"Erkenntnis und Wille gehen nicht notwendig miteinander."
Aus der heutigen weihnachtlichen Ansprache des Hl. Vaters an die römische Kurie - Worte, die in die ganze Welt gesprochen gehörten:
>>Am Ende dieses Jahres steht Europa in einer wirtschaftlichen und finanziellen Krise, die letzten Endes auf der ethischen Krise beruht, die den Alten Kontinent bedroht. Selbst wenn Werte wie Solidarität, Einstehen für die anderen, Verantwortlichkeit für die Armen und Leidenden weitgehend unbestritten sind, so fehlt häufig die motivierende Kraft, die konkret den einzelnen und die großen gesellschaftlichen Gruppen zu Verzichten und Opfern bewegen kann. Erkenntnis und Wille gehen nicht notwendig miteinander. Der Wille, der das eigene Interesse verteidigt, verdunkelt die Erkenntnis, und die geschwächte Erkenntnis kann den Willen nicht aufrichten. Insofern steigen aus dieser Krise sehr grundlegende Fragen auf: Wo ist das Licht, durch das unserer Erkenntnis nicht nur allgemeine Ideen, sondern konkrete Imperative aufleuchten können? Wo ist die Kraft, die den Willen nach oben zieht? Es sind Fragen, auf die unsere Verkündigung des Evangeliums, die neue Evangelisierung antworten muß, damit aus Botschaft Ereignis, aus Verkündigung Leben wird.<<
Zur Glaubenskrise in Europa:
>>In diesem Punkt war die Begegnung mit der freudigen Leidenschaft des Glaubens in Afrika eine große Ermutigung. Nichts von der bei uns so verbreiteten Müdigkeit des Glaubens, nichts von dem immer wieder wahrnehmbaren Überdruß am Christsein war da spürbar. In allen Problemen, Leiden und Mühsalen, die es natürlich gerade in Afrika gibt, war doch immer eine Freudigkeit des Christseins zu erleben, das Getragensein von dem inneren Glück, Christus zu kennen und seiner Kirche zuzugehören. Aus dieser Freude kommen auch die Kräfte, Christus in den bedrängenden Situationen menschlichen Leidens zu dienen, sich ihm zur Verfügung zu stellen, ohne nach dem eigenen Wohlbefinden umzuschauen. Diesem opferbereiten und gerade so fröhlichen Glauben zu begegnen, ist eine große Medizin gegen die Müdigkeit des Christseins, wie wir es in Europa erleben.<<
Der erste Punkt von insgesamt fünf, in denen Benedikt die Weltjugendtage würdigt und charakterisiert:
>>1. Da ist als erstes eine neue Erfahrung der Katholizität, der Universalität der Kirche. Das ist es, was junge Menschen und alle Anwesenden ganz unmittelbar berührt hat: Wir kommen von allen Kontinenten, und obwohl wir uns nie gesehen haben, kennen wir uns. Wir haben verschiedene Sprachen und verschiedene Lebensgewohnheiten, verschiedene kulturelle Formen, und doch sind wir sofort eins miteinander als eine große Familie. Die äußere Trennung und Verschiedenheit ist relativiert. Wir alle sind berührt von dem einen Herrn Jesus Christus, in dem uns das wahre Menschsein und zugleich das Gesicht Gottes selbst erschienen ist. Wir beten das Gleiche. Von der gleichen inneren Begegnung mit Jesus Christus her haben wir inwendig die gleiche Formung des Verstandes, des Willens und des Herzens empfangen. Und endlich ist die gemeinsame Liturgie Heimat des Herzens und verbindet uns zu einer großen Familie. Daß alle Menschen Brüder und Schwestern sind, ist hier nicht bloß Idee, sondern wird reale gemeinsame Erfahrung, die Freude schafft. Und so wußten wir auch ganz praktisch: Trotz aller Mühsale und Dunkelheiten ist es schön, der weltweiten Kirche zuzugehören, die der Herr uns geschenkt hat.<<
[Das geht auch ohne WJT, Hl. Vater, aber es ist dann natürlich mühseliger, es zu realisieren und sich immer wieder gewahr zu machen. Als Konvertitin bin ich ganz besonders dankbar und als Wanderin zwischen zwei Kulturen bin ich für diese Erfahrung sehr sensibel, auch wenn ich selbst noch nie auf einem WJT war]
