Ich meine ja schon,
dass man Kermanis Text in jedem Fall auf seiner eigenen Ebene verstehen kann - und die Ebene ist doch etwas subtiler, als dass man sie schlicht mit antichristliches Hasspamphlet etikettieren sollte. Wenn man aber vor lauter Kermani- und Muslime-finden-das-Kreuz-obszön-Versteherei und liberaler Denkungsart es dann mal wieder nicht schafft, sich irgendwie differenziert über die katholische Kirche zu äußern, dann tut man überhaupt gar nichts anderes als das, was Lehmann und Steinacker nun vorgeworfen wird - nur, dass man wieder ganz viel Beifall von der aufgeklärten Öffentlichkeit dafür erhalten wird.
Der Artikel von Thomas Assheuer auf Zeit-online liest sich schon im allerersten Absatz ganz hervorragend an - da haben wir alles beieinander und es kommt noch mehr dazu:
"In diesen Tagen wird gern behauptet, die Ökumene sei ein Traum von gestern, die katholische Kirche habe ihn verraten. Das mag so sein. Aber wenn es darum geht, einen religiösen Gegner zu markieren, dann ist die Ökumene plötzlich quicklebendig, dann sprechen Protestanten und Katholiken dieselbe Sprache. Es ist die Sprache der obersten Glaubensbehörde, die Sprache der modernen Inquisition."
[Hier erübrigt sich jeder Zwischenruf von meiner Seite, weil es nichts gibt, mit dem ich diese Aussage in ihrer Niveaulosigkeit unterbieten könnte]
In der Zusammenfassung der Geschehnisse benutzt Assheuer sorgsam jede mögliche Vokabel, die man abwertend gebrauchen könnte. Ein Kreuzzug ist das, eine "Exkommunikation" Kermanis [das finde ich nun so hirnrissig, dass ich es leider doch explizit so hinschreiben muss. Vielleicht sollte Assheuer dochmal lieber Kermanis Buch über den Koran zur Seite legen und sich über das Christentum generell informieren - insonderheit dessen Rolle in der Geschichte des Abendlandes]
Assheuer führt die für ihn natürlich intellektuell gelungene Annäherung Kermanis bzw. erstmal dessen Vorbehalte, auch auf den Umstand zurück, dass Kermani vor einem Bild von Reni und nicht von El Greco gelandet ist. Denn:
"Reni ist eben nicht El Greco, der die Bildpolitik der Gegenreformation bediente, er ist kein Propagandist des Schmerzes und der kalkulierten Weltverdüsterung, niemand, der Gewalt und Leiden veredelt und die Gläubigen auf den Jüngsten Tag vertröstet, damit sie nicht auf die Idee kommen, an ihren Ketten zu sägen."
[Sancta simplicitas!] [Was bin ich froh, dass ich Bildmeditationen eines intellektuellen Muslim lesen darf anstatt die von Herrn Assheuer]
Jetzt zur Wendung in Kermanis Text, Segen, etc. Ans Kreuz glauben können - und man fasst es nicht, auch hier ist es möglich, den deutschen Papst ins Spiel zu bringen:
"Das ist eine spektakuläre Wendung, und ganz nebenbei liefert Kermani eine substanzielle Gegendeutung zur Leidensmystik der katholischen Kirche. Papst Benedikt predigt stets vom »Leiden in Gott«, was heißt: Der christliche Glaube spendet deshalb Trost, weil Gott immer schon solidarisch »mitleidet« und niemanden in seinem Unglück allein lässt." [Ein bisschen Zollitsch ist, wie man sieht, auch dabei.]
"Für Agnostiker sind das komische [Theodizee]Fragen [mamma mia? Was für Agnostiker kennt denn Herr Assheuer bitte? Ich kenne welche, die mir genau diese Fragen immer wieder stellen, an genau diesem Problem scheitern selbst die Menschen, die dringend glauben WOLLEN], aber sie haben in der wirklichen Welt doch sehr handgreifliche Folgen: Sie befördern die Selbstaufklärung der Religionen und dienen dem Weltfrieden. Denn wäre es, so fragt Kermani zwischen den Zeilen, nicht großartig, wenn sich alle abrahamitischen Religionen auf die Abschaffung des Opfers einigen könnten, auf die Ächtung der Gewalt und den Lobpreis des Friedens?"
[So einfach, so säkular, so viel bullshit]
Wir erfahren weiter, dass wir uns einen klügeren und einfühlsameren Interpreten unserer eigenen Religion als diesen muslimischen Intellektuellen gar nicht hätten wünschen können.
