Dietrich von Hildebrand: Die Ehe [3]
Auch die Tatsache, dass diese Liebe so plötzlich sich einstellen kann, dass sie bei der ersten Begegnung schon in voller Klarheit aufblühen kann, beleuchtet den charakteristischen Gegensatz zu anderen natürlichen Liebesformen. In dieser Liebe erschließt sich eben in wunderbarer Weise das ganze Wesen des anderen mit einem Schlag als eine Einheit. Unser Blick wird fähig, den anderen in viel tieferer Weise zu erfassen, als es die gewöhnliche stumpfe Betrachtung vermag, die an tausend Kleinigkeiten haften bleibt und die, durch die graue Atmosphäre des Alltags beschwert, in einem "Vonaußenstehen" stecken bleibt. Wie in der übernatürlich begründeten Nächstenliebe mit einem Schlag der gottesebenbildliche Kern des andern durch all seine Unvollkommenheiten, durch seine Kleinlichkeit, seinen Hochmut, sein triviales Gehaben hindurch in seiner ewigen Schönheit erfasst wird - so bricht in der natürlichen ehelichen Liebe auf einmal in geheimnisvoller Weise das tiefere Wesen des anderen, die eigentlich positive Intention, die in all seinen Anlagen, Talenten, in dem ganzen Rhythmus seines Wesens liegt, durch alles Unvollkommene hindurch. Man versteht gleichsam den "Schöpfungssinn" dieser besonderen Individualität, wie man in der Nächstenliebe den Schöpfungssinn der freien, geistigen, gottebenbildlichen Person überhaupt in diesem Individuum versteht. Gewiss, mit jeder Liebe geht ein tieferes Verstehen des anderen Hand in Hand, ein Erfassen seines eigentlichen Wesens, das nur unvollkommen unter vielen Hemmungen und Schwächen sich durchsetzt; und nicht ist falscher als Wort "Liebe macht blind" da gerade sie allein uns sehend macht und uns selbst die Fehler des anderen in seiner ganzen Tragweite offenbart und uns an ihnen leiden lässt.
Aber die eheliche Liebe offenbart uns das ganze Wesen des anderen in einer geheimnisvollen, anschaulichen Einheit, sie enthüllt uns nicht nur einzelne Vorzüge des anderen, sondern den besonderen Zauber dieser Individualität im Ganzen, der alles durchsetzt und das besondere Wesen dieses Menschen charakterisiert - der auch nur von dem betreffenden kongenialen Menschen ganz verstanden werden kann und nur ihm derartiges bedeuten kann.
Aber die eheliche Liebe offenbart uns das ganze Wesen des anderen in einer geheimnisvollen, anschaulichen Einheit, sie enthüllt uns nicht nur einzelne Vorzüge des anderen, sondern den besonderen Zauber dieser Individualität im Ganzen, der alles durchsetzt und das besondere Wesen dieses Menschen charakterisiert - der auch nur von dem betreffenden kongenialen Menschen ganz verstanden werden kann und nur ihm derartiges bedeuten kann.
ElsaLaska - 7. Mär, 13:34
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