Und noch ein schöner Text zum Tage des Hl. Bernhard
"Ihr bedeckt eure Pferde mit seidenen Decken und eure Panzer mit allen möglichen Überhängen und Tüchern, ihr bemalt die Speere, die Schilder und die Sättel; die Zügel und Sporen schmückt ihr ringsum mit Gold, Silber und Edelsteinen; mit so großer Pracht eilt ihr in beschämender Raserei und schamlosem Stumpfsinn in den Tod. Sind das militärische Abzeichen oder nicht vielmehr weibischer Putz? Meint ihr vielleicht, dass der Dolch des Feindes vor dem Gold zurückscheut, die Edelsteine schont und die Seide nicht zu durchbohren vermag? Ihr wisst so gut wie ich, weil ihr es selbst erfahren habt, dass es drei Grundvoraussetzungen gibt, um in die Schlacht zu ziehen: Der tapfere und fleißige Ritter sei umsichtig, um sich selbst zu schützen; er sei frei zur Bewegung und beherzt zum Treffen. Ihr aber tragt langes Haar wie eine Frau, das eurem Blick im Wege ist. Ihr behindert eure Schritte durch lange und weite Tuniken. Eure zarten und feinen Hände sind gleichsam vergraben in weiten, wallenden Ärmeln. Obendrein geschieht es aus leichtfertigen und oberflächlichen Gründen, dass man einen solch gefährlichen Kriegsdienst auf sich nimmt. Davor sollte das Gewissen eines Bewaffneten zurückschrecken."
Bernhard von Clairvaux über die weltlichen Ritter.
J. Leclercq: Bernhard von Clairvaux. Ein Mönch prägt seine Zeit. München, 2005. S. 63
Bernhard von Clairvaux über die weltlichen Ritter.
J. Leclercq: Bernhard von Clairvaux. Ein Mönch prägt seine Zeit. München, 2005. S. 63
ElsaLaska - 20. Aug, 13:14
Weltlich?
So ein Traktat zur Ritterrüstung mag da schon ein wenig befremdlich wirken, doch grundlos oder zur Verherrlichung des Kriegshandwerks ist er wohl kaum verfasst worden (wobei wir etwas gar stark versucht sind, im Kreuzritter nur Negatives zu sehen - aber das ist ein anderes Kapitel..).
Vielleicht weist hier ein grösserer Zusammenhang auf wirklich Grösseres hin?
Anders sieht es nämlich aus, wenn ein solcher Text nicht nur an den Kreuzfahrer, sondern auch an den heimischen Gotteskämpfer auf der Kanzel und am Altar gerichtet wäre. Bernhard, der Reformer der in Üppigkeit schwelgenden Cluniazenser könnte seine Ermahnungen durchaus auch an die Priester und Mönchsgemeinschaften gerichtet haben!
Lieber Robert,
Man muss dazu wissen, dass Bernhard ja ein Buch mit dem Titel: Ad milites Templi. De laude novae militae, geschrieben hatte, exklusiv als Handreichung für die Tempelritter. Er kannte also auch das Ideal des geistlichen Ritters und es ging ihm darum, ihnen quasi Leitlinien mit auf den Weg zu geben. Wie immer gelingt der Blick auf ihn mit einer postmodern-demokratisch-humanitären Perspektive überhaupt nicht, man muss das natürlich innerhalb der Zeit begreifen und kann es nicht aus unserer Warte bewerten, ohne es zu verzerren. Leclercq schreibt weiter:
"Es war die Aufgabe der Templer, auf den Wegen, die der Herr selbst gegangen war, die gefährdeten Pilger zu schützen. Bernhard verweilt im längsten Teil seiner Abhandlung dabei, ihnen die Schönheit und die Bedeutung der hl. Stätten nahezubringen, die sie bewachen sollten. So entstand nicht nur ein wunderschöner Reiseführer ins Hl. Land, sondern auch eine großartige Sammlung von Betrachtungen über die Geheimnisse des Glaubens."
Es ist leider ziemlich kurzsichtig und geistlos, B. v. C. auf einen kriegshetzenden geifernden Mönch zu verkürzen, der im Speyrer Dom herumtobte ...
(Das war aber genau das Bild, das ich von ihm kannte).
LG
Elsa