Das Farnese-Komplott (135)
Zeno war mit je einer Kiste Verdicchio und Rosso Conero angelandet, den Verdicchio hatten wir bereits kalt gestellt, die Flasche Limoncello mitsamt drei Gläsern ins Eisfach gelegt. Von der pasta fredda, die wir auf der Loggia genossen, nahm er noch drei Mal Nachschlag, wir hatten Wasser dazu getrunken, nach dem Essen war der Verdicchio soweit gekühlt, dass wir ihn guten Gewissens öffnen konnten. Lorenzo hatte eine SMS geschickt, dass er gemeinsam mit dem Kardinalsdekan und dem Camerlengo Mittag essen würde, wir sollten auf keinen Fall auf ihn warten.
„Haben Sie schon mit Bianca gesprochen?“
„Sagen wir, Sie hat mit mir gesprochen. Ich werde bei ihr unterkommen, das ist überhaupt kein Problem“ , erläuterte ich und zündete mir eine Zigarette an.
„Perfetto. Ihr alter Palazzo am Tiber ist vielleicht nicht besonders komfortabel, aber sehr atmosphärisch. Der ehemalige Alterssitz einer Farnese-Gespielin, sehr renaissance, sehr viel ambiente. Es wird Ihnen gefallen. Ich werde schauen, dass sie mich ebenfalls unter ihre Fittiche nimmt und dort einquartiert. Das Konklave wird dieses Mal sehr hart werden. Bianca kann nicht mal ein Ei kochen, und Lorenzo fällt ja solange aus ... Ihre pasta fredda war übrigens ein Gedicht, wenn Sie also ... die Lücke füllten, könnte es doch noch ganz annehmlich werden, solange die Sedisvakanz andauert ....“ Zeno schaute mich aufmunternd an.
„Farnese hier, Farnese da. Wir werden bestimmt einen Farnese-Papst bekommen und stellen Sie sich vor, ich werde dann mit dem Heiligen Vater verwandt sein. Vor zwei Monaten wollte ich ein Bild für über den Kamin kaufen, heute bin ich Verwandte des kommenden Papstes, besitze ein Appartment auf Santorin, eine Burg in Schottland, einen Wehrturm in den Marken und ein Palazzo in Rom. Ich darf die Lilien im Wappen führen und die Farben der Farnese tragen. Elsa Farnese. Wie klingt das?“
Zeno setzte bass erstaunt sein Glas ab. „Er hat Ihnen einen Heiratsantrag gemacht? Ich halte große Stücke auf Lorenzo, aber dass er coglioni così hat ... Mamma mia!!!“
„BITTE! Bianca will mich adoptieren, Lorenzo hat gar nichts gemacht“, oder naja, wie man es sah, fügte ich im Stillen hinzu.
„Nun, achso. Irgendwie schade, nicht? Andererseits, dann gehören Sie ja zur Familie ... Was Ihnen nicht zu gefallen scheint, wenn ich Ihren Gesichtsausdruck richtig interpretiere ...“
„Doch doch, das ist wunderbar. Die Farnese! Die Tradition! Die Geschichte Italiens! Die Geschichte der Kurie! All die Frauen und die Männer, und ich also nun mittendrin. Möchten Sie auch einen Grappa? Mir ist irgendwie nicht ganz wohl ...“
Zeno nickte eifrig. Ich schenkte uns großzügig ein.
„Aber alles begann damit, dass ich ein Bild kaufen wollte und man auf mich geschossen hat. Was haben Sie herausgefunden?“
Zeno ließ sich Zeit, er schnuffelte andächtig an seinem Grappa, lockerte sich den Hemdkragen, machte eine Bemerkung über die üppige Blüte des Olivenbäumchens im Terrakottatopf hinter ihm und checkte schließlich das Display seines Handys. „Kurz gesagt, die Schüsse auf Sie in Madonnina waren wirklich ein Jagdunfall, Laurinius hat damit nichts zu tun. Die Bombe in meinem Auto, schon eher. Laurinius hat irgendeinen Faschisten engagiert, ich bin noch auf seiner Spur, der eine persönliche Rechnung mit mir offen hatte. Nun, Laurinius nutzte also unsere Verwirrung und die Gunst der Stunde, um sich das Bild zurückzuklauen. Ein übermaltes Original, das nie in den Handel kommen sollte. Ein Versehen also. Ein Fehler seinerseits. Mit – äh, äußerst unangenehmen Folgen für mich und für uns alle. Das habe ich ihm auch ziemlich plausibel gemacht, und zwar nicht nur mit gesetzten Worten, wie Sie sich vielleicht denken können.“ Zeno grinste in sich hinein.
