Jorge Luis Borges über DAS ANTLITZ
Das Paradies am Ende der Jahre
von Jorge Luis Borges (1899 – 1986)
Das Ende der Jahre birgt keinen
verborgenen Garten. Gott braucht
zu seiner Freude nicht die Verdienste des Gerechten
oder Erdkreise des Lichts, konzentrische Theorien
der Throne, der Mächte, der Cherubim,
noch den illusorischen Spiegel der Musik,
noch die Tiefen der Rose,
noch den glühenden Glanz eines einzigen
Seiner Tiger, noch den Zauber
eines goldenen Sonnenuntergangs in der Wüste,
noch den alten, ursprünglichen Geschmack des Wassers.
In seiner Barmherzigkeit gibt es keine Gärten
oder ein Licht der Hoffnung oder Erinnerung.
Im Kristall eines Traumes habe ich den verheißenen
Himmel und die Hölle schon gesehen:
Wenn das letzte Gericht mit dröhnenden Trompeten anbricht
und der vieltausendjährige Planet
entwertet wird mit dem jähen Ende
- Oh Zeit! - seiner flüchtigen Pyramiden,
dann werden die Farben und Linien der Vergangenheit
in der Dunkelheit ein Antlitz zeichnen,
ruhend, unbeweglich, treu, unveränderlich,
(vielleicht das der Geliebten, vielleicht Deins)
und die Betrachtung dieses unmittelbaren
Gesichts, ewig, heil, unverweslich,
wird für die Feinde Gottes Hölle sein,
für die Erwählten: das Paradies.
(Aus dem Spanischen von Paul Badde)
von Jorge Luis Borges (1899 – 1986)
Das Ende der Jahre birgt keinen
verborgenen Garten. Gott braucht
zu seiner Freude nicht die Verdienste des Gerechten
oder Erdkreise des Lichts, konzentrische Theorien
der Throne, der Mächte, der Cherubim,
noch den illusorischen Spiegel der Musik,
noch die Tiefen der Rose,
noch den glühenden Glanz eines einzigen
Seiner Tiger, noch den Zauber
eines goldenen Sonnenuntergangs in der Wüste,
noch den alten, ursprünglichen Geschmack des Wassers.
In seiner Barmherzigkeit gibt es keine Gärten
oder ein Licht der Hoffnung oder Erinnerung.
Im Kristall eines Traumes habe ich den verheißenen
Himmel und die Hölle schon gesehen:
Wenn das letzte Gericht mit dröhnenden Trompeten anbricht
und der vieltausendjährige Planet
entwertet wird mit dem jähen Ende
- Oh Zeit! - seiner flüchtigen Pyramiden,
dann werden die Farben und Linien der Vergangenheit
in der Dunkelheit ein Antlitz zeichnen,
ruhend, unbeweglich, treu, unveränderlich,
(vielleicht das der Geliebten, vielleicht Deins)
und die Betrachtung dieses unmittelbaren
Gesichts, ewig, heil, unverweslich,
wird für die Feinde Gottes Hölle sein,
für die Erwählten: das Paradies.
(Aus dem Spanischen von Paul Badde)
ElsaLaska - 27. Okt, 20:40
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