Ja, aber mal ganz ehrlich: Ein Jesuit, der sich nach dem Hl. Franziskus nennt - das ist schon ein klein wenig verwirrend ... :-)

Und auf Twitter las ich vor ein paar Tagen (!) noch folgenden Witz :
>>If a Jesuit was elected pope, we would finally have one loyal to the pope>>

Tja :-)

Bitte ruhig immer fragen.

Tjaaa, alsooooo .... Das mit den Jesuiten ist ein bisschen kompliziert. Ursprünglich war das die Intention ihres Gründers - die besondere, fast schon militärische, Treue zum Papst (Ignatius war ja ehemaliger Soldat). Es war die Zeit der Gegenreformation.

Im Laufe der Jahrhunderte, wie das eben so ist ...

Im Jahre 2008 etwa gab es eine sehr sprechende Ermahnung des - nun emeritierten - Papst Benedikt XVI.

>>„Um der ganzen Gesellschaft Jesu eine klare Ausrichtung zu geben, die Unterstützung ist für eine großzügige und treue apostolische Hingabe, wäre es heute wie noch nie nützlich, wenn die Generalkongregation, im Geist des Hl. Ignatius, ihr vollständiges Festhalten an der katholischen Lehre bestätigt, besonders in einigen neuralgischen Punkten, die heute von der säkularen Kultur sehr stark angegriffen werden, wie zum Beispiel das Verhältnis von Christus und den Religionen, einige Aspekte der Theologie der Befreiung sowie verschiedene Punkte der Sexualmoral, besonders was die Frage der Unauflöslichkeit der Ehe und die Pastoral für homosexuelle Personen betrifft.“<<

Also stehen die Jesuiten heutzutage eher für einen besonders papsttreue Orden oder eher für einen "kritischen" Orden, der gern mal "aufbegehrt"?

Übrigens hatte ich gestern auch noch einen Kommentar gelesen, wo behauptet wurde, mit der Namenswahl "Franziskus" wolle der neue Papst sich vom Kurs Benedikt XVI abgrenzen, weil Franz von Assisi und sein Orden sowas wie der "Gegenspieler" von Benedikt von Nursia und dessen Orden sei.

Ist das überhaupt so, dass es da theologische Unterschiede gibt zwischen den Orden?

Öhm... Das ist eine gute Frage. Irgendwie beides. Der Orden ist innerlich ziemlich gespalten, würde ich sagen, aber ich bin keine Expertin mit den Jesuiten (ich reg mich nur manchmal über gewisse Meldungen gewisser deutscher Jesuiten auf:-) Von den getreuen Jesuiten hört man dagegen selten etwas, aber es gibt sie auf jeden Fall.

Nein, wieso sollte Franziskus ein Gegenspieler von Benedikt gewesen sein? Das, was Franziskus damals Ende 12. Jahrhundert in der Kirche vorfand, hatte mit den Vorstellungen des Benedikts von Nursia eigentlich nicht mehr viel zu tun. Es ist einfach eine andere Form der Spiritualität, die sich aber nicht konträr setzen lässt.
Die Situation der Kirche war zu Zeiten Benedikts, also im 5. und 6. Jahrhundert doch eine ganz andere als die zu Zeiten Franziskus'.
Das ist einfach auch ein bisschen Propaganda jetzt, wenn das jemand sagt. Der neue Papst ist gewiss auf einer anderen Linie als wir das vom emeritierten gewohnt sind. Aber er hat schon sehr klare Worte gefunden, wenn du seine Predigten anguckst, auch die von heute, die ist ziemlich eindeutig.
>>Drittens, Bekennen. Wir können so viel schreiten, wie wir wollen, wir können viele Dinge aufbauen, aber wenn wir uns nicht zu Jesus Christus bekennen, dann funktioniert das nicht. Wir werden ein bemitleidenswertes Ding, aber nicht die Kirche, die Braut des Herrn. Wenn man nicht voranschreitet, bleibt man stehen.
Wenn man nicht auf Felsen baut, was passiert dann? Es passiert das, was Kindern am Strand passiert, wenn sie Sandburgen bauen: alles fällt in sich zusammen und ist ohne Bestand. Wenn man sich nicht zu Jesus Christus bekennt – da fällt mir der Satz von Leon Bloy ein: "Wer nicht zum Herrn betet, betet den Teufel an". Wenn man sich nicht zu Jesus Christus bekennt, bekennt man sich zur Weltlichkeit des Teufels, zur Weltlichkeit des Dämons. <<

