Literarisches Blog
Wir sind die Klänge, voll der Lust in der Sonne
und voller Gift.
Wir sind das Pianissimo der Bächlein, Gänseblümchen,
des aufgewirbelten Staubs,
der auf den Grund der Erde fallenden
goldenen Körnlein,
wir sind der Klang an Sonnenstrahlen
zersplitterter Spinnweben,
wir sind die Musik kleiner und zarter Dinge.
Wir sind das Echo des Lebens in den Grotten des Todes,
wir sind der Schatten eines Abwesenden
und wie eine heisergeredete Klage.
Wir sind der Klang straffgespannter Telegrafendrähte,
die letzten Nachrichen eines Dahingehenden bringend,
wir sind das Rauschen der Wasser, der armen Seelen im Fegefeuer
und das Atemholen von allem, was zu weit weg ist.
ElsaLaska - 25. Jul, 19:00
Sommer
Mittag
Glockenläuten der Ähren. An-die-Tische-Setzen.
Stille.
ElsaLaska - 24. Jul, 19:00
Sommer
Morgen
Letztes Aufleuchten des heiligen Aspergillus der Nacht.
Abgestellte Rauchfässer des Dunsts.
Prozession goldener Baldachine
aus mit Magnesium und Lilien beleuchteten
Höhlen.
Raketen von Tönen. Und von Flügeln.
Kinderlachen.
ElsaLaska - 23. Jul, 13:40
Mein Herz fließt über von froher Kunde
ich weihe mein Lied dem König.
Meine Zunge ist wie der Griffel eines flinken Schreibers.
Du bist der Schönste von allen Menschen,
Anmut ist ausgegossen über deine Lippen;
darum hat Gott dich für immer gesegnet.
Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüfte,
kleide dich in Hoheit und Herrlichkeit.
Zieh aus mit Glück, kämpfe für Wahrheit und Recht!
Furcht gebietende Taten soll dein rechter Arm dich lehren.
Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker,
die Feinde des Königs verlieren den Mut.
Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig,
das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.
Du liebst das Recht und hasst das Unrecht,
darum hat Gott, dein Gott,
dich gesalbt mit dem Öl der Freude
wie keinen deiner Gefährten.
Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder,
aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.
Königstöchter gehen dir entgegen,
die Braut steht dir zur Rechten
im Schmuck von Ofirgold.
[Psalm 45, 2-10]
ElsaLaska - 24. Apr, 20:00
Allein den Betern kann es noch gelingen,
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug entschleiert,
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.
von Reinhold Schneider.
ElsaLaska - 18. Apr, 12:44
Ich bin, spricht Gott, Herr der Drei Tugenden.
Glaube ist ein getreues Eheweib.
Liebe ist eine zärtliche Mutter.
Doch Hoffnung ist ein ganz kleines Mädchen.
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.
Glaube hält stand von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Liebe verschenkt sich von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Doch meine kleine Hoffnung, sie ist es,
Die alle Morgen früh aufsteht.
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.
Glaube ist ausgespannt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Liebe entspannt sich von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Doch meine kleine Hoffnung, sie ist es,
Die uns alle Morgen
Einen guten Tag wünscht.
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.
Glaube ist ein Soldat, ein Hauptmann, der eine Festung verteidigt.
Eine Stadt des Königs.
In der Mark Gaskonien, in der Mark Lothringen.
Liebe ist Arzt, eine kleine Schwester der Armen,
Sie pflegt die Armen, pflegt die Verwundeten,
Die Armen des Königs,
In der Mark Gaskonien, in der Mark Lothringen.
Doch meine kleine Hoffnung, die wünscht
Den Armen und Waisen einen guten Tag.
Ich bin, spricht Gott, der Meister der Tugenden.
Glaube ist eine Kirche, ein Dom, in Frankreichs Boden
verwurzelt.
Liebe ist ein Spital, ein Krankenhaus, das alles Elend der Welt
aufnimmt.
Doch ohne die Hoffnung wäre all das nur ein Kirchhof.
ElsaLaska - 11. Apr, 20:05
“Die Soldaten von damals gehörten nämlich der Christenheit an, und die Christenheit gehört heute keinem mehr. Es gibt keine mehr, es wird nie mehr eine Christenheit geben.”
“Warum?”
“Weil es keine Soldaten mehr gibt. Ohne Soldaten keine Christenheit. Oh, Sie werden mir erwidern, die Kirche lebt noch, und das sei die Hauptsache. Sehr richtig. Nur wird es kein Reich Christi in der Zeitlichkeit mehr geben. Die Hoffnung auf dieses Reich ist mit uns gestorben.”
“Mit Ihnen?” rief ich aus. “Es fehlt doch nicht an Soldaten.”
“Soldaten? Nennen Sie das ruhig Militär. Der letzte echte Soldat ist am 30. Mai 1431 gestorben, und ihr habt ihn umgebracht. Gerade ihr! Schlimmer noch als umgebracht, ihr habt ihn verurteilt, ausgestoßen und dann verbrannt!”
“Wir haben ihn aber auch zur Heiligen erhöht!”
“Sagen Sie lieber: Gott hat es so gewollt. Und wenn er diesen Soldaten so hoch erhoben hat, dann eben deshalb, weil es der letzte war. Der letzte eines so edeln Geschlechts konnte nur ein Heiliger sein. Und Gott hat sogar gewollt, dass es eine Heilige war. “
ElsaLaska - 3. Apr, 19:12
Dem Prinzen von Saba. Der träumt jetzt.
Träum, Prinz von Saba,
ich will dich treffen an stillen Fjorden
und über kochenden Vulkanen.
Unter Korallen, die sich fächern
auf meiner Brust.