„Und der Einbruch bei mir?“
„Nur der Vollständigkeit halber geschehen, damit der Diebstahl von Lorenzos Bild nicht so sehr ins Gewicht fiel. Stümperei. Auch das habe ich dieser Kakerlake nachdrücklich kommuniziert. Hehe.“ Zeno lehnte sich zufrieden zurück und nippte an seinem Grappa.
„Aber was ist mit den Überfällen auf Estefanio und Lorenzo? Die Schüsse in Ostia Antica? Er h a t t e doch bereits, was er wollte?“
„Das ist einerseits richtig“, Zenos Augen wurden trübe, er begann, nach Worten zu suchen und ich bemerkte, dass ihm nicht mehr ganz wohl in der Haut war.
„Andererseits ... Laurinius hat natürlich Kontakte zu allen möglichen Subjekten, hm, er hat Beziehungen ebenso zur Mafia wie natürlich zu den höchsten kirchlichen Kreisen, was sich alles in allem auch nicht ausschließt.“ Er schenkte sich kurzerhand noch einen Grappa ein und ich bemerkte, dass seine Hand dabei zitterte.
„Nun reden Sie nicht um den heißen Brei herum! Was haben Sie herausgefunden?“, fragte ich mit ernster Miene. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ich schob ihm meine Zigaretten hin.
„Was diese Dinge anbetrifft, so hat Laurinius sie zwar eingefädelt, aber im Auftrag irgendeines capos, der vermutlich im Vatikan sitzt oder dort ziemlich viel zu melden hat. Das war jetzt die gute Nachricht. Und mehr hab ich aus ihm auch nicht herausgebracht. Die schlechte Nachricht, und das ist etwas, was ich mir aufgrund sämtlicher Informationen, die ich aus ihm herauspressen konnte, zusammengereimt habe, besteht darin, dass dieser unbekannte fädenziehende capo an nichts mehr interessiert ist, als-“
„Den Heiligen Vater zu ermorden?“ Ich ließ entsetzt mein Glas sinken.
„Darüber habe ich noch keine Gewissheit, aber ich lasse es in meine Überlegungen einfließen. Nein, Sie selbst sind in Gefahr. Und das, wie ich aus gutem Grund glaube, aufgrund Ihrer Beziehung zu Lorenzo.“
„Es gibt keine Beziehung zwischen Lorenzo und mir“, erwiderte ich eisig.
„An anderer Stelle ist man da offensichtlich gegensätzlicher Meinung“, antwortete Zeno, stand auf und stützte sich schwer auf die Brüstung der Loggia.
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„Haben Sie schon mit Bianca gesprochen?“
„Sagen wir, Sie hat mit mir gesprochen. Ich werde bei ihr unterkommen, das ist überhaupt kein Problem“ , erläuterte ich und zündete mir eine Zigarette an.
„Perfetto. Ihr alter Palazzo am Tiber ist vielleicht nicht besonders komfortabel, aber sehr atmosphärisch. Der ehemalige Alterssitz einer Farnese-Gespielin, sehr renaissance, sehr viel ambiente. Es wird Ihnen gefallen. Ich werde schauen, dass sie mich ebenfalls unter ihre Fittiche nimmt und dort einquartiert. Das Konklave wird dieses Mal sehr hart werden. Bianca kann nicht mal ein Ei kochen, und Lorenzo fällt ja solange aus ... Ihre pasta fredda war übrigens ein Gedicht, wenn Sie also ... die Lücke füllten, könnte es doch noch ganz annehmlich werden, solange die Sedisvakanz andauert ....“ Zeno schaute mich aufmunternd an.
„Farnese hier, Farnese da. Wir werden bestimmt einen Farnese-Papst bekommen und stellen Sie sich vor, ich werde dann mit dem Heiligen Vater verwandt sein. Vor zwei Monaten wollte ich ein Bild für über den Kamin kaufen, heute bin ich Verwandte des kommenden Papstes, besitze ein Appartment auf Santorin, eine Burg in Schottland, einen Wehrturm in den Marken und ein Palazzo in Rom. Ich darf die Lilien im Wappen führen und die Farben der Farnese tragen. Elsa Farnese. Wie klingt das?“
Zeno setzte bass erstaunt sein Glas ab. „Er hat Ihnen einen Heiratsantrag gemacht? Ich halte große Stücke auf Lorenzo, aber dass er coglioni così hat ... Mamma mia!!!“
„BITTE! Bianca will mich adoptieren, Lorenzo hat gar nichts gemacht“, oder naja, wie man es sah, fügte ich im Stillen hinzu.