[Ja, genau, lasst Muslime die christliche Religion interpretieren und Christen die islamische - oder besser lieber nicht. Man muss nun, auch ich finde den Kermani-Text ja gut, aber nicht in hilfloses Groupietum verfallen. Im Übrigen haben wir in zweitausend Jahren tatsächlich spitzenmäßige Leute, auch von der Gegenseite gehabt, die das wunderbar gemacht haben und das Christentum voranbrachten - aber warum sich mit irgendwelchen lächerlichen Traditionen lange aufhalten ...]
"Kermani ist himmelweit entfernt vom linksliberalen Standardmilieu, das Religion mit Obskurantismus verwechselt und glaubt, allein mit Gerechtigkeitsfibeln über die Runden zu kommen. Erst recht suspekt ist ihm der süßliche Katholizismus einiger Schriftsteller, die den Papst zum Fürsten der Gegenmoderne ausrufen, der auf Herz-Jesu-Wolken über unseren Dekadenzlandschaften schwebt und mit der Wiedereinführung der lateinischen Messe die Menschheit erlöst."
[Save the liturgy - Save the world - sagt Father Z - und ich glaube, er meint damit beide Messformen. Aber egal, denn es kommt natürlich, was zwangsläufig ja auch noch kommen muss]
"Dass ausgerechnet Kardinal Lehmann päpstlicher ist als der Papst, ja dass er sich dazu hinreißen lässt, die Person Kermani beim Ministerpräsidenten Koch zu denunzieren – dies ist ein neuerlicher Sieg des katholischen Neofundamentalismus, der aus Rom abstrahlt und sich zu einem trüben Bild verdichtet. Die Kirche schließt zwar judenfeindliche Pius-Brüder ins Herz und duldet Holocaust-Leugner in ihren Reihen. Einen muslimischen Interpreten aber, der das christliche Kreuz intelligenter zu deuten versteht als mancher Kirchenfürst, verfolgt sie als Gotteslästerer und verlangt Unterwerfung."
[Ich weiß zwar nicht, welcher transalpinen, römischen Gehirnstrahlung Kardinal Lehmann ausgesetzt ist, falls er es je war, aber die kosmische Strahlung, die auf das Büro des Zeitjournalisten Assheuer einwirkt, scheint auch nicht gerade vom Planeten der geistigen Klarheit ausgesandt zu werden.]
Ein Fazit, in dem die Vokabeln "dümmlich" und "borniert" vorkommen würden, unterbleibt an dieser Stelle. Die nutzen sich langsam aber sicher ab, denn ich bin keine säkulare Journalistin, als dass ich es mir leisten könnte, den immer gleichen Quark dem Volk aufs Brot zu schmieren, ohne dass es sich dabei langweilt.
Der Artikel von Thomas Assheuer auf Zeit-online liest sich schon im allerersten Absatz ganz hervorragend an - da haben wir alles beieinander und es kommt noch mehr dazu:
"In diesen Tagen wird gern behauptet, die Ökumene sei ein Traum von gestern, die katholische Kirche habe ihn verraten. Das mag so sein. Aber wenn es darum geht, einen religiösen Gegner zu markieren, dann ist die Ökumene plötzlich quicklebendig, dann sprechen Protestanten und Katholiken dieselbe Sprache. Es ist die Sprache der obersten Glaubensbehörde, die Sprache der modernen Inquisition."
[Hier erübrigt sich jeder Zwischenruf von meiner Seite, weil es nichts gibt, mit dem ich diese Aussage in ihrer Niveaulosigkeit unterbieten könnte]
In der Zusammenfassung der Geschehnisse benutzt Assheuer sorgsam jede mögliche Vokabel, die man abwertend gebrauchen könnte. Ein Kreuzzug ist das, eine "Exkommunikation" Kermanis [das finde ich nun so hirnrissig, dass ich es leider doch explizit so hinschreiben muss. Vielleicht sollte Assheuer dochmal lieber Kermanis Buch über den Koran zur Seite legen und sich über das Christentum generell informieren - insonderheit dessen Rolle in der Geschichte des Abendlandes]
Assheuer führt die für ihn natürlich intellektuell gelungene Annäherung Kermanis bzw. erstmal dessen Vorbehalte, auch auf den Umstand zurück, dass Kermani vor einem Bild von Reni und nicht von El Greco gelandet ist. Denn:
"Reni ist eben nicht El Greco, der die Bildpolitik der Gegenreformation bediente, er ist kein Propagandist des Schmerzes und der kalkulierten Weltverdüsterung, niemand, der Gewalt und Leiden veredelt und die Gläubigen auf den Jüngsten Tag vertröstet, damit sie nicht auf die Idee kommen, an ihren Ketten zu sägen."
