Die Kasperle-Gesellschaft
Ein Gastbeitrag von Olaf Tannenberg.
Als Kind besuchte ich manchmal eine Puppenbühne. Falls ich mich recht erinnere, gab es das Kasperle, die Gretel, den Gendarmen, das Krokodil und weitere lustige Gestalten. Heute, in unserer zeitgemäßen, weltoffenen Gesellschaft, die zunehmend einer Theaterbühne gleicht, muss jeder Mensch, den man nicht mag, der Kasper sein.
Das dachte sich wohl auch das Satire-Magazin Titanic und stellte das Oberhaupt der katholischen Weltkirche in einer vorn und hinten mit Exkrementen besudelten Soutane dar. Die Macher sehen dies im Rahmen der Meinungsfreiheit als zulässig an. Das Landgericht Hamburg gebot diesem Treiben am 10. Juli 2012 auf Veranlassung des Vatikan mittels einer Einstweiligen Verfügung indes vorläufig Einhalt.
Nun, die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Rechtsgüter der westlichen Demokratien. Zurecht. Sie zu schützen und zu wahren ist oberstes Gebot staatlichen Handelns. So bestimmt es das Grundgesetz, das in weiten Teilen auf christlichen Wertvorstellungen basiert. Doch neben der Rechtsordnung gibt es auch etwas Überliefertes, etwas Gewachsenes, das nicht auf dem Gesetz beruht, sondern auf ganz normalen menschlichen Verhaltensnormen. Diese Normen, ich möchte sie schlicht Anstand nennen, bestimmen ebenso wie das geschriebene Recht über die Art und Weise des Zusammenlebens der Menschen innerhalb einer Gemeinschaft.
Die Titanic hat diese Anstandsnormen verletzt. Sie macht einen Menschen zum Objekt der begehrlichen Schaulust, der bitteren Häme und der gemeinen Schadenfreude. Sie macht einen Menschen zum Kasper. Einfach so. Sie stellt ihn mit den eigenen Ausscheidungen besudelt dar und erfreut sich daran.
Humor, wie manche Zeitgenossen meinen, ist dies nicht. Hier wird eine Grenze überschritten, die den guten Sitten spottet und im Ergebnis schlicht geschmacklos ist. Wofür eigentlich? Was will man 'satirisch' zum Ausdruck bringen? Dass man nicht mehr ganz dicht ist? Dann sollte die Redaktion der Titanic sich am besten selbst abbilden, an ihrem eigenen Bild hat sie jederzeit alle Rechte. Handelt es sich überhaupt um Satire? Wohl nur für denjenigen, der in der analen Phase stecken geblieben ist und das Herumschmieren mit Fäkalien als lustvoll empfindet.
Dass in einer ARD-Umfrage auf tagesschau.de – „Ist die Titanic zu weit gegangen? - eine Mehrheit von fast 70 Prozent der Abstimmenden mit Nein gestimmt hat, die Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Heiligen Vaters und die damit verbundene Herabwürdigung akzeptiert, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil.
In der aktuelle Debatte stellt sich beispielsweise die Frage, ob denn der Papst nicht über solchen leidigen Angelegenheiten stehen sollte. Niemand, auch kein kirchlicher Würdenträger, ist zur Selbsterniedrigung verpflichtet. Auch die eigene Würde ist schützens- und bewahrenswert.
Das christliche Gebot der Feindesliebe greift hier nicht. Meine Feinde zu lieben beinhaltet nicht, mich von all meinen Menschen- und Bürgerrechten loszusagen. Jesus Christus hat sich doch nicht bespucken und geißeln lassen, weil er seine Rechte nicht kannte, nicht weil er das Volk unterhalten wollte oder er ein Masochist war, sondern weil er eine Mission hatte, einen göttlichen Auftrag.
Die Aufgabe des Papstes als Stellvertreter Christi auf Erden ist hingegen eine andere. Sie besteht nicht darin, bespuckt, besudelt, verhöhnt oder gar gekreuzigt zu werden. Die spirituelle Leitung der Kirche Jesu setzt vor allem auch Würde voraus. Diese wird seitens der Titanic heftig angegriffen und muss nun leider gerichtlich eingeklagt werden. Eine Schande, dass es ohne diesen Weg nicht möglich ist, aber es ist nicht die Schande des Heiligen Vaters.
Jeder Mensch sollte sich einfach mal die simple Frage stelle: Möchte ich persönlich meine Mitmenschen bespaßen, indem ich mich mit Kot und Urin besudelt als Schauobjekt unwidersprochen bildlich zur Verfügung stelle, könnte ich es, ohne dabei meine Würde zu verlieren?