„Nun, achso. Irgendwie schade, nicht? Andererseits, dann gehören Sie ja zur Familie ... Was Ihnen nicht zu gefallen scheint, wenn ich Ihren Gesichtsausdruck richtig interpretiere ...“
„Doch doch, das ist wunderbar. Die Farnese! Die Tradition! Die Geschichte Italiens! Die Geschichte der Kurie! All die Frauen und die Männer, und ich also nun mittendrin. Möchten Sie auch einen Grappa? Mir ist irgendwie nicht ganz wohl ...“
Zeno nickte eifrig. Ich schenkte uns großzügig ein.
„Aber alles begann damit, dass ich ein Bild kaufen wollte und man auf mich geschossen hat. Was haben Sie herausgefunden?“
Zeno ließ sich Zeit, er schnuffelte andächtig an seinem Grappa, lockerte sich den Hemdkragen, machte eine Bemerkung über die üppige Blüte des Olivenbäumchens im Terrakottatopf hinter ihm und checkte schließlich das Display seines Handys. „Kurz gesagt, die Schüsse auf Sie in Madonnina waren wirklich ein Jagdunfall, Laurinius hat damit nichts zu tun. Die Bombe in meinem Auto, schon eher. Laurinius hat irgendeinen Faschisten engagiert, ich bin noch auf seiner Spur, der eine persönliche Rechnung mit mir offen hatte. Nun, Laurinius nutzte also unsere Verwirrung und die Gunst der Stunde, um sich das Bild zurückzuklauen. Ein übermaltes Original, das nie in den Handel kommen sollte. Ein Versehen also. Ein Fehler seinerseits. Mit – äh, äußerst unangenehmen Folgen für mich und für uns alle. Das habe ich ihm auch ziemlich plausibel gemacht, und zwar nicht nur mit gesetzten Worten, wie Sie sich vielleicht denken können.“ Zeno grinste in sich hinein.
„Und der Einbruch bei mir?“
„Nur der Vollständigkeit halber geschehen, damit der Diebstahl von Lorenzos Bild nicht so sehr ins Gewicht fiel. Stümperei. Auch das habe ich dieser Kakerlake nachdrücklich kommuniziert. Hehe.“ Zeno lehnte sich zufrieden zurück und nippte an seinem Grappa.
„Aber was ist mit den Überfällen auf Estefanio und Lorenzo? Die Schüsse in Ostia Antica? Er h a t t e doch bereits, was er wollte?“
„Das ist einerseits richtig“, Zenos Augen wurden trübe, er begann, nach Worten zu suchen und ich bemerkte, dass ihm nicht mehr ganz wohl in der Haut war.
„Andererseits ... Laurinius hat natürlich Kontakte zu allen möglichen Subjekten, hm, er hat Beziehungen ebenso zur Mafia wie natürlich zu den höchsten kirchlichen Kreisen, was sich alles in allem auch nicht ausschließt.“ Er schenkte sich kurzerhand noch einen Grappa ein und ich bemerkte, dass seine Hand dabei zitterte.
„Nun reden Sie nicht um den heißen Brei herum! Was haben Sie herausgefunden?“, fragte ich mit ernster Miene. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ich schob ihm meine Zigaretten hin.
„Was diese Dinge anbetrifft, so hat Laurinius sie zwar eingefädelt, aber im Auftrag irgendeines capos, der vermutlich im Vatikan sitzt oder dort ziemlich viel zu melden hat. Das war jetzt die gute Nachricht. Und mehr hab ich aus ihm auch nicht herausgebracht. Die schlechte Nachricht, und das ist etwas, was ich mir aufgrund sämtlicher Informationen, die ich aus ihm herauspressen konnte, zusammengereimt habe, besteht darin, dass dieser unbekannte fädenziehende capo an nichts mehr interessiert ist, als-“
„Den Heiligen Vater zu ermorden?“ Ich ließ entsetzt mein Glas sinken.
„Darüber habe ich noch keine Gewissheit, aber ich lasse es in meine Überlegungen einfließen. Nein, Sie selbst sind in Gefahr. Und das, wie ich aus gutem Grund glaube, aufgrund Ihrer Beziehung zu Lorenzo.“
„Es gibt keine Beziehung zwischen Lorenzo und mir“, erwiderte ich eisig.
„An anderer Stelle ist man da offensichtlich gegensätzlicher Meinung“, antwortete Zeno, stand auf und stützte sich schwer auf die Brüstung der Loggia.
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ElsaLaska - 23. Jun, 23:46
wie immer spannend. und bianca will elsa adopiteren????? hab ich das überlesen? hä?? wieso? wegen dem fluch???? ich geh schnell nachlesen.... grinsgruss