Das Farnese-Komplott (137)
Ich kannte das sonst nur aus Filmen, aber zu Biancas Wohnung kam man tatsächlich nur, wenn man einen speziellen Schlüssel benutzte in einem Fahrstuhl ohne Stockwerkstasten, der von der Tiefgarage aus abfuhr.
Es war ein verdammt altes Gebäude. Das modernste daran war – neben dem Fahrstuhl – der Fußbodenbelag, und der war vorneweg dreihundert Jahre alt.
Ochsenblutfarbene bucklige Cotto-Fliesen sorgten dafür, dass ich das Gefühl hatte, über das Deck eines schlingernden Schiffes zu laufen anstatt über den Fußboden einer anständigen Penthousewohnung. In der Lobby standen erdfarbene Bodenvasen angefüllt mit gelblich-weißen Franigpani-Blüten, die einen betörenden Duft verströmten. Den Duft von Frangipani hatte ich das letzte Mal auf Bali geschnuppert, es musste ein Vermögen gekostet haben, die kostbaren Zweige nach Rom einzufliegen und natürlich waren sie perfekt und erlesen arrangiert in den Vasen, die Ton in Ton mit dem Wappen der Farnese verziert waren.
Die Lobby ging nahtlos in einen riesigen Raum über, der sowohl als Küche, Esszimmer und Wohnzimmer zugleich diente und der sich wiederum nach vorne zu einer teils beschirmten Dachterrasse öffnete, die wahrhaft gigantische Ausmaße besaß und deren größter Teil von einem Swimming-Pool mit Bar eingenommen wurde. Von diesem riesigen zentralen Raum gingen die Schlafzimmer ab, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Bianca zog gemächlich ihre Runden in dem fast zwanzig Meter langen Becken und behielt dabei die Leinwand im Auge, auf der per Videobeamer eine Nonstopsendung von NTV über das Attentat und die Vorbereitungen für das Konklave zu sehen waren. Sie schwamm ohne Badeanzug oder Badehose wie ich feststellte, als ich näher an den Beckenrand trat und ihr zuwinkte.
„Komm rein, ich mach uns einen Caipirinha, es ist so verdammt heiß die letzten Tage gewesen, na komm, es ist eine herrliche Erfrischung!“
Ich zögerte einen Moment lang, aber dann ließ ich meine Sporttasche fallen, schälte mich aus den verschwitzten Klamotten und ließ mich aufseuzend in das angenehm temperierte Wasser sinken. Ich schwamm mit fünf sechs Zügen zur Poolbar und ließ mir von Bianca, die ihre tropfnassen grauen Haare zu einer Schnecke hochgedreht hatte, einen Caipirinha mit viel Eis servieren.
Irgendwo in den weitläufigen Hallen ihrer Penthousewohnung klingelte das Telefon.
„Willst du nicht rangehen?“, wollte ich wissen, während ich dankbar mein Glas entgegennahm und mithilfe des Strohhalms begann, die Limettenstücke zu zerdrücken.
„Das ist eh wieder nur Lorenzo, cara, er hat heute Abend schon ungefähr fünf Mal angerufen und jedes Mal hat er gefragt, ob er dich sprechen könnte!“, merkte Bianca an, während sie lautstark an ihrem Strohhalm nuckelte. „Kann er?“
„Er kann nicht!“, beschied ich, was Bianca zu einem zustimmenden Kopfnicken animierte. „Certo kann er nicht. Er soll seine eigenen Angelegenheiten ordnen. Das Konklave leiten, bella figura auf NTV machen bei den Exerzitien, seinem Onkel beistehen, danach sehen wir weiter. Ist es nicht so?“
Sie setzte, ohne meine Antwort abzuwarten, ihr Glas ab und stieß sich vom Beckenrand ab, um ein paar Schwimmzüge zu kraulen.
Ich schaute ihr bewundernd hinterher und folgte ihr dann mit anfängerhaften Brustschwimmzügen. Bianca tauchte ab, durchmaß das Becken unter Wasser mit zehn fünfzehn Stößen und erschien dann wieder unvermittelt am äußersten Rand des Pools.
„Nichts taugt gegen die Hitze so sehr wie eine kleine Schwimmpartie, cara. Mein Haus ist auch dein Haus, bitte vergiss das nicht.“
„Du hast keine anderen Sorgen, Tante, oder? Wer wird Papst? Wie wird der Vatikan mit dieser Katastrophe klarkommen? Was werden Lorenzo und Estefanio unternehmen?“
Bianca deutete stumm auf die riesige Leinwand, auf der Estefanio in vollem Ornat gerade ein Interview gab, hinter ihm, beflissen, das Mikro zurechtrückend, Lorenzo in ebenfalls zeremonieller Kleidung.
„Wie findest du ihn? Ganz der Sohn seines Vaters, nicht wahr?“, ätzte sie und glitt zu ihrem Cocktailglas, um einen kräftigen Schluck zu nehmen.
Ich schwieg, stieg aus dem Becken, trocknete mich sorgfältig ab und ließ mir mein Schlafzimmer zeigen.
Ich war müde. Am liebsten hätte ich mit Bianca noch ein oder zwei Drinks genommen, aber kaum hatte ich mich auf dem komfortablen gemauerten Bett ausgestreckt, waren mir auch schon die Augen zugefallen. Ich stieg die Katakomben des Vatikans hinab, gelangte in die Kammer der Träume und es entspann sich ein Traumgeschehen, das ich selbst nach dem ich mein Bewusstsein wieder erlangt hatte, nicht entwirren konnte.
