken. Lorenzo war übrigens nicht der einzige. Kardinal Ratzinger trug ein todschickes weißes Dinnerjacket, das erstklassig zu seiner Haarfarbe passte; sein Sekretär machte zwar tadellose Figur in einem schwarzen Smoking mit Fliege und Einstecktuch in dem exakten Blau seiner Augenfarbe, schielte aber neidisch auf Lorenzos elegante Hüftschärpe und winkte mir freundlich zu, als er mich erkannte.
Kardinal Farnese, die Liebenswürdigkeit in Person, umarmte mich zur Begrüßung und raunte an meinem Ohr, ob die Falten meines exquisiten Gewandes gar ein süßes Geheimnis verschleierten. Ich musste ihm abschlägigen Bescheid geben und bot dabei sämtlichen Charme auf, der mir zur Verfügung stand. Wenn Lorenzo seine Ankündigung wahrmachte, würde er einen weitaus schlimmeren Schlag verkraften müssen. Ausgerechnet an einem so schönen Abend, wo er sich solche Mühe mit dem Fest gegeben hatte, dachte ich mitfühlend und nahm mir vor, noch einmal auf Lorenzo einzureden, das dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort sei, seine Pläne bekannt zu geben.
Lorenzo war bald umringt von einer Schar Kardinäle, die sich allesamt erfreut über seine fortschreitende Genesung zeigten. Giulia begrüßte einige ihr bekannte Damen und ich stand unschlüssig herum, weil ich sonst niemanden kannte.
Bis auf Rogler natürlich, der sich am Büffet postiert hatte, um den Raum besser überblicken zu können.
„Guten Abend! Mögen Sie ein Glas Champagner?“
Ich drehte mich erfreut um. Vor mir stand der Sekretär von Kardinal Ratzinger mit zwei Gläsern in der Hand.
„Wie aufmerksam! Vielen Dank!“ Ich griff strahlend nach dem Glas und genau in diesem Moment machte jemand ein Foto.
Wie die Bildunterschrift lauten würde, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Lorenzos Kommentar dazu erst recht nicht.
Mein Gegenüber bot mir galant den Arm und schlug vor, ein wenig im Garten spazieren zu gehen.
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Das Büffet war noch nicht eröffnet, weshalb unser Eintreten auch größtmögliches Aufsehen erregte. Giulia nahm mich am Arm und zischte mir „Corraggio!“ ins Ohr. Ich versuchte ihrem Beispiel zu folgen, aber ihr Auftritt war wesentlich souveräner als meiner. Sie vermittelte den Eindruck, in einem Sari geboren worden zu sein, als sie auf ihren Onkel zutrat, um ihn herzlich zu begrüßen. Estefanio trug Kardinalspurpur, hielt sich sehr aufrecht, und wenn er enttäuscht darüber war, dass sein Neffe in zivil erschienen war, so ließ er es sich nicht anmerken. Lorenzo war übrigens nicht der einzige. Kardinal Ratzinger trug ein todschickes weißes Dinnerjacket, das erstklassig zu seiner Haarfarbe passte; sein Sekretär machte zwar tadellose Figur in einem schwarzen Smoking mit Fliege und Einstecktuch in dem exakten Blau seiner Augenfarbe, schielte aber neidisch auf Lorenzos elegante Hüftschärpe und winkte mir freundlich zu, als er mich erkannte.
Kardinal Farnese, die Liebenswürdigkeit in Person, umarmte mich zur Begrüßung und raunte an meinem Ohr, ob die Falten meines exquisiten Gewandes gar ein süßes Geheimnis verschleierten. Ich musste ihm abschlägigen Bescheid geben und bot dabei sämtlichen Charme auf, der mir zur Verfügung stand. Wenn Lorenzo seine Ankündigung wahrmachte, würde er einen weitaus schlimmeren Schlag verkraften müssen. Ausgerechnet an einem so schönen Abend, wo er sich solche Mühe mit dem Fest gegeben hatte, dachte ich mitfühlend und nahm mir vor, noch einmal auf Lorenzo einzureden, das dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort sei, seine Pläne bekannt zu geben.
Lorenzo war bald umringt von einer Schar Kardinäle, die sich allesamt erfreut über seine fortschreitende Genesung zeigten. Giulia begrüßte einige ihr bekannte Damen und ich stand unschlüssig herum, weil ich sonst niemanden kannte.
Bis auf Rogler natürlich, der sich am Büffet postiert hatte, um den Raum besser überblicken zu können.
„Guten Abend! Mögen Sie ein Glas Champagner?“
Ich drehte mich erfreut um. Vor mir stand der Sekretär von Kardinal Ratzinger mit zwei Gläsern in der Hand.
„Wie aufmerksam! Vielen Dank!“ Ich griff strahlend nach dem Glas und genau in diesem Moment machte jemand ein Foto.
Wie die Bildunterschrift lauten würde, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Lorenzos Kommentar dazu erst recht nicht.
Mein Gegenüber bot mir galant den Arm und schlug vor, ein wenig im Garten spazieren zu gehen.
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ElsaLaska - 3. Jun, 23:22
und ich werde gleich einen blick in die sonntagszeitung werfen und nach dem foto fahnden. feix :-D