>>3. Ein drittes Element, das immer selbstverständlicher und zentraler zu den Weltjugendtagen und der von ihnen ausgehenden Spiritualität gehört, ist die Anbetung. Unvergeßlich ist mir der Augenblick meiner Reise ins Vereinigte Königreich, wo im Hydepark die Zehntausende von überwiegend jungen Menschen in einem gefüllten Schweigen auf die Anwesenheit des Herrn im Sakrament antworteten, anbeteten. Dasselbe hat sich in kleinerem Maßstab wieder in Zagreb ereignet und wiederum in Madrid nach dem Gewitter, das das Ganze der nächtlichen Begegnung durch den Ausfall der Mikrophone zu zerstören drohte. Gott ist allgegenwärtig, ja. Aber die leibliche Gegenwart des auferstandenen Christus ist noch einmal etwas anderes, etwas Neues. Der Auferstandene tritt mitten unter uns herein. Und da können wir gar nicht anders als mit dem Apostel Thomas sagen: Mein Herr und mein Gott! Anbetung ist zuerst ein Akt des Glaubens – der Akt des Glaubens als solcher. Gott ist nicht irgendeine mögliche oder unmögliche Hypothese über den Ursprung des Alls. Er ist da. Und wenn er da ist, dann beuge ich mich vor ihm. Dann öffnen sich Verstand und Wille und Herz auf ihn hin und von ihm her. Im auferstandenen Christus ist der menschgewordene Gott da, der für uns gelitten hat, weil er uns liebt. In diese Gewißheit der leibhaftigen Liebe Gottes zu uns treten wir als Mitliebende hinein. Das ist Anbetung, und das bestimmt dann mein Leben. Nur so kann ich auch Eucharistie richtig feiern und den Leib des Herrn recht empfangen.<<
[Das ist wunderschön ausgeführt. In der Tat, die Anbetung und die Gegenwart des Herrn ist es - ich möchte nie mehr wieder denken und glauben müssen, das Abendmahl nur ein Erinnerungsmahl sei und ein Stück Brot dazu essen. Die ganze, elementare Kraft - dabei natürlich auch das Zeichen, dem stets am wuchtigsten widersprochen werden wird - ist die Anbetung.]
Herzlichen Dank an kath.net für die Veröffentlichung der gesamten Rede hier.
>>Am Ende dieses Jahres steht Europa in einer wirtschaftlichen und finanziellen Krise, die letzten Endes auf der ethischen Krise beruht, die den Alten Kontinent bedroht. Selbst wenn Werte wie Solidarität, Einstehen für die anderen, Verantwortlichkeit für die Armen und Leidenden weitgehend unbestritten sind, so fehlt häufig die motivierende Kraft, die konkret den einzelnen und die großen gesellschaftlichen Gruppen zu Verzichten und Opfern bewegen kann. Erkenntnis und Wille gehen nicht notwendig miteinander. Der Wille, der das eigene Interesse verteidigt, verdunkelt die Erkenntnis, und die geschwächte Erkenntnis kann den Willen nicht aufrichten. Insofern steigen aus dieser Krise sehr grundlegende Fragen auf: Wo ist das Licht, durch das unserer Erkenntnis nicht nur allgemeine Ideen, sondern konkrete Imperative aufleuchten können? Wo ist die Kraft, die den Willen nach oben zieht? Es sind Fragen, auf die unsere Verkündigung des Evangeliums, die neue Evangelisierung antworten muß, damit aus Botschaft Ereignis, aus Verkündigung Leben wird.<<
Zur Glaubenskrise in Europa:
>>In diesem Punkt war die Begegnung mit der freudigen Leidenschaft des Glaubens in Afrika eine große Ermutigung. Nichts von der bei uns so verbreiteten Müdigkeit des Glaubens, nichts von dem immer wieder wahrnehmbaren Überdruß am Christsein war da spürbar. In allen Problemen, Leiden und Mühsalen, die es natürlich gerade in Afrika gibt, war doch immer eine Freudigkeit des Christseins zu erleben, das Getragensein von dem inneren Glück, Christus zu kennen und seiner Kirche zuzugehören. Aus dieser Freude kommen auch die Kräfte, Christus in den bedrängenden Situationen menschlichen Leidens zu dienen, sich ihm zur Verfügung zu stellen, ohne nach dem eigenen Wohlbefinden umzuschauen. Diesem opferbereiten und gerade so fröhlichen Glauben zu begegnen, ist eine große Medizin gegen die Müdigkeit des Christseins, wie wir es in Europa erleben.<<