Aber lass mich
in deinem zitternden Nacken suchen
die Stelle die nach Bernstein schmeckt.
Soviel Nomadensilber in deinen Augen
das macht mich meine Lider senken
Dabei wollte ich dir doch
den Gürtel des Orion schenken.
ElsaLaska - 26. Mär, 21:08
Von der Geduld mit sich selbst
Die Sanftmut findet eine gute Anwendung uns selbst gegenüber. Denn wir sollen auch gegen uns selbst nicht heftig und bitter sein. Wenn es auch ganz in Ordnung ist, dass wir uns über unsere Fehler betrüben, so sollen wir doch keine Bitterkeit, keine ärgerliche, verdrießliche Stimmung darüber in uns aufkommen lassen.
Manche, die zornig wurden, entrüsten sich nachher über den Zorn; die ärgerlich waren, ärgern sich über den Ärger; die verdrießlich waren sind über ihren Verdruss verdrossen, und so kommen sie niemals zur Ruhe.
Die Empfindlichkeit gegen sich selbst hat ihren Grund letztlich in Stolz und Eigenliebe, die es nicht leiden kann, dass wir noch unvollkommene Menschen sind. Unser Missfallen an unseren Schwächen soll darum ruhig und vernünftig sein. Der Ärger über uns selbst macht uns unfähig, gegen uns selbst gerecht zu sein; wir beurteilen unsere Fehler nicht nach dem wahren Verhältnis, sondern nach unserer Leidenschaft.
Um Beispiele zu nennen: Wer gar so sehr auf die Keuschheit bedacht ist, ist in Gefahr, den geringsten Verstoß dagegen mit ingrimmiger Schärfe zu behandeln und über die größte Lieblosigkeit mit einem Lächeln hinwegzugehen. Umgekehrt, wer seine bösen Reden mit Stumpf und Stiel vernichten will, zerquält sich vielleicht, wenn ihm ein unfreundliches Wörtlein entschlüpft ist, und vergisst darüber eine grobe Verfehlung gegen die Keuschheit. Und so ist es auch bei anderen Dingen. Der Grund von alldem liegt einfach darin, dass nicht Vernunft das Zepter führt, sondern Leidenschaft.
Wie der Vater bei seinen Kindern mehr durch herzlichen Zuspruch als durch Ausfälle des Zornes erreicht, so ist es auch mit der Behandlung unseres Herzens. Wenn wir einen Fehler begangen haben und machen uns einen sanften, gerechten Vorwurf, indem wir menschlich mit unserer Schwäche rechnen und uns zur Besserung mehr ermutigen als mit Ingrimm hetzen, so wird ein solches Bedauern und solche Reue viel tiefer ins Herz dringen, als es durch heftige Bitterkeit geschehen könnte.
Gesetzt den Fall, ich habe mir vorgenommen, gegen die Regungen der Eitelkeit auf der Hut zu sein, und ich bin nun doch in einen Fehler dagegen gefallen. Nun werde ich nicht mit mir schelten: "Du elender, gemeiner Mensch, jetzt hast du nicht einmal einen so festen Vorsatz gehalten! Oh, dass du vergingest vor Scham und nicht mehr zum Himmel aufblicktest, du Schuft, du Verräter an deinem Gott!" - Ich werde vielmehr mit teilnehmender Einsicht und mit Verstehen sagen: "Nun schau, du armes Herz, nun sind wir wieder gestrauchelt und wollten uns doch so schön in acht nehmen! Aber jetzt soll es mit uns besser werden: wir wollen gleich wieder aufstehen und zum barmherzigen Gott unsere Zuflucht nehmen! Er wird uns helfen, dass wir den Mut nicht sinken lassen und trotz allem vorankommen" - und danach werde ich mich im guten Wollen bestärken und überlegen, wie der Fehler zu überwinden ist.
So meine ich, sollst du es machen, Philothea. Bist du in einen Fehler gefallen, so richte dein Herz mit freundlichem Zuspruch auf, verdemütige dich vor Gott in der Erkenntnis deiner Schwäche und deines Elends und sei nicht verwundert, dass du nicht ohne Fehler bist! Es ist doch schließlich kein Wunder, dass die Schwachheit schwach und das Elend elend ist! Wohl sollst du Missfallen haben an der Beleidigung Gottes, aber mit gutem Mut und Vertrauen sollst du dich Gottes Barmherzigkeit überlassen. So geht alles viel leichter.
ElsaLaska - 15. Mär, 08:29
>>Der Christ hat einen wahren Trost im Leiden und eine starke Hilfe der Geduld: das ist der leidende Heiland. Auf ihn schaue mit den Augen deiner Seele, Philothea, wenn etwas Schweres über dich kommt! Er ward gekreuzigt, entblößt, geschmäht, verleumdet, verlassen; von aller Bitterkeit, Beschwernis, Trübsal so überladen, dass daneben deine Leiden gar nicht mehr in Betracht kommen können; und nnie wirst du so viel für ihn leiden, als er für dich gelitten. Schau auch auf das, was heilige Märtyrer einst gelitten haben, und was bis heute so viele ausstehen müssen, von denen niemand weiß. Es ist gewiss viel schwerer, als was du trägst. "Mein Gott", wirst du bekennen müssen, "wenn ich an solches denke, sind meine Mühe süß und mein Leiden Rosen!"
Wie viele sind, die ein unendlich schwereres Los als du zu tragen haben und deren Leben ohne Hilfe, ohne Erleichterung oder Trost ein fortwährendes Sterben ist.<<
Franz von Sales: Philothea. Anleitung zum religiösen Leben.
ElsaLaska - 14. Mär, 12:27