Das Farnese-Komplott (132)
In dieser Nacht war an Schlaf überhaupt nicht zu denken. Auf dem Petersplatz flackerten Tausende von Kerzen, die weinenden und betenden Gläubigen hielten Totenwache für ihren ermordeten Heiligen Vater, dazwischen immer wieder Reporter und Kamerateams, die Stimmungsbilder für die Nachrichtenkanäle einfangen wollten.
Nachdem sich Lorenzo mit meiner Hilfe etwas Bequemeres angezogen hatte, waren wir mit einer Flasche Wein auf die Loggia gegangen und hatten ebenfalls eine Kerze für den Santo Padre entzündet. Ich merkte, wie ich mich nach den dramatischen Ereignissen dieses Abends langsam entspannte, was sicherlich auch mit der wohltuenden Wirkung des Marche Rosso zusammenhing, die sich langsam zu entfalten begann. Aufatmend zog ich mir die Bänder aus den Haaren, strich mir die Strähnen aus der Stirn und fing Lorenzos Blick auf, der mit echter Trauer in der Stimme von seiner letzten Begegnung mit dem Pontifex berichtete, dem ein solch grauenhaftes Ende bestimmt gewesen war.
„Und jetzt ruft auch noch Kardinalsdekan Ercoletti an und ernennt mich zu seinem Assistenten für das Konklave. Ausgerechnet in der Minute, in der ich meinen Rücktritt von allen Ämtern ankündigen will. Was hätte ich tun sollen?“
Insgeheim segnete ich Kardinalsdekan Ercoletti für sein göttliches timing, dem die Kurie verdankte, dass es nicht noch zu einem weiteren Mord an einem ihrer Mitglieder gekommen war. Nach dem Telefonat hatte sich die Stimmung in Lorenzos Küche deutlich verbessert, Michele hatte gratuliert, Estefanio sich voller Genugtuung an einem imaginären Kinnbart gezupft. Giulia war es, die darauf verwiesen hatte, dass Lorenzo nun Ruhe brauche und zum Aufbruch mahnte. Händeschütteln, Umarmungen, erleichterte Mienen. Vor allem bei mir und Giulia.
„Kann Michele wirklich dafür sorgen, dass Estefanio Papst wird?“, fragte ich, ohne weiter auf ihn einzugehen.
„Ist das alles, was Sie im Moment umtreibt?“ Lorenzo hob in einer Mischung aus Erstaunen und Enttäuschung die Brauen.
„Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen ausrede, Ercoletti zu assistieren?“
„Nun, vielleicht nicht gerade das, aber um ehrlich zu sein-“
Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. „In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass Sie sich mehr und mehr in eine fixe Idee verrennen, was die Situation zwischen uns beiden anbetrifft.“
Ich nahm einen kräftigen Schluck Wein.
Irgendwo unten auf der Piazza San Ufficio balgten sich lautstark zwei liebeskranke Kater um eine Kätzin und setzten sich gegen das Gemurmel durch, das vom Petersplatz heraufstieg.
„Das müssen Sie mir jetzt schon genauer erklären“, erwiderte Lorenzo mit unverwandtem Blick.
Ich schlug die Augen nieder. „Ich wüsste nicht, was es da zu erklären gäbe. Soll ich vielleicht bei den Bienen und den Blumen anfangen? Sie sind ein Mann und ich bin eine Frau. Ganz einfach. Oder vielleicht ist das ja das Komplizierte daran. Zugegeben, wir hätten schon längst eine aufregende Nacht miteinander verbringen können. Ich säße in den Marken, Sie hier, und wir würden uns nicht einmal mehr daran erinnern, wie der andere mit Vornamen hieß.“
„Wenn Sie mir in die Augen schauen könnten, während Sie dieses zugebenermaßen in Teilen recht reizvolle Szenario entwerfen, würde ich Ihnen Ihren Gleichmut sogar abnehmen.“ Er streckte die Hand aus, fasste mich zärtlich im Genick und zwang mich so, ihn anzusehen. Er lächelte.
„Tun Sie das nicht! Ich warne Sie-“, protestierte ich, aber er verschloss mir die Lippen mit einem sanften, immer fordernder werdenden Kuss. Den ich so hemmungslos genoss, dass ich ihm in derselben Sekunde, als ich endlich wieder zu Atem kam, wutentbrannt eine schallende Ohrfeige versetzte.
Lorenzo hielt sich triumphierend die Wange.
