Das Farnese-Komplott [145]
Sobald die Nachricht vom aufsteigenden weißen Rauch die Runde gemacht hatte, kam der Verkehr in Roms Innenstadt vollständig zum erliegen. Die Kameras sämtlicher TV-Sender dieser Erde schwenkten von der Sixtinischen Kapelle zur Mittelloggia des Petersdoms. Immer mehr Menschen strömten auf die Piazza San Pietro, sie schwenkten Fahnen, Transparente, trugen ihre Kinder auf den Schultern und umarmten die diensthabenden Polizisten, die, in gelöster Stimmung aber durchaus wachsam, über den Platz patrouillierten.
Erwartungsvolle Stille breitete sich aus.
Giulia hatte angefangen, an ihrem Daumennagel zu knabbern, Bianca saß mit überkreuzten Beinen völlig regungslos. Ladislav und Francesco hatten sich Zigarillos angesteckt und pafften schweigend vor sich hin.
Endlich betrat eine Gruppe von Klerikern die Loggia, prüfte das Mikrofon und trat schließlich beiseite, um einem einzelnen, hochgewachsenen und dunkelhaarigen Mann Platz zu machen - Lorenzo - der mit fester und klarer Stimme ein Dankgebet intonierte.
"Dass mich der Teufel hole!" Zeno sprang auf und kniete sich vor den Bildschirm. "Lorenzo ist doch kein Kardinalsdiakon! Die haben Ratzinger gewählt, das Habemus papam wäre seine Aufgabe gewesen!"
Bianca hob gebieterisch die Hand. Zeno verstummte unter gemurmeltem Protest.
Sein Freund strich sich derweil mit einer typischen, mir sehr vertrauten Geste die Haare aus der Stirn, holte tief Luft, den Blick auf einen Punkt am Horizont gerichtet und sprach langsam und konzentriert die traditionelle Formel:
"Annuntio vobis gaudium magnum!"
Wieder ein tiefer Atemzug, dann breitete er mit großer Geste die Arme aus. "Habemus papam!"
Im weichen, italienisch gefärbten Latein fuhr er, nachdem sich der Jubel der Menge wieder gelegt hatte, eindringlich fort: "Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum Estefanium Sanctae Romanae Ecclesia Cardinalem Farnese-" Nur ein kurzes Blinzeln verriet seine tiefe Bewegung, während im Hintergrund schon Estefanio die Loggia betrat, gekleidet in ein weißes Gewand, die kostbare Stola mit den Bildnissen von Petrus und Paulus bestickt um die Schultern.
"-qui sibi nomen imposuit - Petrus II.!"
Das Glas, das Bianca umfaßt gehalten hatte, zersprang in tausend Scherben. "Bei allen Hunden der Hölle! Hat der alte Trottel denn völlig den Verstand verloren?"
"Die Prophezeiung des Malachias! Der letzte verheißene Papst!" Ladislav bekreuzigte sich dreimal hintereinander, während Giulia den Kopf in Händen vergrub und leise wimmerte.
"Dann wird die Sieben-Hügel-Stadt zerstört werden und der furchtbare Richter wird sein Volk richten", zitierte Ladislav auf meinen verstörten Blick hin. "Mit Petrus II. endet die Reihe der künftigen Päpste, die Malachias im Jahre 1590 vorhergesagt hat."
Ich suchte hektisch nach einem Taschentuch und wickelte es notdürftig um Biancas zerschnittene Hand.
Von der Loggia des Petersdoms aus spendete Estefanio Kardinal Farnese, nun also Petrus II., der jubelnden Stadt und dem vor die Bildschirme gebannten Erdkreis seinen apostolischen Segen.
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Erwartungsvolle Stille breitete sich aus.
Giulia hatte angefangen, an ihrem Daumennagel zu knabbern, Bianca saß mit überkreuzten Beinen völlig regungslos. Ladislav und Francesco hatten sich Zigarillos angesteckt und pafften schweigend vor sich hin.
Endlich betrat eine Gruppe von Klerikern die Loggia, prüfte das Mikrofon und trat schließlich beiseite, um einem einzelnen, hochgewachsenen und dunkelhaarigen Mann Platz zu machen - Lorenzo - der mit fester und klarer Stimme ein Dankgebet intonierte.
"Dass mich der Teufel hole!" Zeno sprang auf und kniete sich vor den Bildschirm. "Lorenzo ist doch kein Kardinalsdiakon! Die haben Ratzinger gewählt, das Habemus papam wäre seine Aufgabe gewesen!"
Bianca hob gebieterisch die Hand. Zeno verstummte unter gemurmeltem Protest.
Sein Freund strich sich derweil mit einer typischen, mir sehr vertrauten Geste die Haare aus der Stirn, holte tief Luft, den Blick auf einen Punkt am Horizont gerichtet und sprach langsam und konzentriert die traditionelle Formel:
"Annuntio vobis gaudium magnum!"
Wieder ein tiefer Atemzug, dann breitete er mit großer Geste die Arme aus. "Habemus papam!"
Im weichen, italienisch gefärbten Latein fuhr er, nachdem sich der Jubel der Menge wieder gelegt hatte, eindringlich fort: "Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum Estefanium Sanctae Romanae Ecclesia Cardinalem Farnese-" Nur ein kurzes Blinzeln verriet seine tiefe Bewegung, während im Hintergrund schon Estefanio die Loggia betrat, gekleidet in ein weißes Gewand, die kostbare Stola mit den Bildnissen von Petrus und Paulus bestickt um die Schultern.
"-qui sibi nomen imposuit - Petrus II.!"
Das Glas, das Bianca umfaßt gehalten hatte, zersprang in tausend Scherben. "Bei allen Hunden der Hölle! Hat der alte Trottel denn völlig den Verstand verloren?"
"Die Prophezeiung des Malachias! Der letzte verheißene Papst!" Ladislav bekreuzigte sich dreimal hintereinander, während Giulia den Kopf in Händen vergrub und leise wimmerte.
"Dann wird die Sieben-Hügel-Stadt zerstört werden und der furchtbare Richter wird sein Volk richten", zitierte Ladislav auf meinen verstörten Blick hin. "Mit Petrus II. endet die Reihe der künftigen Päpste, die Malachias im Jahre 1590 vorhergesagt hat."
Ich suchte hektisch nach einem Taschentuch und wickelte es notdürftig um Biancas zerschnittene Hand.
Von der Loggia des Petersdoms aus spendete Estefanio Kardinal Farnese, nun also Petrus II., der jubelnden Stadt und dem vor die Bildschirme gebannten Erdkreis seinen apostolischen Segen.
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ElsaLaska - 15. Nov, 21:33
Eh ...