Das Farnese-Komplott [151]
Ich klappte das Buch mit einem Knall zu, öffnete das bleiverglaste Fenster und warf es mit weitem Schwung hinunter in den Kräutergarten. Wo es ein paar Tauben aufschreckte und im Mistbeet liegenblieb.
Große Verführungskraft gepaart mit einem gehörigen Maß an Skrupellosigkeit und der Bereitschaft, für die Ziele der Familie, die oft genug im Laufe der Jahrhunderte mit dem römischen Klerus verknüpft waren, nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch dasjenige anderer preiszugeben ...
Ich hob grimmig lächelnd den Blick und suchte den Horizont nach Landmarken ab. Berge, Hügel, irgendetwas, was mir einen Anhaltspunkt geben könnte. Im Westen hielt sich an heißen Tagen ein dunstiger Schleier, es konnte das Meer sein, genausogut aber auch ein großer See. Die Klostergebäude selbst vereinten alle Baustile in sich, die Kirche allerdings typisch romanisch. Sicherlich gab es eine Chronik in der Bibliothek, Aufzeichnungen aus der Geschichte, irgendetwas, was mir vielleicht einen Hinweis geben könnte über umliegende Ortschaften. Also wendete ich mich vom geöffneten Fenster ab und machte mich auf die Suche.
Es dauerte nicht mal eine Stunde, bis ich alle Folianten, alle Quartbände und alle Lose-Blatt-Sammlungen der nicht sehr umfangreichen Bibliothek gesichtet hatte. Ich saß schweißverklebt, staubbedeckt und mit Spinnweb, toten Insekten und Wollmäusen dekoriert erschöpft auf dem Cottoboden und dachte darüber nach, wie ich die Vitrine aufbrechen könnte, in der noch einige Schriften unter Verschluss lagen, als mich wildes Geflatter und Gegurre am Fenster aufblicken ließen - die Tauben. Aufdringlich trippelten sie hin und her, her und hin, ruckten mit den Köpfen und gingen mir auf die Nerven. Ich stand ächzend auf, packte den Schrubber, um sie zu vertreiben und hielt mitten in der Bewegung inne: Es waren Brieftauben. Pontifikale Brieftauben, um genau zu sein, denn sie trugen am Ring das päpstliche Siegel mit den Buchstaben CG darunter. Tauben aus Castel Gandolfo, dem päpstlichen Sommersitz? Dann könnte der dunstige Schleier am Horizont vom Albaner See stammen! Ich ließ den Schrubber langsam sinken und streckte geduldig lockend meine Hand aus, schaffte es, eine zu fassen und drehte sie behutsam auf den Rücken. Mit angehaltenem Atem löste ich die Kapsel an ihrem Fuß. Obwohl mir die Hände zitterten gelang es mir, sie zu öffnen. Die Botschaft, die sie enthielt, trieb mir das Blut hoch in den Kopf, meine Wangen prickelten, meine Knie gaben nach. Ich setzte mich auf den Fußboden und starrte darauf, bis mir der Blick verschwamm:
Pone me ut signaculum super cor tuum ut signaculum super brachium tuum quia fortis est ut mors dilectio dura sicut inferus aemulatio lampades eius lampades ignis atque flammarum aquae multae non poterunt extinguere caritatem nec flumina obruent illam si dederit homo omnem substantiam domus suae pro dilectione quasi nihil despicient eum.*
Die aufgeregten Tauben weckten mich aus meiner Erstarrung. Ich stand auf und begann fieberhaft Schreibzeug zu suchen, um zu antworten.
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<<[1]
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Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen. Hohelied 8, 6 f.
Große Verführungskraft gepaart mit einem gehörigen Maß an Skrupellosigkeit und der Bereitschaft, für die Ziele der Familie, die oft genug im Laufe der Jahrhunderte mit dem römischen Klerus verknüpft waren, nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch dasjenige anderer preiszugeben ...
Ich hob grimmig lächelnd den Blick und suchte den Horizont nach Landmarken ab. Berge, Hügel, irgendetwas, was mir einen Anhaltspunkt geben könnte. Im Westen hielt sich an heißen Tagen ein dunstiger Schleier, es konnte das Meer sein, genausogut aber auch ein großer See. Die Klostergebäude selbst vereinten alle Baustile in sich, die Kirche allerdings typisch romanisch. Sicherlich gab es eine Chronik in der Bibliothek, Aufzeichnungen aus der Geschichte, irgendetwas, was mir vielleicht einen Hinweis geben könnte über umliegende Ortschaften. Also wendete ich mich vom geöffneten Fenster ab und machte mich auf die Suche.
Es dauerte nicht mal eine Stunde, bis ich alle Folianten, alle Quartbände und alle Lose-Blatt-Sammlungen der nicht sehr umfangreichen Bibliothek gesichtet hatte. Ich saß schweißverklebt, staubbedeckt und mit Spinnweb, toten Insekten und Wollmäusen dekoriert erschöpft auf dem Cottoboden und dachte darüber nach, wie ich die Vitrine aufbrechen könnte, in der noch einige Schriften unter Verschluss lagen, als mich wildes Geflatter und Gegurre am Fenster aufblicken ließen - die Tauben. Aufdringlich trippelten sie hin und her, her und hin, ruckten mit den Köpfen und gingen mir auf die Nerven. Ich stand ächzend auf, packte den Schrubber, um sie zu vertreiben und hielt mitten in der Bewegung inne: Es waren Brieftauben. Pontifikale Brieftauben, um genau zu sein, denn sie trugen am Ring das päpstliche Siegel mit den Buchstaben CG darunter. Tauben aus Castel Gandolfo, dem päpstlichen Sommersitz? Dann könnte der dunstige Schleier am Horizont vom Albaner See stammen! Ich ließ den Schrubber langsam sinken und streckte geduldig lockend meine Hand aus, schaffte es, eine zu fassen und drehte sie behutsam auf den Rücken. Mit angehaltenem Atem löste ich die Kapsel an ihrem Fuß. Obwohl mir die Hände zitterten gelang es mir, sie zu öffnen. Die Botschaft, die sie enthielt, trieb mir das Blut hoch in den Kopf, meine Wangen prickelten, meine Knie gaben nach. Ich setzte mich auf den Fußboden und starrte darauf, bis mir der Blick verschwamm:
Pone me ut signaculum super cor tuum ut signaculum super brachium tuum quia fortis est ut mors dilectio dura sicut inferus aemulatio lampades eius lampades ignis atque flammarum aquae multae non poterunt extinguere caritatem nec flumina obruent illam si dederit homo omnem substantiam domus suae pro dilectione quasi nihil despicient eum.*
Die aufgeregten Tauben weckten mich aus meiner Erstarrung. Ich stand auf und begann fieberhaft Schreibzeug zu suchen, um zu antworten.
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Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen. Hohelied 8, 6 f.
ElsaLaska - 1. Jul, 18:53
Cliffhanger-Ende des Kapitels n a t ü r l i c h nach:
:)
Richtige Überlegung!
Im Buch hätte ich wahrscheinlich vorher den Schnitt gemacht.