[Sancta simplicitas!] [Was bin ich froh, dass ich Bildmeditationen eines intellektuellen Muslim lesen darf anstatt die von Herrn Assheuer]
Jetzt zur Wendung in Kermanis Text, Segen, etc. Ans Kreuz glauben können - und man fasst es nicht, auch hier ist es möglich, den deutschen Papst ins Spiel zu bringen:
"Das ist eine spektakuläre Wendung, und ganz nebenbei liefert Kermani eine substanzielle Gegendeutung zur Leidensmystik der katholischen Kirche. Papst Benedikt predigt stets vom »Leiden in Gott«, was heißt: Der christliche Glaube spendet deshalb Trost, weil Gott immer schon solidarisch »mitleidet« und niemanden in seinem Unglück allein lässt." [Ein bisschen Zollitsch ist, wie man sieht, auch dabei.]
"Für Agnostiker sind das komische [Theodizee]Fragen [mamma mia? Was für Agnostiker kennt denn Herr Assheuer bitte? Ich kenne welche, die mir genau diese Fragen immer wieder stellen, an genau diesem Problem scheitern selbst die Menschen, die dringend glauben WOLLEN], aber sie haben in der wirklichen Welt doch sehr handgreifliche Folgen: Sie befördern die Selbstaufklärung der Religionen und dienen dem Weltfrieden. Denn wäre es, so fragt Kermani zwischen den Zeilen, nicht großartig, wenn sich alle abrahamitischen Religionen auf die Abschaffung des Opfers einigen könnten, auf die Ächtung der Gewalt und den Lobpreis des Friedens?"
[So einfach, so säkular, so viel bullshit]
Wir erfahren weiter, dass wir uns einen klügeren und einfühlsameren Interpreten unserer eigenen Religion als diesen muslimischen Intellektuellen gar nicht hätten wünschen können.
[Ja, genau, lasst Muslime die christliche Religion interpretieren und Christen die islamische - oder besser lieber nicht. Man muss nun, auch ich finde den Kermani-Text ja gut, aber nicht in hilfloses Groupietum verfallen. Im Übrigen haben wir in zweitausend Jahren tatsächlich spitzenmäßige Leute, auch von der Gegenseite gehabt, die das wunderbar gemacht haben und das Christentum voranbrachten - aber warum sich mit irgendwelchen lächerlichen Traditionen lange aufhalten ...]
"Kermani ist himmelweit entfernt vom linksliberalen Standardmilieu, das Religion mit Obskurantismus verwechselt und glaubt, allein mit Gerechtigkeitsfibeln über die Runden zu kommen. Erst recht suspekt ist ihm der süßliche Katholizismus einiger Schriftsteller, die den Papst zum Fürsten der Gegenmoderne ausrufen, der auf Herz-Jesu-Wolken über unseren Dekadenzlandschaften schwebt und mit der Wiedereinführung der lateinischen Messe die Menschheit erlöst."
[Save the liturgy - Save the world - sagt Father Z - und ich glaube, er meint damit beide Messformen. Aber egal, denn es kommt natürlich, was zwangsläufig ja auch noch kommen muss]
"Dass ausgerechnet Kardinal Lehmann päpstlicher ist als der Papst, ja dass er sich dazu hinreißen lässt, die Person Kermani beim Ministerpräsidenten Koch zu denunzieren – dies ist ein neuerlicher Sieg des katholischen Neofundamentalismus, der aus Rom abstrahlt und sich zu einem trüben Bild verdichtet. Die Kirche schließt zwar judenfeindliche Pius-Brüder ins Herz und duldet Holocaust-Leugner in ihren Reihen. Einen muslimischen Interpreten aber, der das christliche Kreuz intelligenter zu deuten versteht als mancher Kirchenfürst, verfolgt sie als Gotteslästerer und verlangt Unterwerfung."
[Ich weiß zwar nicht, welcher transalpinen, römischen Gehirnstrahlung Kardinal Lehmann ausgesetzt ist, falls er es je war, aber die kosmische Strahlung, die auf das Büro des Zeitjournalisten Assheuer einwirkt, scheint auch nicht gerade vom Planeten der geistigen Klarheit ausgesandt zu werden.]
Ein Fazit, in dem die Vokabeln "dümmlich" und "borniert" vorkommen würden, unterbleibt an dieser Stelle. Die nutzen sich langsam aber sicher ab, denn ich bin keine säkulare Journalistin, als dass ich es mir leisten könnte, den immer gleichen Quark dem Volk aufs Brot zu schmieren, ohne dass es sich dabei langweilt.
ElsaLaska - 19. Mai, 20:33
Oh...
... Gott!
Ist das schlecht!
Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll!
Und ich ziehe in Ehrfurcht meinen Hut, daß Du Dich der Sache angenommen hast!
Ja genau,