Ich war und bin Ratzingerianerin, ich glaube, das ist bekannt. Der neue Papst war nun 2005 schon derjenige, der fast eine Mehrheit gegen Ratzinger bekommen hätte - und er war diesmal nun nicht gerade mein Wunschpapst, mal ganz zurückhaltend gesagt. Dennoch gibt es wirklich keinen Grund, diese Namenswahl solcherart zu interpretieren.

Danke für die Antworten.

Ich habe mir so gedacht, dass sich der neue Papst mit dem emeritierten Papst vielleicht regelmäßig austauscht und "abspricht". Der Bergoglio hat ja meines Wissens gar keine grosse Erfahrung mit der Kurie usw. Und Benedikt verfügt über grosse Erfahrung und könnte ihm so gesehen "helfen" in sein Amt zu finden und Entscheidungen zu treffen.

Oder ist das eher abwegig?

Vielleicht spricht Franziskus von sich auch bewusst so deutlich als "Bischof von Rom" und eben nicht explizit von "Papst, weil eben der Papst emeritus noch lebt?

Danke für die interessanten Fragen!

Nicht unbedingt abwegig, aber ein heikles Gebiet. Ich denke schon, dass Franziskus sich hin und wieder mit Benedikt besprechen wird, aber das wird sicher nicht die Regel werden können, weil es ja schließlich nicht geht, dass wir eine Art "Doppelspitze" haben am Ende.
Es ist leider keine einfache Situation, die wir derzeit haben, eigentlich eine sehr delikate (im Sinne von heikel) , ich denke, dass sich beide Männer dieser Delikatheit absolut bewusst sind und sehr umsichtig agieren werden.

Das ist eine Möglichkeit, dass er das deswegen so hervorhebt, dass er deshalb so unkonventionell aufgetreten ist als "Bischof von Rom", ja, das könnte sein. Ich glaube es allerdings nicht. Man kann es auch mit der Demut übertreiben - und dass er seine argentinischen Mitbischöfe dazu aufgerufen haben soll, nicht nach Rom zur Amtseinführung zu kommen, sondern stattdessen lieber Werke der Nächstenliebe zu tun (so las ich irgendwo auf Twitter) - das klingt natürlich großartig, nur, leider bringt es eben die Bischöfe in Verlegenheit, die dennoch gerne nach Rom kommen wollen (was ich gut verstehe, sie freuen sich ja schließlich und wollen seine Einführung gerne mitfeiern) und dann stehste da als Prasser und Verschwender, weil du nicht zuhause geblieben bist. (Immerhin ist Rom ja auch Pilgerort mit dem Petrusgrab, nicht zu vergessen ja auch das Paulusgrab - , es geht ja nicht nur um Pomp zur Papsteinführung) -

Bleiben wir halt alle zuhaus, schalten die Heizung aus, geben das Geld den Armen - und machen den Vatikan und das Petrusgrab einfach dicht:-)
*scherzt

Nein, es gibt auch in Rom genug Gelegenheit, gute Werke zu tun. Es gibt unglaublich viele Obdachlose und Bettler - natürlich nicht vergleichbar zu Buenos Aires - aber die Gelegenheit ist gegeben ....

Sehr richtig, gut aufgepasst. Hatte keine acht darauf, weil ich so fasziniert von der Bloy-Stelle war;-)

Der Dank gebührt einer bloggenden Kollegin, die mich drauf aufmerksam machte,

Ich war auch so begeistert von "Hölle, Hölle, Hölle" :-))