Als Kind besuchte ich manchmal eine Puppenbühne. Falls ich mich recht erinnere, gab es das Kasperle, die Gretel, den Gendarmen, das Krokodil und weitere lustige Gestalten. Heute, in unserer zeitgemäßen, weltoffenen Gesellschaft, die zunehmend einer Theaterbühne gleicht, muss jeder Mensch, den man nicht mag, der Kasper sein.
Das dachte sich wohl auch das Satire-Magazin Titanic und stellte das Oberhaupt der katholischen Weltkirche in einer vorn und hinten mit Exkrementen besudelten Soutane dar. Die Macher sehen dies im Rahmen der Meinungsfreiheit als zulässig an. Das Landgericht Hamburg gebot diesem Treiben am 10. Juli 2012 auf Veranlassung des Vatikan mittels einer Einstweiligen Verfügung indes vorläufig Einhalt.
Nun, die Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Rechtsgüter der westlichen Demokratien. Zurecht. Sie zu schützen und zu wahren ist oberstes Gebot staatlichen Handelns. So bestimmt es das Grundgesetz, das in weiten Teilen auf christlichen Wertvorstellungen basiert. Doch neben der Rechtsordnung gibt es auch etwas Überliefertes, etwas Gewachsenes, das nicht auf dem Gesetz beruht, sondern auf ganz normalen menschlichen Verhaltensnormen. Diese Normen, ich möchte sie schlicht Anstand nennen, bestimmen ebenso wie das geschriebene Recht über die Art und Weise des Zusammenlebens der Menschen innerhalb einer Gemeinschaft.
Die Titanic hat diese Anstandsnormen verletzt. Sie macht einen Menschen zum Objekt der begehrlichen Schaulust, der bitteren Häme und der gemeinen Schadenfreude. Sie macht einen Menschen zum Kasper. Einfach so. Sie stellt ihn mit den eigenen Ausscheidungen besudelt dar und erfreut sich daran.
Humor, wie manche Zeitgenossen meinen, ist dies nicht. Hier wird eine Grenze überschritten, die den guten Sitten spottet und im Ergebnis schlicht geschmacklos ist. Wofür eigentlich? Was will man 'satirisch' zum Ausdruck bringen? Dass man nicht mehr ganz dicht ist? Dann sollte die Redaktion der Titanic sich am besten selbst abbilden, an ihrem eigenen Bild hat sie jederzeit alle Rechte. Handelt es sich überhaupt um Satire? Wohl nur für denjenigen, der in der analen Phase stecken geblieben ist und das Herumschmieren mit Fäkalien als lustvoll empfindet.
Dass in einer ARD-Umfrage auf tagesschau.de – „Ist die Titanic zu weit gegangen? - eine Mehrheit von fast 70 Prozent der Abstimmenden mit Nein gestimmt hat, die Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Heiligen Vaters und die damit verbundene Herabwürdigung akzeptiert, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil.
In der aktuelle Debatte stellt sich beispielsweise die Frage, ob denn der Papst nicht über solchen leidigen Angelegenheiten stehen sollte. Niemand, auch kein kirchlicher Würdenträger, ist zur Selbsterniedrigung verpflichtet. Auch die eigene Würde ist schützens- und bewahrenswert.
Das christliche Gebot der Feindesliebe greift hier nicht. Meine Feinde zu lieben beinhaltet nicht, mich von all meinen Menschen- und Bürgerrechten loszusagen. Jesus Christus hat sich doch nicht bespucken und geißeln lassen, weil er seine Rechte nicht kannte, nicht weil er das Volk unterhalten wollte oder er ein Masochist war, sondern weil er eine Mission hatte, einen göttlichen Auftrag.
Die Aufgabe des Papstes als Stellvertreter Christi auf Erden ist hingegen eine andere. Sie besteht nicht darin, bespuckt, besudelt, verhöhnt oder gar gekreuzigt zu werden. Die spirituelle Leitung der Kirche Jesu setzt vor allem auch Würde voraus. Diese wird seitens der Titanic heftig angegriffen und muss nun leider gerichtlich eingeklagt werden. Eine Schande, dass es ohne diesen Weg nicht möglich ist, aber es ist nicht die Schande des Heiligen Vaters.
Jeder Mensch sollte sich einfach mal die simple Frage stelle: Möchte ich persönlich meine Mitmenschen bespaßen, indem ich mich mit Kot und Urin besudelt als Schauobjekt unwidersprochen bildlich zur Verfügung stelle, könnte ich es, ohne dabei meine Würde zu verlieren?
ElsaLaska - 11. Jul, 12:48
Sehr gut
Danke sehr!