Der erste Punkt von insgesamt fünf, in denen Benedikt die Weltjugendtage würdigt und charakterisiert:
>>1. Da ist als erstes eine neue Erfahrung der Katholizität, der Universalität der Kirche. Das ist es, was junge Menschen und alle Anwesenden ganz unmittelbar berührt hat: Wir kommen von allen Kontinenten, und obwohl wir uns nie gesehen haben, kennen wir uns. Wir haben verschiedene Sprachen und verschiedene Lebensgewohnheiten, verschiedene kulturelle Formen, und doch sind wir sofort eins miteinander als eine große Familie. Die äußere Trennung und Verschiedenheit ist relativiert. Wir alle sind berührt von dem einen Herrn Jesus Christus, in dem uns das wahre Menschsein und zugleich das Gesicht Gottes selbst erschienen ist. Wir beten das Gleiche. Von der gleichen inneren Begegnung mit Jesus Christus her haben wir inwendig die gleiche Formung des Verstandes, des Willens und des Herzens empfangen. Und endlich ist die gemeinsame Liturgie Heimat des Herzens und verbindet uns zu einer großen Familie. Daß alle Menschen Brüder und Schwestern sind, ist hier nicht bloß Idee, sondern wird reale gemeinsame Erfahrung, die Freude schafft. Und so wußten wir auch ganz praktisch: Trotz aller Mühsale und Dunkelheiten ist es schön, der weltweiten Kirche zuzugehören, die der Herr uns geschenkt hat.<<
[Das geht auch ohne WJT, Hl. Vater, aber es ist dann natürlich mühseliger, es zu realisieren und sich immer wieder gewahr zu machen. Als Konvertitin bin ich ganz besonders dankbar und als Wanderin zwischen zwei Kulturen bin ich für diese Erfahrung sehr sensibel, auch wenn ich selbst noch nie auf einem WJT war]
>>3. Ein drittes Element, das immer selbstverständlicher und zentraler zu den Weltjugendtagen und der von ihnen ausgehenden Spiritualität gehört, ist die Anbetung. Unvergeßlich ist mir der Augenblick meiner Reise ins Vereinigte Königreich, wo im Hydepark die Zehntausende von überwiegend jungen Menschen in einem gefüllten Schweigen auf die Anwesenheit des Herrn im Sakrament antworteten, anbeteten. Dasselbe hat sich in kleinerem Maßstab wieder in Zagreb ereignet und wiederum in Madrid nach dem Gewitter, das das Ganze der nächtlichen Begegnung durch den Ausfall der Mikrophone zu zerstören drohte. Gott ist allgegenwärtig, ja. Aber die leibliche Gegenwart des auferstandenen Christus ist noch einmal etwas anderes, etwas Neues. Der Auferstandene tritt mitten unter uns herein. Und da können wir gar nicht anders als mit dem Apostel Thomas sagen: Mein Herr und mein Gott! Anbetung ist zuerst ein Akt des Glaubens – der Akt des Glaubens als solcher. Gott ist nicht irgendeine mögliche oder unmögliche Hypothese über den Ursprung des Alls. Er ist da. Und wenn er da ist, dann beuge ich mich vor ihm. Dann öffnen sich Verstand und Wille und Herz auf ihn hin und von ihm her. Im auferstandenen Christus ist der menschgewordene Gott da, der für uns gelitten hat, weil er uns liebt. In diese Gewißheit der leibhaftigen Liebe Gottes zu uns treten wir als Mitliebende hinein. Das ist Anbetung, und das bestimmt dann mein Leben. Nur so kann ich auch Eucharistie richtig feiern und den Leib des Herrn recht empfangen.<<
[Das ist wunderschön ausgeführt. In der Tat, die Anbetung und die Gegenwart des Herrn ist es - ich möchte nie mehr wieder denken und glauben müssen, das Abendmahl nur ein Erinnerungsmahl sei und ein Stück Brot dazu essen. Die ganze, elementare Kraft - dabei natürlich auch das Zeichen, dem stets am wuchtigsten widersprochen werden wird - ist die Anbetung.]
Herzlichen Dank an kath.net für die Veröffentlichung der gesamten Rede hier.
ElsaLaska - 22. Dez, 14:30
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