„Das sieht nun ganz und gar nicht danach aus, als ob Sie während des Konklaves meinen Vornamen vergessen würden, selbst ohne die aufregende Nacht! Schlafen Sie gut!“
<[131]
>[133]
<<[1]
Nachdem sich Lorenzo mit meiner Hilfe etwas Bequemeres angezogen hatte, waren wir mit einer Flasche Wein auf die Loggia gegangen und hatten ebenfalls eine Kerze für den Santo Padre entzündet. Ich merkte, wie ich mich nach den dramatischen Ereignissen dieses Abends langsam entspannte, was sicherlich auch mit der wohltuenden Wirkung des Marche Rosso zusammenhing, die sich langsam zu entfalten begann. Aufatmend zog ich mir die Bänder aus den Haaren, strich mir die Strähnen aus der Stirn und fing Lorenzos Blick auf, der mit echter Trauer in der Stimme von seiner letzten Begegnung mit dem Pontifex berichtete, dem ein solch grauenhaftes Ende bestimmt gewesen war.
„Und jetzt ruft auch noch Kardinalsdekan Ercoletti an und ernennt mich zu seinem Assistenten für das Konklave. Ausgerechnet in der Minute, in der ich meinen Rücktritt von allen Ämtern ankündigen will. Was hätte ich tun sollen?“
Insgeheim segnete ich Kardinalsdekan Ercoletti für sein göttliches timing, dem die Kurie verdankte, dass es nicht noch zu einem weiteren Mord an einem ihrer Mitglieder gekommen war. Nach dem Telefonat hatte sich die Stimmung in Lorenzos Küche deutlich verbessert, Michele hatte gratuliert, Estefanio sich voller Genugtuung an einem imaginären Kinnbart gezupft. Giulia war es, die darauf verwiesen hatte, dass Lorenzo nun Ruhe brauche und zum Aufbruch mahnte. Händeschütteln, Umarmungen, erleichterte Mienen. Vor allem bei mir und Giulia.
„Kann Michele wirklich dafür sorgen, dass Estefanio Papst wird?“, fragte ich, ohne weiter auf ihn einzugehen.
„Ist das alles, was Sie im Moment umtreibt?“ Lorenzo hob in einer Mischung aus Erstaunen und Enttäuschung die Brauen.
„Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen ausrede, Ercoletti zu assistieren?“
„Nun, vielleicht nicht gerade das, aber um ehrlich zu sein-“
Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. „In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass Sie sich mehr und mehr in eine fixe Idee verrennen, was die Situation zwischen uns beiden anbetrifft.“
Ich nahm einen kräftigen Schluck Wein.
Irgendwo unten auf der Piazza San Ufficio balgten sich lautstark zwei liebeskranke Kater um eine Kätzin und setzten sich gegen das Gemurmel durch, das vom Petersplatz heraufstieg.
„Das müssen Sie mir jetzt schon genauer erklären“, erwiderte Lorenzo mit unverwandtem Blick.
Ich schlug die Augen nieder. „Ich wüsste nicht, was es da zu erklären gäbe. Soll ich vielleicht bei den Bienen und den Blumen anfangen? Sie sind ein Mann und ich bin eine Frau. Ganz einfach. Oder vielleicht ist das ja das Komplizierte daran. Zugegeben, wir hätten schon längst eine aufregende Nacht miteinander verbringen können. Ich säße in den Marken, Sie hier, und wir würden uns nicht einmal mehr daran erinnern, wie der andere mit Vornamen hieß.“
„Wenn Sie mir in die Augen schauen könnten, während Sie dieses zugebenermaßen in Teilen recht reizvolle Szenario entwerfen, würde ich Ihnen Ihren Gleichmut sogar abnehmen.“ Er streckte die Hand aus, fasste mich zärtlich im Genick und zwang mich so, ihn anzusehen. Er lächelte.
„Tun Sie das nicht! Ich warne Sie-“, protestierte ich, aber er verschloss mir die Lippen mit einem sanften, immer fordernder werdenden Kuss. Den ich so hemmungslos genoss, dass ich ihm in derselben Sekunde, als ich endlich wieder zu Atem kam, wutentbrannt eine schallende Ohrfeige versetzte.
Lorenzo hielt sich triumphierend die Wange.
„Das sieht nun ganz und gar nicht danach aus, als ob Sie während des Konklaves meinen Vornamen vergessen würden, selbst ohne die aufregende Nacht! Schlafen Sie gut!“
<[131]
>[133]
<<[1]
ElsaLaska - 20. Jun, 01:21
Manno, Elsa!
Kätzin gefällt mir übrigens irgendwie.
"Mei is des liab!"