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Es war ein verdammt altes Gebäude. Das modernste daran war – neben dem Fahrstuhl – der Fußbodenbelag, und der war vorneweg dreihundert Jahre alt.
Ochsenblutfarbene bucklige Cotto-Fliesen sorgten dafür, dass ich das Gefühl hatte, über das Deck eines schlingernden Schiffes zu laufen anstatt über den Fußboden einer anständigen Penthousewohnung. In der Lobby standen erdfarbene Bodenvasen angefüllt mit gelblich-weißen Franigpani-Blüten, die einen betörenden Duft verströmten. Den Duft von Frangipani hatte ich das letzte Mal auf Bali geschnuppert, es musste ein Vermögen gekostet haben, die kostbaren Zweige nach Rom einzufliegen und natürlich waren sie perfekt und erlesen arrangiert in den Vasen, die Ton in Ton mit dem Wappen der Farnese verziert waren.
Die Lobby ging nahtlos in einen riesigen Raum über, der sowohl als Küche, Esszimmer und Wohnzimmer zugleich diente und der sich wiederum nach vorne zu einer teils beschirmten Dachterrasse öffnete, die wahrhaft gigantische Ausmaße besaß und deren größter Teil von einem Swimming-Pool mit Bar eingenommen wurde. Von diesem riesigen zentralen Raum gingen die Schlafzimmer ab, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Bianca zog gemächlich ihre Runden in dem fast zwanzig Meter langen Becken und behielt dabei die Leinwand im Auge, auf der per Videobeamer eine Nonstopsendung von NTV über das Attentat und die Vorbereitungen für das Konklave zu sehen waren. Sie schwamm ohne Badeanzug oder Badehose wie ich feststellte, als ich näher an den Beckenrand trat und ihr zuwinkte.
„Komm rein, ich mach uns einen Caipirinha, es ist so verdammt heiß die letzten Tage gewesen, na komm, es ist eine herrliche Erfrischung!“
Ich zögerte einen Moment lang, aber dann ließ ich meine Sporttasche fallen, schälte mich aus den verschwitzten Klamotten und ließ mich aufseuzend in das angenehm temperierte Wasser sinken. Ich schwamm mit fünf sechs Zügen zur Poolbar und ließ mir von Bianca, die ihre tropfnassen grauen Haare zu einer Schnecke hochgedreht hatte, einen Caipirinha mit viel Eis servieren.
Irgendwo in den weitläufigen Hallen ihrer Penthousewohnung klingelte das Telefon.
„Willst du nicht rangehen?“, wollte ich wissen, während ich dankbar mein Glas entgegennahm und mithilfe des Strohhalms begann, die Limettenstücke zu zerdrücken.
„Das ist eh wieder nur Lorenzo, cara, er hat heute Abend schon ungefähr fünf Mal angerufen und jedes Mal hat er gefragt, ob er dich sprechen könnte!“, merkte Bianca an, während sie lautstark an ihrem Strohhalm nuckelte. „Kann er?“
„Er kann nicht!“, beschied ich, was Bianca zu einem zustimmenden Kopfnicken animierte. „Certo kann er nicht. Er soll seine eigenen Angelegenheiten ordnen. Das Konklave leiten, bella figura auf NTV machen bei den Exerzitien, seinem Onkel beistehen, danach sehen wir weiter. Ist es nicht so?“
Sie setzte, ohne meine Antwort abzuwarten, ihr Glas ab und stieß sich vom Beckenrand ab, um ein paar Schwimmzüge zu kraulen.
Ich schaute ihr bewundernd hinterher und folgte ihr dann mit anfängerhaften Brustschwimmzügen. Bianca tauchte ab, durchmaß das Becken unter Wasser mit zehn fünfzehn Stößen und erschien dann wieder unvermittelt am äußersten Rand des Pools.
„Nichts taugt gegen die Hitze so sehr wie eine kleine Schwimmpartie, cara. Mein Haus ist auch dein Haus, bitte vergiss das nicht.“
„Du hast keine anderen Sorgen, Tante, oder? Wer wird Papst? Wie wird der Vatikan mit dieser Katastrophe klarkommen? Was werden Lorenzo und Estefanio unternehmen?“
Bianca deutete stumm auf die riesige Leinwand, auf der Estefanio in vollem Ornat gerade ein Interview gab, hinter ihm, beflissen, das Mikro zurechtrückend, Lorenzo in ebenfalls zeremonieller Kleidung.
„Wie findest du ihn? Ganz der Sohn seines Vaters, nicht wahr?“, ätzte sie und glitt zu ihrem Cocktailglas, um einen kräftigen Schluck zu nehmen.
Ich schwieg, stieg aus dem Becken, trocknete mich sorgfältig ab und ließ mir mein Schlafzimmer zeigen.
Ich war müde. Am liebsten hätte ich mit Bianca noch ein oder zwei Drinks genommen, aber kaum hatte ich mich auf dem komfortablen gemauerten Bett ausgestreckt, waren mir auch schon die Augen zugefallen. Ich stieg die Katakomben des Vatikans hinab, gelangte in die Kammer der Träume und es entspann sich ein Traumgeschehen, das ich selbst nach dem ich mein Bewusstsein wieder erlangt hatte, nicht entwirren konnte.
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ElsaLaska - 16. Jul, 23:37
Welche . . .