Iris Kammerer: Die Blutsäule
Fast fünfhundert Seiten im Taschenbuchformat umfasst der historische Köln-Krimi "Die Blutsäule" - in der eben dieses legendenumrankte Relikt eine wichtige Rolle spielt. Die Blutsäule von St. Gereon, am Westeingang der gleichnamigen Basilika, sei der Legende nach der Granitpfeiler gewesen, an dem der heilige Gereon mit seinen Gefährten, Angehörige der Thebäischen Legion, die sich weigerten, auf Geheiß des Kaisers Christen zu verfolgen, das Martyrium erlitt.
Vermutlich weil der heilige Gereon selbst sehr gut zwischen Recht und Unrecht unterscheiden konnte, indem er seinem Gewissen folgend, den unmenschlichen Befehl des römischen Kaisers verweigerte und dafür mit seinem eigenen Leben bezahlte, schrieb man der Säule von alters her die Kraft der Unterscheidung von Gut und Böse zu.
"Glaub es: Rein an diesem Stein soll einst das Blut geflossen sein. Sollt ich schuldig sein, so ist hier die Strafe mein" lautet die deutsche Übersetzung des lateinischen Sinnspruchs, der sich dort angebracht findet.
Iris Kammerer hat ihren historischen Kriminalroman im Köln des Jahres 1248, dem Jahr des verheerenden Dombrandes, angesiedelt; für das Genre weder ein ungewöhnlicher Schauplatz noch ein ungewöhnliches Zeitalter. Was diesen Roman so besonders macht, sind sein heiliges Ermittlerteam: Albertus Magnus und Thomas von Aquin, die beide von Paris nach Köln gekommen waren, um dort ein Studium generale an einer Hochschule ihres Ordens aufzubauen. Und nun sehen sie sich mit einer Mordserie konfrontiert, in der die - freilich von menschlichen Händen manipulierte - Blutsäule als Ort des Gottesurteils eine Rolle spielt. Obwohl der mutmaßliche Täter nach der Berührung mit der Steinsäule einen schrecklichen Tod stirbt, hört das Morden einfach nicht auf. Die beiden Detektive im Gewand des Gottesmannes werden bei ihren Untersuchungen von dem jungen Neffen des neuen Dombaumeisters Gerhard von Rile unterstützt: Gerwich, Augenzeuge eines Mordes, auf den schließlich selbst ein hinterlistiger Anschlag verübt wird und der vorübergehend im Konvent mit Albertus und Thomas Unterschlupf findet.
Gerwich, der nicht schwindelfrei ist, ist als Nachfolger seines Onkels an der Domhütte kaum geeignet. Darum ist er nicht unglücklich darüber, dass ihm die Dominikaner nach einem merkwürdigen Unfall zur Genesung in ihrem Konvent aufnehmen. Besonders glücklich ist er, bei Thomas von Aquin sein Studium beginnen zu können, das Leben im Konvent sagt dem zurückhaltenden jungen Mann durchaus zu. Doch da ist noch die Tochter des Meisters Johann von der Sandkaule, die hübsche Cäcilie. Wird es Gerwich gemeinsam mit den heiligen Ermittlern gelingen, das Geheimnis der Säule von St. Gereon zu lösen, damit das Morden ein Ende nimmt? Und welcher Berufung wird er am Ende folgen? Der zum Priester oder zum Bräutigam?
Iris Kammerer erzählt die Geschichte rund um die Blutsäule unaufgeregt, mit viel Liebe zu und profundem Wissen über die hohe Kunst des Kathedralenbaus. Details zur damaligen Bekleidung, zu Essgewohnheiten und Frömmigkeitsformen baut sie kenntnisreich in den Erzählfluss ein, erlaubt dem Leser somit, vollständig in einer uns doch fremd gewordenen Welt zu versinken. Das ideale Buch für stürmische Herbstabende - vorm Ofen bei einem Glas Wein zu lesen.
Iris Kammerer: Die Blutsäule
Historischer Roman
ISBN 978-3-7466-2643-7
Aufbau-Verlag
12,95 Euro
ElsaLaska - 7. Okt, 18:35
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